Mutter Zitate (Seite 3)
Der Negersklave in den Vereinigten Staaten wurde wie ein Zuchtbulle aufgezogen, und seine Kinder wurden von ihm fortverkauft. Die Spuren des Verlustes der väterlichen Verantwortlichkeit lassen sich noch unter der Arbeiterklasse der amerikanischen Neger nachweisen, wo die primäre Ernährungseinheit die Mutter und die Mutter der Mutter ist. Eine Einheit, der sich die Männer manchmal selbst ohne jeden wirtschaftlichen Beitrag anschließen.
Margaret Mead
Das Ständchen
Was wecken aus dem Schlummer mich
Für süße Klänge doch?
O Mutter, sieh! Wer mag es sein
In später Stunde noch?
"Ich höre michts, ich sehe nichts,
O schlummre fort so lind!
Man bringt dir keine Ständchen jetzt,
Du armes, krankes Kind!"
Es ist nicht irdische Musik,
Was mich so freudig macht;
Mich rufen Engel mit Gesang,
O Mutter, gute Nacht!
Ludwig Uhland
Elisabeth
Meine Mutter hat's gewollt,
Den andern ich nehmen sollt;
Was ich zuvor besessen,
Mein Herz sollt es vergessen;
Das hat es nicht gewollt.
Meine Mutter klag ich an,
Sie hat nicht wohlgetan;
Was sonst in Ehren stünde,
Nun ist es worden Sünde.
Was fang ich an?
Für all mein Stolz und Freud
Gewonnen hab ich Leid.
Ach, wär das das nicht geschehen,
Ach, könnt ich betteln gehen
Über die braune Heid.
Theodor Storm
Vergänglichkeit
Wie die Blumen, die zwischen dem Grase stehn,
Verwelken, daß keine Spur mehr bleibt,
So wird die Zeit meine Noth verwehn
Und die Sehnsucht, die mich zum Blühen treibt,
Und wird von all meinem drängenden Leben
Kaum noch ein Hauch in den Lüften schweben.
Geht wohl ein Kind an der Stätte hin,
Darunter ich todt und vergangen bin,
Bricht Blumen von meinem Hügel und lacht:
– O sieh nur, Mutter, die bunte Pracht. –
Und die Mutter schmiegt um des Lieblings Wangen
Die Blüthen, die...
Anna Ritter
Nächtlicher Heimweg
Es wippt eine Lampe durch die Nacht.
Trapp klapp –
Ich will mir denken,
Daß meine Mutter jetzt noch wacht
Und will den Hut für sie schwenken.
Wir sind nicht, wie man seien soll,
Wir haben einander nur gern,
Doch meine Mutter ist alt und ist fern.
Und mir ist das Herz heut so voll.
Da kommt eine Frau mir engegen,
Ich will was Gutes überlegen,
Weil sie so arm und eckig aussieht.
Aber die Frau entflieht.
Ich bin ihr zu verwegen.
Nun wird es still und wunderbar.
Kein Laut auf...
Joachim Ringelnatz
An meine Mutter
Siehe, von allen den Liedern nicht
eines gilt dir, o Mutter:
Dich zu preisen, o glaub's! bin ich zu
arm und zu reich.
Ein noch ungesungenes Lied, ruhst du
mir im Busen,
keinem vernehmbar sonst, mich nur
zu trösten bestimmt.
Wenn sich das Herz unmutig der
Welt abwendet und einsam
seines himmlischen Teils bleibenden
Frieden bedenkt.
Eduard Mörike
An die Mutter
Ich hab gefehlt, und du hast es getragen,
so manches Mal und, ach, so lang, so schwer.
Wie das mich nun bedrückt, kann ich nicht sagen;
o komm noch einmal, einmal zu mir her!
Du starbst ja nicht; du bist hinaufgestiegen
zu reinen Geistern, meiner Mutter Geist.
Ich weiß, du siehst jetzt betend mich hier liegen;
o komm, o komm, und sag, daß du verzeihst!
Komm mir im Traum; komm in der Dämmerstunde,
wenn, Stern um Stern, der Himmel uns umarmt.
Bring mir Verzeihung, und bring...
Karl May
Liese
Die Mutter schleppte einst Gemüse,
Und wenn die Kirschenernte kam,
Dann stahl für mich die kleine Liese,
Soviel die kleine Schürze nahm. –
Wie schmausten wir in Feld und Wiese!
Die Mutter hockt vor ihren Körben;
Jetzt ist sie alt, doch froh im Sinn,
Drum prahlt sie vor der Nachbarin:
"Mein Mädel kann ja nicht verderben,
Denn die versteht sich aufs Erwerben
Und legt noch was für später hin!"
Ich hab sie gestern erst gesehen
Ich hab ihr Antlitz gleich erkannt.
Stumm blieb ich in der Menge...
Ludwig Jacobowski
An meine Mutter B. Heine,
geborene van Geldern
Ich bin’s gewohnt, den Kopf recht hoch zu tragen,
mein Sinn ist auch ein bißchen starr und zähe;
wenn selbst der König mir ins Antlitz sähe,
ich würde nicht die Augen niederschlagen.
Doch liebe Mutter, offen will ich's sagen:
Wie mächtig auch mein stolzer Mut sich blähe,
in deiner selig süßen, trauten Nähe
ergreift mich oft ein demutsvolles Zagen.
Ist es dein Geist, der heimlich mich bezwinget,
dein hoher Geist, der alles kühn durchdringet
und...
Heinrich Heine
Die Mutter des Humors
Freund Humor – dich würdigt jedermann,
Weil so ganz ins Wesen du gedrungen!
Was kein Tor und auch kein Weiser kann:
Dir ist's wunderleicht gelungen.
Gegen alle Not bist du gefeit,
Hast die klarsten Augen, feinsten Ohren –
Du, den einst in unheilvoller Zeit
Eine Sterbende geboren.
Feister Racker! hei, wie freust du dich,
Und wie schmeckt dir all dein Erdenfutter –
Hurrahoch! Die dir so wenig glich,
Kanntest du ja nie: die Mutter.
Niemand denkt, was hart und blutend...
Hanns Freiherr von Gumppenberg
Liebe und Tugend
Wenn einem Mädchen, das uns liebt,
Die Mutter strenge Lehren gibt
Von Tugend, Keuschheit und von Pflicht,
Und unser Mädchen folgt ihr nicht
Und fliegt mit neuverstärktem Triebe
Zu unsern heißen Küssen hin,
Da hat daran der Eigensinn
So vielen Anteil als die Liebe.
Doch wenn die Mutter es erreicht,
Daß sie das gute Herz erweicht,
Voll Stolz auf ihre Lehren sieht,
Daß uns das Mädchen spröde flieht,
So kennt sie nicht das Herz der Jugend;
Denn wenn das je ein Mädchen tut,
So hat...
Johann Wolfgang von Goethe