Lieder Zitate (Seite 4)
Gabe
Alles hinzugeben
Ist der Liebe Brauch;
Nimm denn hin mein Leben
Und mein Sterben auch!
Aller meiner Lieder
Sanften Schmeichellaut,
Die ein Eden wieder
Sich aus Schutt erbaut.
Alle Lichtgedanken,
Die an Glück und Leid
Kühn sich aufwärts ranken
In die Ewigkeit.
All mein stilles Sehnen,
Innig dir vertraut,
Das in sel'gen Tränen
Auf dich niedertaut!
Nimm, daß nichts dir fehle,
Wenn die Stunde ruft,
Meine ganze Seele
Hin als Opferduft!
Betty Paoli
Dies ist der Erde Nacht,
Und Regen fällt hernieder.
Ich habe meine Lieder
Und Taten nicht vollbracht.
Die Welt ist voll Verdruß.
Kein Stern scheint meinem Wege.
Wenn ich mich niederlege,
Erwartet mit kein Kuß.
Rings schlafen weit im Kreis
Die Menschen frei von Qualen.
Die ersten Sonnenstrahlen
Erwecken Not und Schweiß.
Vielleicht zeigt mir ein Traum
Mein Glück und das der Erde.
Ob er je Wahrheit werde, –
Ich wag's zu hoffen kaum.
Erich Mühsam
Dank
Es gilt das Vorwärtsstreben,
was gestern war verging,
es lehrte mich das Leben:
Sei fröhlich, lach und sing.
Das ist nicht immer leicht,
wenn mich die Sorgen drücken,
doch hab' ich viel erreicht
in winzig kleinen Stücken.
Ich singe meine Lieder,
sie tragen mich durchs Leben
und lache endlich wieder.
Das hast DU mir gegeben.
Nicht nur im Heute sein,
die Zukunft froh zu schauen,
allein und doch zu zwei'n
beflügelt vom Vertrauen.
Regina Meier zu Verl
Frühlingslied
Der Frühling verschleiert nun wieder
Die Erde ganz
Mir zartem Laubgefieder,
Mit Blütenglanz;
Nun eilet zum Tanz
Hier unter dem blühenden Flieder!
Von schwellenden Zweigen hernieder
Singt sehnlich bang
Die Drossel so liebliche Lieder;
Ertöne noch lang
Du süßer Gesang
Hier unter dem blühenden Flieder!
Schwermütige Liebe, komm wieder,
Du schönstes Glück!
Vom Dunkel der Sterne schweb nieder
Zur Erde zurück,
Du schönstes Glück,
Hier unter dem blühenden Flieder!
Hermann Ritter von Lingg
Hochsommer
O Frühling, holder fahrender Schüler,
Wo zogst du hin? Die Linden blühn,
Die Nächte werden stiller, schwüler,
Und dichter schwillt das dunkle Grün.
Doch ach! die schönen Stunden fehlen,
Wo jedes Leben überquoll,
Wo trunken alle Schöpfungsseelen
Ins Blaue schwärmten wollustvoll.
Nicht singt mehr, wie am Maienfeste,
Die Nachtigall, die Rosenbraut;
Sie fliegt zum tiefverborgnen Neste
Mit mütterlich besorgtem Laut.
Der goldne längste Tag ist nieder,
Der Himmel voll Gewitter...
Hermann Ritter von Lingg
In meine Heimat kam ich wieder,
Es war die alte Heimat noch,
Dieselbe Luft, dieselben alten Lieder,
Und alles war ein andres doch.
Die Welle rauschte wie vorzeiten,
Am Waldweg sprang wie sonst das Reh,
Von Fern erklang ein Abendläuten,
Die Berge glänzten aus dem See.
Doch vor dem Haus, wo uns vor Jahren
Die Mutter stets empfing, dort sah
Ich fremde Menschen, sah ein fremd Gebaren;
Wie weh, wie weh mir da geschah!
Mir war, als rief es aus den Wogen:
Flieh, flieh, und ohne Wiederkehr!
Die...
Hermann Ritter von Lingg
Mignon
Buntbeblümte Wiesen dehnen
Fernhin sich, die Luft weht lind;
Auf umsonnten Wolkenkähnen
Kam der Lenz ins Land geschwind . . .
