Liebe Ist Zitate (Seite 42)
"Die Liebe muß sein platonisch", / der dürre Hofrat sprach. / Die Hofrätin lächelt ironisch, / und dennoch seufzet sie: "Ach!" / Der Domherr öffnet den Mund weit: / "Die Liebe sei nicht zu roh, / sie schadet sonst der Gesundheit." / Das Fräulein lispelt: "Wieso?" / Die Gräfin spricht wehmütig: / "Die Liebe ist eine Passion!" / und präsentieret gütig / die Tasse dem Herrn Baron.
Heinrich Heine
Ewige Liebe
Was soll ich andres sagen,
Dir, mein geliebtes Kind,
Als immer nur das eine:
Ich bin dir treu gesinnt.
Dein Name steht geschrieben
Mir tief ins tiefste Herz.
Mit goldnen Flammenzügen,
Die fester stehn als Erz.
Wir wollen uns gehören
Von nun in Ewigkeit,
Dich freue, was mich freuet,
Dein Leiden sei mein Leid.
Der Leib wird welken, sterben,
Die Seele nicht verdorrt,
Lieb' ist der Seele Blume
Und blüht im Himmel fort.
Ernst von Wildenbruch
Vierzeilen
1
Du weißt doch, was ein Kuß bekennt?
Sonst hör du auf zu küssen!
Ich dächt, er sei ein Sakrament,
Das alle Völker wissen.
2
Und weißt du, warum so trübe,
So schwer mir das Herz muß sein?
Du hast mich geküßt ohne Liebe,
Das wolle dir Gott verzeihn!
3
Die Lieb ist wie ein Wiegenlied;
Es lullt dich lieblich ein;
Doch schläfst du kaum, so schweigt das Lied,
Und du erwachst allein.
Theodor Storm
Heute schlag' ich
Alle Grillen aus dem Sinn.
Morgen frag' ich:
Warum ich so traurig bin.
Heute sag' ich:
Meine Lieb' ist ewig Dein!
Morgen klag' ich:
Deine Liebe macht mir Pein!
Heute wag' ich
Keck auf einen Wurf mein Glück;
Morgen trag' ich
Tief entmutigt mein Geschick. –
Und so wechseln heut' wie morgen
Uns're Launen, Glück und Sorgen!
Heinrich Martin
Wechsel
Mit Brünetten hat's eine Ende!
Ich gerate dieses Jahr
Wieder in die blauen Augen,
Wieder in das blonde Haar.
Die Blondine, die ich liebe,
Ist so fromm, so sanft, so mild!
In der Hand den Liljenstengel,
Wäre sie ein Heilgenbild.
Schlanke, schwärmerische Glieder,
Wenig Fleisch, sehr viel Gemüt;
Und für Liebe, Hoffnung, Glaube
Ihre ganze Seele glüht.
Sie behauptet, sie verstünde
Gar kein Deutsch - ich glaub es nicht.
Niemals hättest du gelesen
Klopstocks himmlisches Gedicht?
Heinrich Heine