Müde Zitate (Seite 41)
Der Verstand unterscheidet zwischen möglich und unmöglich, die Vernunft zwischen sinnvoll und sinnlos. Dem Menschen wäre geholfen, wenn seine Vernunft ihn dazu brächte, das Mögliche zu unterlassen, wenn es sinnlos ist, aber das Unmögliche zu versuchen, wenn sein Sinn darin besteht, die Würde und Unabhängigkeit des Menschen zu begründen.
Max Born
s tägli Brout
Da Lehra fragt a' Moiderl
Bo ana Schulvisit:
"Sog ma vo' n Vaterunsa
Schö' af de vierte Bitt!"
Des Moiderl zupft in' Fürderl
Und wird a' wengl rout,
Aft wisplt's: "D vierte Bitt geht:
Gib uns das tägli Brout."
"Is guat gwen," sagt a Schulrot,
"Eitz muasst mar ah daklärn,
We bitt ma' denn grod netta
Um s tägli Brout den Herrn?"
We net gleih für a' Wocha,
Wohl für an Monat goar,
We net für n gonzn Winta,
We net für s gonze Joahr?
Da Lehra schaut ejtz selba,
Olls lust, is...
Zephyrin Zettl
Der Maiabend
Umweht von Maiduft,
unter des Blütenbaums Helldunkel
sehn wir Abendgewölk' verglüh'n,
des vollen Mond's Aufgang erwartend
und Philomelengesäng' im Talbusch.
Lau war die Dämm'rung,
traulicher scherzten wir,
mit nachgeahmter Fröhlichkeit bald verstummt,
in holdem Tiefsinn saß das Mägdlein,
flüsterte: wollen wir gehn, und ging nicht.
Johann Heinrich Voß