Neue Zitate (Seite 19)
Ein Frühlingswind
Mit diesem Wind kommt Schicksal; laß, o laß
es kommen, all das Drängende und Blinde,
vor dem wir glühen werden –: alles das.
(Sei still und rühr dich nicht, daß es uns finde.)
O unser Schicksal kommt mit diesem Winde.
Von irgendwo bringt dieser neue Wind,
schwankend vom Tragen namenloser Dinge,
über das Meer her was wir sind.
…. Wären wirs doch. So wären wir zuhaus.
(Die Himmel stiegen in uns auf und nieder.)
Aber mit diesem Wind geht immer wieder
das Schicksal riesig über...
Rainer Maria Rilke
Die Zeit
sitzt auf einem Baumstumpf
und bläst Seifenblasen
in den Wind.
In einer davon
sitzt du.
Du winkst, schreist,
willst sie
auf dich aufmerksam machen.
Doch sie
nimmt keine Notiz von dir,
zu vertieft ist sie
in ihre Beschäftigung.
Immer neue, prächtigere Kugeln
Übergibt sie ihrem Schicksal.
Plötzlich, ganz unerwartet,
wendet sie sich um zu dir
und blickt dich an
mit ihren sanften, ruhigen,
klaren, blinden Augen:
"Komm.
Wir wollen spielen!'
Schicksal.
Wolfgang J. Reus
Roter Mond
Wenn am Abend
Wellen plätschern
weil der Ostwind
leise weht,
wenn die Dämm'rung
senkt sich nieder,
dann die Welt zur
Ruhe geht.
Rot siehst du den
Mond aufgehen,
steigt hervor aus
Meerestiefen
und ein Traum
beginnt zu
wandern,
Phantasie beginnt
zu fließen.
Jeder Schleier,
jede Wolke
birgt in sich
ein neues Bild
und im Rauschen
mit den Wellen
wird man wieder
wie ein Kind.
Otto Reinhards
Keine Zeit wegen Geld
Oh je, oh je, welch Leid,
kein Mensch hat heut' mehr Zeit,
auf dieser schönen Welt
dreht sich alles nur ums Geld.
Ein neues Haus muss her,
auch Autos sind Begehr,
dazu noch ein Gestüt
und 'nen Whirlpool fürs Gemüt.
Schuften bis in die Nacht,
an Rast wird kaum gedacht,
Geld hat stets den Vorrang
und beglückt zugleich die Bank.
Erst wenn der Tod da steht
und gar nichts mehr geht,
dann ist Geld nicht mehr wichtig
und Zeit – hat man dann richtig.
Horst Rehmann
Ein zäher Baum
Ein zäher Baum wiegt sich im Winde,
er leidet unter Altersschwäche,
am Stamm löst sich bereits die Rinde,
Zeit nagt an seiner Oberfläche.
Noch steht er stolz auf festem Boden,
hat sich im Erdreich tief verkrallt,
doch wenn die Winde stärker toben,
verliert er zweifelsfrei den Halt.
Dann muss er machtlos sich ergeben,
dem steten Kreislauf dieser Erde,
muss Platz machen für neues Leben,
und sich verabschieden – in Würde.
Horst Rehmann
2010
Jetzt laßt uns alle ganz schnell geh'n,
ins Jahr Zweitausendzehn,
Zweitausendneun ist eh vorbei,
vorbei ist auch die Knallerei.
Wir haben uns genug geschunden,
das letzte Jahr ist überwunden.
Wer weiß was uns das Neue bringt?
Ob uns das große Glück bald winkt?
Ein jeder stellt sich selbst die Weichen,
will er in Zukunft was erreichen,
mit etwas Mut und Strategie,
führt er im Leben selbst Regie.
Dreihundertfünfundsechzig Tage lang,
nur vorwärts, ohne Rückwärtsgang,
man nimmt das Lenkrad...
Horst Rehmann
Zivilcourage
Manchmal stellt man sich die Frage,
wo sind die Helden unsrer Zeit,
wer zeigt noch Zivilcourage,
wenn jemand laut um Hilfe schreit.
Da wird ein Mann brutal erschlagen,
nur weil er Kindern helfen will,
Passanten stehen da, – versagen,
wenden sich ab und bleiben still.
Tagtäglich neue Aggressionen,
die Medien sind voll davon,
wiederholt in Bahnstationen,
treten Jugendliche in »Aktion«.
Zivilcourage gibt's nur selten,
dem Menschen liegt die Angst im Blut,
es sollt jedoch die...
Horst Rehmann
Wasser
Vom Quell stürzt du als Bach zu Tal,
willst das Flussbett schnell erlangen,
bist frisch und klar, hast keine Wahl,
musst irgendwie zum Meer gelangen.
Hast es sehr eilig, folgst deinem Ziel,
fließt durch Wälder und durch Auen,
verbringst auch Zeit mit Wellenspiel,
an dem sich Menschen gern erbauen.
Natur verschlingt dein köstlich Nass,
durch dich erwacht das neue Leben,
drum fließe Ständig, ohne Unterlass,
dann wird´s die Welt auf ewig geben.
Horst Rehmann
Mut
Das alte Jahr ist nun verronnen,
gehört längst zur Vergangenheit,
Sorgen hat´s nicht mitgenommen,
nur verschoben, in die neue Zeit.
Jeder Mensch muss damit leben,
weil nichts daran zu ändern ist,
drum sollte er das Beste geben,
denn stets versagt der Pessimist.
Fester Wille und gesetztes Ziel,
sind besser als Verdrossenheit,
es wird gewiss kein Kinderspiel,
doch Mut vertreibt selbst Ängstlichkeit.
Horst Rehmann
Abenteuer Leben
Wo willst du mich hintreiben?
Welche Absicht hast du in mich gelegt?
Jeder neue Tag ist ein Schritt zum Sinn, zum Ziel.
Wechsel-Spiel des Lebens.
Absichtsloses Sein.
Gelebte Unsicherheit.
Nichts besteht.
Gefühle wie das Wellenspiel des Meeres.
Beständige Veränderung von Raum, Zeit und Ordnung.
Sichere Wandlung.
Vertrauensvolles Hingeben in den Rhythmus des Universums.
Irina Rauthmann
Tränen
In den wärmenden Strahlen der Sonne
schmelzen Eis und Schnee des Winters dahin.
Glitzernd hängen ihre Tropfen
verheißungsvoll an den Ästen der Bäume
Meine Hoffnung, meine Träume,
die ich an unsere Beziehung geknüpft hatte,
die ich festhalten wollte –
sie schmelzen dahin!
Deine Eiseskälte, deine Härte –
ich lasse los und nehme Abschied!
Strahlen der Sonne erwärmen mich.
Die Tränen der Trauer werden versiegen,
und neue Wege und Möglichkeiten
werden sich auftun!
Beate Prager