Nebel Zitate (Seite 3)
Finisterre
Und plötzlich sind uns die Begleiter fremd
an unserem nicht ermattenden Geist hilflos gewordene Engel,
wenn sie hastig die sinnlos zuckenden Herzen wollüstig umklammern,
würgen, bis sie stillstehen, versteinern,
Und ein tiefer Schub uns bis anhin Verborgenem in den Adern pocht,
weil wir ringen, mit ihrer hohen Angst,
verächtlich, weil allein zu sein,
bis sie fallen, die Bilder bersten,
Schmerzen ziehen
wie Nebel
Peter Rudl
Wie liegt die Welt so stille,
Als hätt' ein heil'ger Wille
Sie fest mit Schlaf umhegt;
Die weißen Nebel steigen,
Der Wind schläft in den Zweigen,
Kein Blättchen sich mehr regt.
Auf dunklen Himmelswogen
Kommt nun die Nacht gezogen
In ihrem goldnen Kahn,
Ich steh' in meinem Garten,
Als sollt ich wen erwarten –
Und geh' doch Niemand an!
Anna Ritter
Herbst
Eine trübe, kaltfeuchte Wagenspur:
Das ist die herbstliche Natur.
Sie hat geleuchtet, geduftet und trug
Ihre Früchte. – Nun ausgeglichen,
Hat sie vom Kämpfen und Wachsen genug. -
Scheint's nicht, als wäre alles Betrug
Gewesen, was ihr entwichen?
Das Händesinken in den Schoß,
Das Unbunte und Leise,
Das ist so schön, daß es wiederjung
Beginnen kann, wenn Erinnerung
Es nicht klein macht, sondern weise.
Ein Nebel blaut über das Blätterbraun,
Das zwischen den Bäumen den Boden bedeckt.
Wenn...
Joachim Ringelnatz
Nachtschwärmen
Die alte Pappel schauert sich neigend,
Als habe das Leben sie müde gemacht.
Ich und mein Lieb – hier ruhen wir schweigend –
Und vor uns wallt die drückende Nacht.
Bis sich zwei schöne Gedanken begegnen, –
Dann löst sich der bleierne Wolkenhang.
Goldene, sprühende Funken regnen
Und füllen die Welt mit lustigem Klang.
Ein trüber Nebel ist uns zerronnen.
Ich lege meine in deine Hand.
Mir ist, als hätt ich dich neu gewonnen. – –
Und vor uns schimmert ein goldenes Land.
Joachim Ringelnatz
Am Fenster
Ich sitze einsam am Fenster,
seh eine Nebelwand,
und Menschen fast wie Gespenster,
hastend am Straßenrand.
Plötzlich erkenn ich Gesichter,
nur einen Augenblick,
sie strahlen heller als Lichter,
erschreckt zuck ich zurück.
Deutlich habe ich dich erkannt,
deine Augen, den Mund,
beides unverkennbar charmant,
so erfrischend, so rund.
Jetzt seh ich nur noch Konturen,
der Nebel spielt sein Spiel,
aus Menschen macht er Figuren,
verwischt deren Profil.
Ich sitze einsam am Fenster,
seh in...
Horst Rehmann
Spätherbst
Fahlgrau verdämmert der Tag…
Nebel in flatternden Stücken,
will mir die Brust bedrücken,
Furcht regt sich im Föhrenschlag.
Und schon nahet der Sturm,
Herbst beugt die greisen Bäume, –
in meine dumpfen Träume
zittern die Glocken vom Turm.
Schall und verworrener Klang
aus dem Häusergewimmel;
Dampf quillt zum nächtlichen Himmel
in aufstrebendem Drang.
Dunkel schleicht mir ins Herz,
Wolken ballen sich dichter –
Aber drüben die Lichter
winken mir heimatwärts.
Wilhelm Popp
Mein Sternenvater
Da entdeckte ich
staunen
die Tiefen ferner Welten
bei meinem
Sternenvater
als er mich einführte
in die Geheimnisse
des Weltalls
und mir in seinem Teleskop
die Flecken der Sonne
verschmolzen
zu einem göttlichen See
die Meere und Krater
des Mondes
bizarre Schatten warfen
auf die Netze
meines Augenlichts
die Gebrüder des Jupiter
alle Zeit in mir
anhielten
und die Nebel
ferner Galaxien mich
einsponnen
in die Ewigkeit
unendlicher Lichtjahre
Manfred Poisel
Es saust der Baum auf ödem Feld
Die Wolken niederhangen;
Das Blühen ist vergangen
Das Hoffen aus der Welt.
Versunken ist manch treue Brust,
Die Winde drüber wehen;
Das Glück darf nicht bestehen
Nichts bleibt – als der Verlust.
Die Blätter rauschen ab vom Baum,
Im Thal die Nebel weben;
Dahin ist Lust und Leben,
Und alles ist ein Traum.
Ludwig Pfau
Die Vergangenheit
Mir ist als legten leise
Sich Nebel um mich her,
Vom bunten Menschenkreise
Mich scheidend mehr und mehr.
Erinnerungen sind es,
Aus Lust und Leid gewebt,
Die man, will's ein gelindes
Geschick, mit mir begräbt!
Mir ist, als brauste, grollte
Um mich ein Ocean,
Den ich, wie gern ich wollte
Nicht überbrücken kann.
Dieß Meer, deß banger Klage
Die Seele träumend lauscht,
Es sind die fernen Tage,
Die an mir hingerauscht!
Vereinsamt im Gewühle,
Das rastlos drängt und...
Betty Paoli
Der graue Nebel umhüllt die Stadt
es ist noch keine Menschenseele erwacht.
Wie eine leere Hülle erscheint in diesem Moment die Welt,
eine Kerze steckt sie an, damit Licht und Wärme sie erhellt.
Denn kalt ist es auch -
ganz des Novembers Brauch.
Er ist nicht sehr beliebt -
doch die Natur siegt,
bald erwacht sie wieder
und der November ist der Verlierer.
Karin Obendorfer