Mensch Sein Zitate (Seite 46)
Worte
Täglich hört man kluge Worte,
die sehr gut sind und durchdacht,
und welche von der dummen Sorte,
über die kein Mensch mehr lacht.
Worte sind wie bunte Fäden,
die man geschickt verbinden kann,
sie sind auch Werkzeug eines Jeden,
der damit bastelt, dann und wann.
Worte können auch verletzen,
können schärfer sein als Messer,
darum – reden, niemals hetzen,
sogar schweigen - ist oft besser.
Horst Rehmann
Erkenntnis
Daß ich dich liebe tief und heiß,
Das hab ich oft empfunden,
Wenn deiner Nähe Zauberkreis
Glückatmend mich umwunden;
Wenn mich dein Arm so fest umschlang,
Dein Wort in seiner Süße
Zu meinem tiefsten Herzen drang,
Wie tausend Jenseitsgrüße.
Doch daß du selbst mein innerst Sein
Und Herz von meinem Herzen,
Daß du nur in der Seele mein
Wach rufest Lust und Schmerzen,
Daß du ein heil’ger Engel bist,
Für mich als Mensch geboren,
Das weiß ich erst seit kurzer Frist:
Erst seit ich dich...
Betty Paoli
Inmitten der großen Stadt
Sieh, nun ist Nacht!
Der Großstadt lautes Reich
Durchwandert ungehört
Der dunkle Fluß.
Sein stilles Antlitz
Weiß um tausend Sterne.
Und deine</em> Seele, Menschenkind? ...
Bist du nicht Spiel und Spiegel
Irrer Funken,
Die gestern wurden,
Morgen zu vergehn, –
Verlorst
In deiner kleinen Lust und Pein
Du nicht das Firmament,
Darin du wohnst, –
Hast du nicht selber dich
Vergessen,
<em>Mensch,</em>
Und weiß dein Antlitz doch
Um Ewigkeit?
Christian Morgenstern
Es war einmal ein Papagei,
der war beim Schöpfungsakt dabei
und lernte gleich am rechten Ort
des ersten Menschen erstes Wort.
Des Menschen erstes Wort war A
und hieß fast alles, was er sah,
z.B. Fisch, z.B. Brod,
z.B. Leben oder Tod.
Erst nach Jahrhunderten voll Schnee
erfand der Mensch zum A das B
und dann das L und dann das Q
und schließlich noch das Z dazu.
Gedachter Papagei indem
ward älter als Methusalem
bewahrend treu in Brust und Schnabel
die erste menschliche Vokabel.
Zum Schlusse...
Christian Morgenstern
Das Letzte
Erkenntnis in so reicher Weise
Erringt der Mensch, er dringt mit Muth
Hinauf an des Polarmeers Eise
Und durch der Palmenküste Gluth.
Er sieht der Erde letzte Grenzen,
Klimmt in der Berge tiefsten Schacht,
Und sein Gedanke wird ergänzen,
Was ihm Erfahrung eingebracht.
Die Schwingen seiner Forschung tragen
Ihn kühn bis zu der Sterne Lauf;
Den Tod, den Schlußstein aller Fragen,
Dies Räthsel löst der Tod nur auf.
Hermann Ritter von Lingg
Ja, einmal nimmt der Mensch von seinen Tagen
Im voraus schon des Glückes Zinsen ein,
Und spricht: Ich will den Kranz der Freude tragen,
Mag, was darauf folgt, nur noch Asche sein.
Die vollen Becher! Laß uns alles wagen!
Ja einmal will ich auf den Mittagshöh'n
Des Lebens stehn und dann am Ende sagen:
Wie war es doch so schön!
Wie war der Traum so schön! Da wir uns liebten,
Da blühten Rosen um den Trauerzug;
Im Schaum der Tage, die sonst leer zerstiebten,
War eine Perle, reich und stolz...
Hermann Ritter von Lingg
Auf einen Professor Philosophiae
Seht ihr den Mann mit stäubender Perücke?
Wie sprudelt ihm die hochgelahrte Kehle!
Seht, an der morschen Syllogismenkrücke
Hinkt Gott in seine Welt; die Menschenseele
Ist ewig, denn sie ist aus einem Stücke!