Buntbeblümte Wiesen dehnen
Fernhin sich, die Luft weht lind.
Laß mein Haupt an deines lehnen,
Rühr die Harfe, holdes Kind!
Lieblich wie Gesang von Schwänen
Klagt ihr Ton im Abendwind . . .
Laß mein Haupt an deines lehnen
Rühr die Harfe, holdes Kind!
Zages Hoffen, süßes Wähnen
Schwellt die Seele mir gelind;
Banges, langverhaltnes Sehnen
Löst sich; Quellen rieseln...
Heinrich Leuthold
In der Maienfrühe
Lang seufzt ich vergebens,
es war mir im Drang
und Unmut des Lebens
verstummt der Gesang.
Nun bauen die Sänger
des Waldes ihr Nest,
nun halten mich länger
die Sorgen nicht fest.
Die Sorge, die eisig,
das Herz mir umschnürt,
hat alle der Zeisig
und Buchfink entführt.
Welch üppiges Blühen
in Wald und Geheg!
Die Qualen und Mühen,
nun jauchz' ich sie weg.
Früh auf aus dem Bette,
durch Wald und Gesträuch…
Ich pfeif um die Wette,
ihr Vögel, mit eich!
Ich singe und pfeife,
so wie...
Heinrich Leuthold
Waldgang
Ich ging an deiner Seite
In einem Buchenhaine;
Ein störendes Geleite
Ließ nimmer uns alleine.
Und mußten wir zurücke
Ins Herz die Worte pressen,
Uns sagten unsre Blicke,
Daß wir uns nicht vergessen.
Und sehn wir uns nicht wieder
In diesem Erdenleben,
Dich werden meine Lieder
Verherrlichend umschweben.
Das Bächlein trieb hinunter
Der Wellen rasche Tänze,
Und rauschend flocht und bunter
Der Herbst der Wehmut Kränze.
Doch aus des Walds Verdüstern,
Den Stimmen des Vergehens,
Hört' ich...
Nikolaus Lenau
Des Herzens Jugend stirbst nicht ab
Auf längster Lebensreise,
Sie birgt sich nicht im dunkeln Grab,
Sie schlummert höchstens leise.
Und wenn nur in der Jahre Lauf
Das rechte Wort erklungen,
Dann hat sie fröhlich wieder auf
Zu Tage sich geschwungen.
Und strahlet aus den Augen hell
wie Sternenleuchten wieder,
Und weckt der Lieb' und Freude Quell
Und weckt die alten Lieder.
sie läßt die Wangen wieder glüh'n,
Die Herzen höher schlagen,
Und läßt die Rosen wieder blüh'n,
Wie in des Lenzes...
Auguste Kurs
Die Natur und der Mensch
Es senkt das ganze Blumenheer
Im Herbst sich in die Erde nieder,
Doch bei des Lenzes Wiederkehr
Erscheint viel herrlicher es wieder,
Es senket sich die Sonn' in's Meer,
Stets wecken sie der Lerche Lieder,
Doch keiner, sinken wir in's Grab,
Nimmt uns des Todes Ketten ab.
Elisabeth Kulmann
Soll ich kleine Lieder singen,
Wie ich oftmals tat?
Sonne schon und Nachtigallenschwingen
Naht.
Unterm Schnee die Quellen rauschen
Schon dem Frühling zu.
Laß uns lächeln, laß uns lauschen!
Du!
Rinnt nicht auch in deinen Tränen
Schon der Mai?
Liebend Berge sich an Berge lehnen.
Sei!
Eine Tanne steht im jungen Triebe,
Wo der Marder schlich.
Winter wankt. Die Föhne stürmen. Liebe
Mich!
Klabund
Ewige Ostern
Als sie warfen Gott in Banden,
Als sie ihn ans Kreuz geschlagen,
Ist der Herr nach dreien Tagen
Auferstanden.
Felder dorren. Nebel feuchten.
Wie auch hart der Winter wüte:
Einst wird wieder Blüt' bei Blüte
Leuchten.
Ganz Europa brach in Trümmer,
Und an Deutschland frißt der Geier, –
Doch der Frigga heiliger Schleier
Weht noch immer.
Leben, Liebe, Lenz und Lieder:
Mit der Erde mag's vergehen.
Auf dem nächsten Sterne sehen
Wir uns wieder.
Klabund