Liebe Zitate (Seite 234)
Der Tag von gestern,
alle Tage und alle Jahre von früher
sind vorbei, begraben in der Zeit.
An ihnen kannst du nichts mehr ändern.
Hat es Scherben gegeben?
Schlepp sie nicht mit dir herum!
Denn sie verletzen dich Tag für Tag,
und zum Schluß kannst du nicht mehr leben.
Es gibt Scherben,
die wirst du los,
wenn du sie Gott in die Hände legst.
Es gibt Scherben,
die kannst du heilen,
wenn du ehrlich vergibst.
Und es gibt Scherben,
die du mit aller Liebe nicht heilen kannst.
Die mußt du liegenlassen.
Phil Bosmans
Sag' o sag' sind's Hallucinationen?
Halt ich dich als Eheweib umspannt?
Zieh'n der Arme Muskelcontractionen
Dich als Gattin an die Thoraxwand?
Ist dies Glück, dies wahrhaft grenzenlose,
Frag' ich skeptisch, ist es wirklich mein?
Keine Stickstoffoxydul-Narkose
Wiegt mein Hirn in süße Träume ein?
Könnt' ich dir, o Holde, demonstriren
Dieses Maximum von Seligkeit!
Willst du darauf hin mich auscultiren,
Sieh', schon liegt das Stethoskop bereit.
Und die Diagnose wird ergeben,
Daß die einst akute...
Edwin Bormann
Rosette
An Rosettens Blicken hangend,
Schmachtend, seufzend und verlangend,
Fleh ich mit vergebner Müh:
"Kannst du ewig meine Klagen,
Meinen Tränen dich versagen?
Lohnst du meine Treue nie?"
Aber immer unbeweglich
Hört das kalte Mädchen täglich
Meine Seufzer an und spricht:
"Hoffnung nährt allein die Liebe!
Glaub, ich teilte deine Triebe,
Wünscht ich ihre Dauer nicht!"
Heinrich Christian Boie
Freude des Wiedersehens
O, wie süße
Lebt es sich!
Ich genieße
Wieder mich.
In der Nähe
Hab' und sehe
Ich mein All;
Wer sie kennet,
Der durchrennet
Berg und Thal;
Ach, ich kannte,
Ach, ich rannte
Weit, o weit,
Sie zu küssen
Und im süßen
Unbefang
Hing ich trunken,
Wie versunken,
Stundenlang.
Wie ein Engel
Kam ich ihr,
Ihre schönen
Wonnethränen
Sagten's mir;
nd ihr Blicken
Und ihr Drücken
Sagt' es mir,
Mein Verflummen
Mein Verstummen
Sagt es ihr.
All' mein Sehnen,
All' mein Thränen
Ist...
Johann Aloys Blumauer
Und wenn du ein Engel bist
Und wenn du ein Engel bist,
dann hast du dir nur
deine Flügel gebrochen
in einer so kalten Nacht
im November.
Und wenn du ein Engel bist,
dann lasse dich einfach fallen
in die Arme der Liebe,
um deine Seele
einzuhüllen in
Geborgenheit.
Und wenn du ein Engel bist,
wirst du schon
bald wieder
fliegen können,
so unendlich
hoch hinaus,
bis an des
Himmels Blau.
Und wenn du ein Engel bist,
wirst du wieder
frei sein können,
beschützend deine
Hand reichen,
denn...
Roswitha Bloch
Ich habe versucht, dich zu verstehen.
Es gelang mir nicht.
Nun versteh ich mich selbst nicht mehr.
Ich habe versucht, mich in dich hineinzufühlen.
Es gelang mir nicht.
Nun fühle ich mich selbst nicht mehr.
Ich habe versucht, dich zu lieben.
Das gelang mir.
Nun lieb ich mich selbst nicht mehr.
Weil du mich nicht liebst.
Erhard Blanck
Laue Sommernacht; am Himmel
Stand kein Stern; im weite Walde
Suchten wir uns tief im Dunkel,
Und wir fanden uns.
Fanden uns im weiten Walde
In der Nacht, der sternenlosen,
Hielten staunend uns im Arme
In der dunklen Nacht.
War nicht unser ganzes Leben
So ein Tappen, so ein Suchen?
Da: In seine Finsternisse,
Liebe, fiel Dein Licht.
Otto Julius Bierbaum
Wenns dämmert
Und Tag um Tag geht still dahin,
Und meine ruhigen Augen sehn,
Wie alle Wünsche wunschlos still
In eine blasse Dämmerung gehn.
Dich lieb ich, du! Oh komm, sei mein!
Ein grauer Nebel kommt und steht.
Wo bist du?! Alles grau und leer.
Und mein Begehren wankt und geht.
Wohin, wohin!? Ich seh kein Licht,
Ins Graue schwindet, was ich will.
Laß gehn dahin und frage nicht,
Laß gehn dahin und blicke still.
Wunsch geht und Welt geruhig hin,
Und meine ruhigen Augen sehn,
Wie alle...
Otto Julius Bierbaum
Trost im Winkel
Laß es gehen Herz, laß dich treiben,
Alles hat hier seine Bahn,
Wenig gilt hier: Mitgetan,
Alles gilt: im Strome bleiben.
Ist es dir bestimmt zu wohnen,
Wo die Schönheit Ruhe gibt,
Wirst du, wie du bist, geliebt, –
Liebe schenkt sich, ist kein Lohnen.
Laß es gehen, Herz, laß dich treiben,
Spare dir des Zweifels Qual,
Und findest doch einmal
Einen Herd, beglückt zu bleiben.
Otto Julius Bierbaum