Und daß der Argumente keines fehle,
Hat er ein weises ›ergo‹ noch gesprochen:
Der Mensch ist frei, die Fesseln sind gebrochen!
Nikolaus Lenau
Ich muß mal
Ein Mensch muß müssen, manches Mal
Benutzt die "Schüsseln", hier und da.
Er hinterläßt, wie er‘s gewohnt,
Wo einst er stand, wo er gethront.
Der nächste kommt, muß auch mal müssen
Der allerdings fühlt sich be...
Denn dieser und auch jener Ort,
ist ohne jeglichen Komfort.
Drum die Moral von der Geschicht'
Wer müssen muß, wahrt sein Gesicht
Verläßt den Ort an dem er war
Ganz so als war er niemals da.
Wolfgang (WoKo) Kownatka
Frage
Ich frage Dich: Sag' mir das Rätsel des Lebens,
Sag' mir des Seins und der Sehnsucht Sinn!
Ist alles Sehnen und Streben vergebens?
Kannst Du mir künden: "Woher?" und "Wohin?"
Ich klopfte an allen Toren der Erde.
Bis zu den Sternen stieg ich empor.
Am Leib erlebt' ich das "Stirb und Werde".
Die Seele sang mit den Engeln im Chor.
Ich hab' mit Dämonen um mich gestritten
Und mit dem Dämon in eigener Brust.
Ich hab' mich gemüht, ich habe gelitten,
Wie's keinem, auch keinem ward bewußt.
Da...
Karl Ernst Knodt
Still ist die Nacht, es ruhn die Gassen,
In diesem Hause wohnte mein Schatz;
sie hat schon längst die Stadt verlassen,
Doch steht noch das Haus auf demselben Platz.
Da steht auch ein Mensch und starrt in die Höhe,
Und ringt die Hände vor Schmerzensgewalt;
Mir graust es, wenn ich sein Antlitz sehe –
Der Mond zeigt mir meine eigne Gestalt.
Du Doppelgänger! Du bleicher Geselle!
Was äffst du nach mein Liebesleid,
Das mich gequält auf dieser Stelle,
So manche Nacht in alter Zeit?
Heinrich Heine
Der Mensch fiel von Gott ab, die Sterne nicht,
Drum ist in Sternen Wahrheit, im Gestein,
In Pflanze, Tier und Baum, im Menschen nicht.
Und wer's verstünde still zu sein wie sie,
Gelehrig fromm, den eignen Willen meisternd,
Ein aufgespannhtes, demutsvolles Ohr,
Ihm würde leicht ein Wort der Wahrheit kund,
Das durch die Welten geht aus Gottes Mund.
Franz Grillparzer
Es wirkt mit Macht der edle Mann
Jahrhunderte auf seines Gleichen:
Denn was ein guter Mensch erreichen kann,
Ist nicht im engen Raum des Lebens zu erreichen.
Drum lebt er auch nach seinem Tode fort,
Und ist so wirksam, als er lebte;
Die gute Tat, das schöne Wort:
Es strebt unsterblich, wie er sterblich strebte.
Johann Wolfgang von Goethe
Wenn aus dem innerst tiefsten Grunde
Du ganz erschüttert alles fühlst,
Was Freud' und Schmerzen jemals dir ergossen,
Im Sturm dein Herz erschwillt,
In Tränen sich erleichtern will
Und seine Glut vermehrt,
Und alles klingt an dir und bebt und zittert,
Und all die Sinne dir vergehn,
Und du dir zu vergehen scheinst
Und sinkst,
Und alles um dich her versinkt in Nacht,
Und du, in inner eigenem Gefühl,
Umfasset eine Welt:
Dann stirbt der Mensch.
Johann Wolfgang von Goethe
Aber Götter sollten nicht
Mit Menschen wie mit ihresgleichen wandeln:
Das sterbliche Geschlecht ist viel zu schwach,
In ungewohnter Höhe nicht zu schwindeln.
Aber herrlicher war die Zeit, in der uns das Höchste,
Was der Mensch sich denkt, als nah und erreichbar gezeigt ward.
Da war jedem die Zunge gelöst; es sprachen die Greise,
Männer und Jünglinge laut voll hohen Sinns und Gefühles.
Aber ich werde der letzte nicht sein, den es bitter gereute,
Frauenrat befolget zu haben.
Johann Wolfgang von Goethe