Mann Zitate (Seite 41)
Im Herz tobt altes Grollen,
Der Sturm pfeift durch die Luft –
»Du kommst mir eben rechte
Des Weges, welscher Schuft!
Dein Dolchstoß ist parieret,
Nun, werter Freund, hab acht,
Wie auf den welschen Schädel
Die deutsche Klinge kracht!«
– Die Sonn' war untergegangen
Fern, fern beim Vatikan;
Sie schien des andern Morgens
Auf einen toten Mann.
Joseph Victor von Scheffel
Nacht, wie bist du lang und bange,
Wenn sich auf den müden Mann nicht
Mit dem Schatten auch der Schlummer
Und der Traum herniedersenkt.
Rastlos graben die Gedanken
In dem Schutte des vergangnen,
Alten Lebens Trümmer wühlen
Sie hervor, doch nirgends fröhlich
Haftet drauf der Blick, er schaut nur
Dunkle, trübgespenst'ge Bilder,
Ihnen fehlt des Tages Sonnlicht.
Unerquickt dann in die Ferne
Schweift der Geist dess', dem der Schlaf fehlt,
Schmiedet Pläne, faßt Entschlüsse,
Baut sich...
Joseph Victor von Scheffel
So ist's
Das aber nehmt euch einmal zu Verstande:
Daß einer nie sein Höchstes kann vollbringen,
Wenn nicht ein Gott ihm gnädig löst die Schwingen,
Und nicht ein günst'ger Wind ihn treibt vom Strande.
Denn nie gedeiht der Baum in dumpfem Sande,
Zu Tod sich flattern muß der Aar in Schlingen –
Und ernstes Tun kann stets nur halb gelingen,
Wenn sich die Mitwelt freut an hohlem Tande.
Ja, ob auch eigne Kraft und tiefstes Wollen
Die Größe hebt aus den gemeinen Gleisen:
Des Lebens Mächten muß ein...
Ferdinand von Saar
Muß auch der Mann sein Haus und Vaterland verlassen,
Was kümmerts ihn? Ist doch jeder Ort sein Zelt.
Der Reiche findet nachts in seinem Hause Ruhe,
Des Armen Haus ist da, wo Nacht ihn überfällt.
Ists nötig denn, daß er am eignen Herde sitze?
Sein ist, wo er auch geht, des Schöpfers weite Welt.
Saadî
Ein Heim für Trinker
Ein Mann stand nachmittags um vier
mit einer Liste vor der Tür
und wollte Geld, ganz allgemein,
für ein geplantes Trinkerheim.
Ich war verblüfft, doch angesichts
des neuen Heimes gab ich nichts,
es schien mir nämlich opportun,
wer säuft, soll das zu Hause tun.
Edmund Ruhenstroth
Weltklugheit
Weltklugheit rät dir an: Verachte keinen Mann!
Du weißt nicht, wie er dir noch nützen, schaden kann.
Die Liebe gibt dir ein: Lieb alles, groß und klein!
Der höchsten Liebe wert wirst du dadurch allein.
O sieh, den Streit der Welt versöhnt ein Gotteshauch!
Wer Himmelsliebe hat, der hat Weltklugheit auch.
Friedrich Rückert
Phantasie, das ungeheure Riesenweib,
Saß zu Berg,
Hatte stehen neben sich zum Zeitvertreib
Witz, den Zwerg.
Der Verstand
Seitwärts stand,
Ein proportionierter Mann,
Sah das tolle Spiel mit an.
Phantasie mit Donnersturm thut auf den Mund,
Witz verstummt;
Schweigt die Riesin, thut sogleich der Zwerg sich kund,
Pfeift und summt.
Der Verstand
Hält nicht Stand,
Geht und spricht: das mag ich nicht,
Denn das sieht aus wie ein Gedicht.
Friedrich Rückert
Wiedersehn
Deine Kinder, hier verloren,
wirst du droben wiedersehn;
denn was aus dir ist geboren,
kann dir nicht verloren gehn.
Daß du einst sie wiedersehest,
dieses kannst du wohl verstehn,
wenn du auch nicht das verstehest,
wie du sie wirst wiedersehn.
Nicht als Kinder; oder wolltest
du sie ewig halten klein?
Nicht gealtert; oder solltest
du entfremdet ihnen seyn?
Die hier streitenden Gestalten,
dort wo sie verglichen sind,
wo nicht Mann und Weib sich spalten,
trennt sich auch...
Friedrich Rückert
Publikum
Das Publikum, das ist ein Mann,
Der alles weiß und gar nichts kann;
Das Publikum, das ist ein Weib,
Das nichts verlangt als Zeitvertreib;
Das Publikum, das ist ein Kind,
Heut so und morgen so gesinnt;
Das Publikum ist eine Magd,
Die stets ob ihrer Herrschaft klagt;
Das Publikum, das ist ein Knecht,
Der, was sein Herr thut, findet recht;
Das Publikum sind alle Leut',
Drum ist es dumm, und auch gescheut.
Ich hoffe, das nimmt keiner krumm,
Denn Einer ist kein Publikum.
Ludwig Robert
Wenn Schlauheit sucht in Silbenspalten
Den Siegespreis des Wortgefechts,
Sollst würdig du und heilig halten
Das hohe Priestertum des Rechts.
Der Schwachheit Schutz, der Bosheit Bändiger,
Feind allem, was der Trug ersann,
Sei mehr du als ein Rechtsverständiger,
Sei immerdar ein recher Mann.
Emil Rittershaus
Marter in Bielefeld
Es war in Bielefeld so bitter kalt.
Ich sah ein Weib, das nichts als eine knappe
Hemdhose trug. Daß ich erschauerte
Und ihren kalten Zustand heiß bedauerte.
Denn sie war nur Attrappe – Fleisch aus Pappe.
Ich wäre gar zu gern zu zweit gewesen.
Nun stand ich vor der reizenden Gestalt,
Mußte herabgesetzte Preise lesen,
Und ach, die Ladenscheibe war so kalt.
Der Frost entlockte meiner Nase Tränen.
Die Dame schwieg. Die Sonne hat gelacht.
In mir war qualvoll irgendwas...
Joachim Ringelnatz