Menschen Zitate (Seite 41)
Es war einmal ein Papagei,
der war beim Schöpfungsakt dabei
und lernte gleich am rechten Ort
des ersten Menschen erstes Wort.
Des Menschen erstes Wort war A
und hieß fast alles, was er sah,
z.B. Fisch, z.B. Brod,
z.B. Leben oder Tod.
Erst nach Jahrhunderten voll Schnee
erfand der Mensch zum A das B
und dann das L und dann das Q
und schließlich noch das Z dazu.
Gedachter Papagei indem
ward älter als Methusalem
bewahrend treu in Brust und Schnabel
die erste menschliche Vokabel.
Zum Schlusse...
Christian Morgenstern
Auch du bist fremd
Auch du bist fremd und feind den großen Worten.
Sie haben uns zu oft betrogen.
Wir haben selbst damit zu oft gelogen;
Vielleicht nicht wollend, doch zu allen Orten.
Schmerzlich mißtrauend jenen blinden Räuschen,
Die Menschen treiben, Menschen anzuhangen,
Umfangen unsre Seelen sich voll Bangen
Und zittern, sich noch einmal zu enttäuschen.
Christian Morgenstern
Was Menschen sich so alles androhen können:
einem...
was um die Ohren hauen,
etwas auf die Nase geben,
blaue Augen schlagen,
was auf's Maul geben,
die Zähne einschlagen,
auf den Kopf hauen,
in die Rippen stoßen,
die Haare ausreißen,
auf die Finger klopfen,
die Daumenschrauben anlegen,
den Hals umdrehen,
was in's Kreuz hauen,
das Rückgrat brechen,
gegen die Schienbeine treten,
auf die Füße trampeln,
in den A...llerwertesten treten...!
Sind wir Menschen nicht eine nette Spezies?
Willy Meurer
Gott berührt die Erde
in einem Kind
hilflos
auf die Menschen angewiesen
kleidete Gott
sein Verlangen
Gott
der die Menschen berührte
der Mensch der sich neigte
vor meinem Menschsein
damit jeder Mensch
Mensch
sein darf
neben mir
jeder Mensch
ein Mensch werden soll
durch mein
Menschsein
Anke Maggauer-Kirsche
Ein Engel zog durch Flur und Haus
und streute Gaben der Liebe aus.
Dort ließ er einen Rosenkranz,
Cypressen dort, hier Goldesglanz.
Und als die Menschen die Gaben sah'n,
sie haben sie lachend und weinend empfahn.
Denn wo er Gold und Ruhm gestreut,
da nannten sie jubelnd ihn Glück und Freud'.
Und wo er dunkle Cypressen bot,
da nannten weinend die Menschen ihn Tod.
Doch hätten den Blick sie empor gewandt,
sie hätten den Boten Gottes erkannt.
Arthur Lutze
Grundlos Gute Laune?
Es nieselte und war unsanft kalt.
Er lächelte.
In der Straßenbahn arges Gedränge.
Er lächelte.
Sie hielt ihm seine Versäumnisse vor.
Er lächelte.
Die Menschen waren im Dauerstress.
Er lächelte.
Alle redeten ständig nur über Inflation.
Er lächelte.
Die Zeit schien ihn überrollen zu wollen.
Er lächelte.
Die Natur wehrte sich gegen die Willkür der Menschen.
Er lächelte.
Da schien plötzlich die Sonne in ihrer prächtigsten Laune.
Er lächelte
–
schmunzelnd und voller guter Laune.
Günther Linsel
Die Stechfliege:
Was schwärmst du denn immer?
Unhöflicher Gast!
Du fällst hier im Zimmer
entsetzlich zur Last!
Viel Unlust erleiden
die Menschen durch dich.
So sei doch bescheiden
und sittsam wie ich!
Die Brummfliege:
O bleib mir zu Hause
mit deiner Moral!
Was macht mein Gesause
dem Menschen für Qual?
Ihm wär es erfreulich,
wenn du mir nur glichst;
du lebest so heilig,
so ehrbar, und – stichst!
August Friedrich Ernst Langbein
Hochzeitsnacht
Siehst du den Bräutigam dort ruhn
Auf weichgetürmtem Pfühl?
Und ihm die Braut den Willen tun
In süßem Hochzeitsspiel?
Wie Arm in Arm und Brust an Brust
Und Leib an Leib sich fügt;
Und voll der allerhöchsten Lust – an Saft und Mark
So fest und stark –
Sich ein Gefäß des Lebens ins andre sehnend schmiegt?
Das schmeckt so süß,
Wie's Paradies:
O könnt es ewig währen!
Jedoch es muß des Menschen Kraft
Und Leidenschaft
Den Menschen neu gebären.
Des Werdens Strom ergießt der Mann
In...
Julius Langbehn
Der höhere Friede
Wenn sich auf des Krieges Donnerwagen
Menschen waffnen, auf der Zwietracht Ruf,
Menschen, die im Busen Herzen tragen,
Herzen, die der Gott der Liebe schuf:
Denk' ich, können sie doch mir nichts rauben,
Nicht den Frieden, der sich selbst bewährt,
Nicht die Unschuld, nicht an Gott den Glauben,
Der dem Hasse wie dem Schrecken wehrt;
Nicht des Ahorns dunkelm Schatten wehren,
Daß er mich im Weizenfeld erquickt,
Und das Lied der Nachtigall nicht stören,
Die den stillen Busen mir...
Heinrich von Kleist
Die Welt
Was ist die Welt, und ihr berühmtes Glänzen?
Was ist die Welt und ihre ganze Pracht?
Ein schnöder Schein in kurzgefaßten Grenzen,
Ein schneller Blitz bei schwarzgewölkter Nacht;
Ein buntes Feld, da Kummerdisteln grünen;
Ein schön Spital, so voller Krankheit steckt.
Ein Sklavenhaus, da alle Menschen dienen,
Ein faules Grab, so Alabaster deckt.
Das ist der Grund, darauf wir Menschen bauen,
Und was das Fleisch für einen Abgott hält.
Komm Seele, komm, und lerne weiter schauen,
Als sich...
Christian Hofmann von Hofmannswaldau
Und der Gott sprach zum dem Teufel:
Ich der Herr kopier mich selber,
Nach der Sonne mach ich Sterne,
Nach den Ochsen mach ich Kälber,
Nach den Löwen mit den Tatzen
Mach ich kleine liebe Katzen,
Nach den Menschen mach ich Affen;
Aber du kannst gar nichts schaffen.
Ich hab mir zu Ruhm und Preis erschaffen
Die Menschen, Löwen, Ochsen, Sonne;
Doch Sterne, Kälber, Katzen, Affen,
Erschuf ich zu meiner eigenen Wonne.
Heinrich Heine
Das macht den Menschen glücklich,
Das macht den Menschen matt,
Wenn er drei sehr schöne Geliebte
Und nur zwei Beine hat.
Der einen lauf ich des Morgens,
Der andern des Abends nach;
Die dritte kommt zu mir des Mittags
Wohl unter mein eignes Dach.
Lebt wohl, ihr drei Geliebten,
Ich hab zwei Beine nur,
Ich will in ländlicher Stille
Genießen die schöne Natur.
Heinrich Heine