Müde Zitate (Seite 50)
Glücklich, daß die Natur das weibliche Herz mit einem unnennbar zarten und starken Gefühl für den persönlichen Wert des Mannes ausgerüstet und geschmückt hat. Durch dies Gefühl erträgt sie auch seine Härtigkeiten; sie schwingt sich in einer süßen Begeisterung so gern zu allem auf, was ihr an ihm edel, groß, tapfer, ungewöhnlich dünket; mit erhebender Teilnehmung hört sie männliche Taten, die ihr, wenn der Abend kommt, die Last des beschwerlichen Tages versüßen und es zum Stolz ihr machen, daß...
Johann Gottfried von Herder
Wir wollen der Hausfrömmigkeit das gebührende Lob nicht entziehen. Auf ihr gründet sich die Sicherheit des einzelnen, worauf zuletzt denn auch die Festigkeit und Würde des Ganzen beruhen mag. Aber sie reicht nicht mehr hin. Wir müssen den Begriff einer Weltfrömmigkeit fassen, unsre redlichmenschlichen Gesinnungen in einen praktischen Bezug ins Weite setzen und nicht nur unsre Nächsten fördern, sondern zugleich die ganze Menschheit mitnehmen.
Johann Wolfgang von Goethe
Lieblich ist des Mädchens Blick, der winket; / Trinkers Blick ist lieblich, eh er trinket, / Gruß des Herren, der befehlen konnte, / Sonnenschein im Herbst, der dich besonnte. / Lieblicher als alles dieses habe / stets vor Augen, wie sich kleiner Gabe / dürftge Hand so hübsch entgegen dränget, / zierlich dankbar, was du reichst empfänget. / Welch ein Blick! Ein Gruß! Ein sprechend Streben! / Schau es recht, und du wirst immer geben.
Johann Wolfgang von Goethe
Auf das Mäuerchen setzten / beide sich nieder des Quells. Sie beugte sich über, zu schöpfen; / und er faßte den anderen Krug und beugte sich über. / Und sie sahen gespiegelt ihr Bild in der Bläue des Himmels / schwanken und nickten sich zu und / grüßten sich freundlich im Spiegel.
Johann Wolfgang von Goethe
Gewidmet sei das erste der Sonette, / In dem ich völlig mich der Form bemeistert, / Der Zauberin, die mich dazu begeistert: / Der duftenden Havannazigarette. /// Nicht mühsam ward zusammen es gekleistert, / Es floß, ein Strom im selbstgegrabnen Bette, / Indessen ich des Rauches Wolkenkette / Gen Himmel blies, vor Wonne halb entgeistert. /// Mir zaubert, Feine, deines Duftes Narkose / Des Traumes Blüte ins entlaubte Leben, / In meinen Herbst die Nachtigall, die Rose. /// Wenn deine zarten...
Marie von Ebner-Eschenbach
Wenn ich so viel Geld gebe, will ich, daß die Salzburger Festspiele bestimmte Dinge tun. Das wichtigste, was sie zu tun haben, ist dieses Entwicklungsbüro einzurichten. Und sie müssen das Geld verwenden für eine Oper, die ich aussuche, und für ein Konzert, das ich aussuche. Außerdem dürfen sie das Geld nicht zur Deckung des Defizits verwenden. (Auf die Frage nach dem Einsatz des Betrages).
Alberto Vilar
Die Versklavung der Frau besteht darin, daß die Männer etwas Angenehmes darin finden, sie als einen Gegenstand des Genusses auszubeuten. Nun, so emanzipieren sie denn die Frau, geben ihr alle Rechte, die der Mann besitzt, fahren dabei jedoch fort, sie vom Standpunkt des sinnlichen Genusses zu betrachten, und erziehen sie in diesem Sinne schon, solange sie noch ein Kind ist, sowie auch später für die Gesellschaft. So bleibt sie stets dieselbe erniedrigte, verdorbene Sklavin und der Mann...
Graf Leo Nikolajewitsch Tolstoi
Die größte Entdeckung der letzten hundert Jahre ist nicht die der im Innern der Atome vorhandenen Energien, sondern die der im Innern des Menschen schlummernden dynamischen Mächte, die mehr als die Atomenergien die Entwicklung des Lebens bestimmen werden, wenn sie erst voll zur Entfaltung und Auswirkung gelangen.
Kurt Tepperwein
Wie die Geschichte der Kartellgesetzgebung zeigt, führt der sich selbst überlassene Kapitalismus in der Endphase zur Aufhebung gerade des Prinzips, das ihn legitimieren soll: Die Monopole, nicht der Markt bestimmt Angebot und Nachfrage. So kommt der Staat schließlich in die Lage, das Prinzip des Leistungswettbewerbs gegen den Kapitalismus verteidigen zu müssen.
Gerhard Szcesny