Neue Zitate (Seite 25)
Hoffnung
Hoffnung schlummert tief im Herzen
Wie im Lilienkelch der Tau
Hoffnung taucht, wie aus den Wolken
Nach dem Sturm des Himmelsblau;
Hoffnung keimt, ein schwaches Hälmchen,
Auch aus nackter Felsenwand;
Hoffnung leuchtet unter Thränen,
Wie im Wasser der Demant
Schon so tausendfach betrogen,
Armes, schwaches Menschenherz,
Immer wendest du dich wieder
Gläubig trauernd himmelwärts.
Wie Arachne unverdrossen,
Täglich neue Netze spannt,
Kreuze auch durch ihre Fäden,
Täglich rauh des Schicksals...
Franz Freiher von Gaudy
Hoffnung
O Hoffnung, Hoffnung! durch das ganze Leben
Gibst du dem Menschen freundlich das Geleite,
Ermutigst ihn im harten Schicksalsstreite,
Daß er nicht Raum mög' der Verzweiflung geben.
Ob Gram und Leid auch seinen Blick umweben
Und sich das Unheil hält an seiner Seite,
Doch sucht sein Blick aufs neue stets das Weite,
Und neu durch dich wird wiederum sein Streben.
Du hüllest lieblich ihm die Zukunft ein,
Erleichterst ihm der Gegenwart Beschwerden
Und milderst seines Herzens schlimmste...
Karl Franz Egon Frohme
Ein Jahr versinkt im Zeitenstrom,
sinkt tief bis auf den Grund.
Ein neues hebt sich leise schon,
erwartet seine Stund'.
Was einmal war, kehrt nimmermehr
herauf ans Tageslicht,
ruht auf dem Grunde felsenschwer,
die Flut sich daran bricht.
Noch widersteht der Fels am Grund
von starker Flut umspült,
noch wirkt sein Dasein, tut sich kund
im Wirbel, der zum Tag sich wühlt.
So strömt es fort, und unentwegt
zerschleift das Felsgestein,
bis Gegenkraft sich leiser regt
und aller Grund wird...
Carl Peter Fröhling
Zu neuer Tat
Siehst du den Regenbogen
dort überm Horizont.
Er verkündet eine neue Zeit
und morgen,
wenn du eine Nacht geschlafen hast,
ist heute schon Vergangenheit.
Das, was du heute meinst und denkst,
steht dann in einem andern Licht.
Es ist wie eine Rosenknospe,
die zu voller Blüte bricht.
Lasse jede kleine Regung,
die du in deinem Innern spürst,
sich entfalten,
so daß du sie zu Ende führst.
Volkmar Frank
Ein neuer Tag
Ich will nicht streiten
über das, was ich tat
und was fehlgechlagen ist.
Heute ist ein neuer Tag.
Was getan ist getan
und was nicht –
Ich muß es heute besser machen.
Dieser neue Tag
so wie er
breche auch ich aus dem Dunkel hervor.
Was mich bedrückte
ist so niedrig
geworden durch diesen neuen hellen Tag!
Volkmar Frank
Heimat – meine Liebe
Heimat
wo ich aufwuchs, wo ich lebte
wo mein Herz das erste Mal erbebte
woran ich denke als ich Kind
wo meine Eltern heut noch sind
wo immer eine helfende Hand
bei ihnen in der Not ich fand
Heimat
möchte dich nicht missen
gebettet in meinem Herzen wissen
wenn ich auch meilenweit entfernt
und was Neues kennengelernt
bleibt meine Liebe doch ein Stück
gepaart mit dir und fernes Glück
Volkmar Frank
Und wieder hier draußen ein neues Jahr -
Was werden die Tage bringen?!
Wird's werden, wie es immer war,
Halb scheitern, halb gelingen?
Wird's fördern das, worauf ich gebaut,
Oder vollends es verderben?
Gleichviel, was es im Kessel braut,
Nur wünsch' ich nicht zu sterben.
Ich möchte noch wieder im Vaterland
Die Gläser klingen lassen
Und wieder noch des Freundes Hand
Im Einverständnis fassen.
Ich möchte noch wirken und schaffen und tun
Und atmen eine Weile,
Denn um im Grabe auszuruhn,
Hat's...
Theodor Fontane
Wenn Du dort auf mich wartest
Ich bringe dir
die ersten Sonnenstrahlen
zum Frühstück
oder den Vollmond
als Mitternachtseinlage ans Bett –
wenn du dort auf mich wartest.
Ich reiße alle Grenzen nieder
oder neue Gräber auf –
wenn du dort auf mich wartest.
Ich springe über meinen Schatten
oder zünde siebenundsiebzigeinhalb
Freudenfeuer an –
wenn du dort auf mich wartest.
Ich gehe in die Luft
oder schwimme bis ans Ende
aller Weltmeere –
wenn du dort auf mich wartest.
Ich mache dem...
Ernst Ferstl
Laß dich verwandeln
Laß dich
von der Sehnsucht nach Nähe
leiten,
damit du den Weg findest
zum Haus der Liebe.
Laß dich
von der Hoffnung
auf das Glück des Miteinander
treiben,
damit du neue Ufer
erreichen kannst.
Laß dich
von der Begeisterung
für alles Liebenswürdige
und Lebenswerte
tragen,
damit dein Denken,
Fühlen und Tun
Hand und Fuß bekommen.
Ernst Ferstl
Deine Geschenke
Du schenkst mir
viel von deiner Lebenszeit,
liebevoll eingewickelt
in buntes Augenblickspapier.
Du räumst mir
viel Platz in deinem Leben ein,
zärtlich verdichtet
im Nahesein.
Du eröffnest mir
viele neue Zugänge
zur Welt der Sinne,
aufbauende und umwerfende
Abenteuer.
Du schenkst mir
das kostbarste Gut meines Lebens:
dich.
Ernst Ferstl
Abklang
Ein wenig stirbt man Tag für Tag und faßt es nicht
wie etwas weitergeht und ist vorbei
und wie ein Tag verrinnt in seine Nacht
und aufersteht ein fremdes Einerlei
und schwer erträglich ist wie Stunden fallen
im Puls der Stille kommen und vergehen
und wie Geburt und Tod ist Gegenwart
und ganz alltäglich Schritte die verhallen
indessen innen noch Knospen stehn und Neues harrt.
Norbert Elias
Sehnsucht im Herbst
O welch ein Lied mit süßen Heimatsklängen,
Welch ein Akkord voll Glück und Schmerz,
Als ob die Nachtigallen alle sängen,
Erregt aufs Neue mir das Herz!
Ihr Nachtigallen, könnt ich mit euch ziehn!
Mich zieht es hin zu jenen linden Lüften,
Wie es den Vogel nach dem Maimond zieht,
Zu Lorbeerhainen, ach zu Sonnentriften!
Mein Vaterland ist, wo der Frühling blüht,
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht!
Mein Sinn, mein – Trübsinn nach der Heimat steht!
O lockend Lied, wer ist...
Ludwig Eichrodt