Mein Leben Zitate (Seite 8)
Der Götterliebling schwebt bereits so weit über der Grasnarbe, daß er sich in aller Unschuld für Gott gleich hält und mal eben die Frage von Leben und Tod beanwortet - natürlich alles für einen guten Zweck: "Als Organspender bin ich selbst am Ende meines Lebens noch reich. Ich kann einem anderen das Leben schenken."
DIE ZEIT
Ach um deine feuchten Schwingen
West wie sehr ich dich beneide,
Denn du kannst ihm Kunde bringen,
Was ich durch die Trennung leide.
Die Bewegung deiner Flügel
Weckt im Busen stilles Sehnen,
Blumen, Augen, Wald und Hügel
Stehn bei deinem Hauch in Tränen.
Doch dein mildes sanftes Wehen
Kühlt die wunden Augenlider;
Ach, für Leid müßt ich vergehen,
Hofft ich nicht, wir sehn uns wieder.
Geh denn hin zu meinem Lieben,
Spreche sanft zu seinem Herzen,
Doch vermeid ihn zu betrüben
Und...
Marianne von Willemer
Wer nicht fortgeht, geht zurücke;
unsre schnellen Augenblicke
gehn vor sich, nie hinter sich.
Das ist mein, was ich besitze,
diese Stunde, die ich nütze;
die ich hoff', ist die für mich?
Jeder Tag, ist er vergebens,
ist im Buche meines Lebens
nichts, ein unbeschriebnes Blatt.
Wohl denn! morgen so wie heute
steh darin auf jeder Seite
von mir eine gute Tat!
Christian Felix Weiße
Scheinleben
Und seit des Nichts unsäglicher Gedanke,
Ein wilder Blitz, mir in die Seele schlug,
Ist Schein geworden all mein Thun und Wesen,
Ist all mein Leben eitel Lug und Trug.
Am Richtplatz sah man: wenn das Haupt gefallen,
Auffährt der Rumpf und bebt zwei Schritte fort,
Das Auge zuckt und will die Welt noch sehen,
Die Lippen stammeln noch ein leises Wort.
Friedrich Theodor von Vischer
Ruhe
(übers. v. Richard Dehmel)
Ein großer schwarzer Traum
legt sich auf mein Leben;
alles wird zu Raum,
alles will entschweben.
Ich kann nichts mehr sehn,
all das Gute, Schlimme;
kann dich nicht verstehn,
o du trübe Stimme.
Eine dunkle Hand
schaukelt meinen Willen;
glättet mein Gewand,
still im Stillen.
Paul Verlaine
Wein und Brot
Solche Düfte sind mein Leben,
Die verscheuchen all mein Leid:
Blühen auf dem Berg die Reben,
Blüht im Thale das Getreid.
Donnern werden bald die Tennen,
Bald die Mühlen rauschend gehn,
Und wenn die sich müde rennen,
Werden sich die Keltern dehn.
Gute Wirtin vieler Zecher!
So gefällt mir's flink und frisch;
Kommst du mit dem Wein im Becher,
Liegt das Brot schon auf den Tisch.
Ludwig Uhland
Letzter Schmuck
Ich will, wann ich gestorben werde sein,
Als Blume blühn aus meines Grabes Staube:
Daß, die mich tötet jetzt, mich pflücke fein,
Und Liebe noch einmal mein Leben raube.
Ich will, wann ihre schöne Hand mich pflückt,
Daß sie nicht wisse, wen sie also pflücke;
Daß sie, mit der ich lebend mich geschmückt,
Im Tode doch mit mir einmal sich schmücke.
Friedrich Rückert
Lyrik
Lyrik ist mein Leben,
sie hält mich geistig fit,
kann mir alles geben,
sie ist ein wahrer Hit.
Lyrik, keine Frage,
für mich ein Elixier,
ohne Müh und Plage,
bring ich sie zu Papier.
Lyrik jede Stunde,
erheitert mein Gemüt,
auch in froher Runde,
erhält sie ihr Debüt.
Lyrik hat viel Gutes,
ich spür es jeden Tag,
bin auch guten Mutes,
dass nicht nur ich sie mag.
Horst Rehmann
Ich bin müde geworden –
für andere die Tore zu öffnen –
für andere zu kämpfen –
für andere immer da zu sein –
immer nach zu geben –
immer zu lächeln –
niemals ich zu sein.
Nun werde ich versuchen an mich zu denken –
mein Tor zu öffnen –
für mich zu kämpfen –
für mich da zu sein –
nicht immer nach zu geben –
auch einmal zu weinen –
ich zu sein.
Diese Gedanken geben Kraft,
und so fange ich an ganz behutsam und bedacht
mein Leben nach meinen Gedanken zu lenken,
aber dabei auch an andere Menschen...
Karin Obendorfer
Non veder non sentir m'e gran ventura ...
Geschlossenen Auges laß mich gehn,
mein Schicksal,
bis der Tag vorüber,
der trüb und trüber
sich umzieht.
Nicht sehn,
nicht hören!
Wie die Maske sieht
aus leeren Löchern
und den Wogenschall
die Muschel fängt,
nur so noch laß mein Leben sein,
indes
die Seele tief in Schlummer liegen mag,
bis sie ein beßrer Tag
zu neuem Blühen
drängt.
Christian Morgenstern