Lieb Zitate (Seite 118)
Ich habe, liebe Brüder,
ein gutes Haus bewohnt,
darinnen Lichter spielen,
darüber stand der Mond.
Und vorne sprang ein Brunnen
als wie ein dünner Hauch;
und jeden lieben Abend,
da kam die Schwester auch.
Sie kam gelind geschritten,
nur wie ein Ton und Klang;
sie lehnt' an Brunnens Rande,
sie hob den Nachtgesang.
Sie lockt' aus meiner Kammer
sie lockt' mich in die Nacht;
ich habe bei der Schwester
ein Stündlein zugebracht.
Die Schwester sang am Brunnen,
ich habe nichts begehrt;
ich bin nach...
Walter Calé
Ich lieb' ein Lieb; das mich berückt –
ich schweig'; wer's ist!
Ob Sehnsucht auch mein Herz bedrückt –
ich schweig', wer's ist!
Erreiche ich mein Ziel auch nicht –
mein Herz ruht nicht:
Des Herzens Ruh mein Traum beglückt –
ich schweig', wer's ist!
Brennt tulpengleich vor Schmerz mein Herz,
brandmal-erfüllt:
Mein Fürst, mit Schönheitsmal geschmückt –
ich schweig', wer's ist!
Ob man mich auch zersägen mag,
dem Kamme gleich:
In wessen Haar mein Haupt ich drückt' –
ich schweig', wer's ist!
Und...
Cafer Celebi
In erster Liebe liebt die Frau den Mann,
Dann liebt die Liebe selbst sie immerdar,
Die als Gewohnheit sie nicht lassen kann
Und die sie wechselt wie ein Handschuhpaar;
Ihr werdet's sehn, stellt den Versuch ihr an:
Wenn einer auch zuerst ihr alles war,
Nimmt doch sie später zu Liebhabern mehre
Und ohne daß der Zuwachs sich beschwere.
Lord George Gordon Noel Byron
Was er liebt, ist keinem fraglich;
Triumphierend und behaglich
Nimmt es seine Seele ein
Und befiehlt: So soll es sein.
Suche nie, wo dies geschehen,
Widersprechend vorzugehen,
Sintemalen im Gemüt
Schon die höchste Macht entschied.
Ungestört in ihren Lauben
Laß die Liebe, laß den Glauben,
Der, wenn man es recht ermißt,
Auch nur lauter Liebe ist.
Wilhelm Busch
An die Liebe
Einmal, meines Lebens Rest zu segnen,
Laß mir noch ein Mädchen oder Weib,
Göttin Liebe, laß mir eins begegnen,
So gestaltet, so an Seel' und Leib
Ausgeschmückt mit deinen goldnen Gaben,
Daß ich armer, freudenloser Mann
Mich an ihm von ganzem Herzen laben
Und es lieben und verehren kann!
Gottfried August Bürger
Gegenliebe
Wenn, o Mädchen, wenn dein Blut
Reger dir am Herzen wühlte;
Wenn dies Herz von meiner Glut
Nur die leise Wärme fühlte.
Wenn dein schöner Herzensdank
Meiner Liebe Gruß empfinge;
Und dir willig, ohne Zwang,
Kuß auf Kuß vom Munde ginge:
O dann würde meine Brust
Ihre Flamme nicht mehr fassen,
Alles könnt' ich dann mit Lust,
Leib und Leben könnt' ich lassen.
Gegengunst erhöhet Gunst,
Gegenliebe nähret Liebe,
Und entflammt zur Feuersbrunst,
Was sonst Aschenfünkchen bliebe.
Gottfried August Bürger
Seufzer eines Ungeliebten
Hast du nicht Liebe zugemessen
Dem Leben jeder Kreatur?
Warum bin ich allein vergessen,
Auch meine Mutter du! Natur?
Wo lebte wohl in Forst und Hürde,
Und wo in Luft und Meer ein Tier,
Das nimmermehr geliebet würde? -
Geliebt wird alles außer mir!
Wenngleich in Hain und Wiesenmatten
Sich Baum und Staude, Moos und Kraut
Durch Lieb und Gegenliebe gatten;
Vermählt sich mir doch keine Braut.
Mir wächst vom süßesten der Triebe
Nie Honigfrucht zur Lust...
Gottfried August Bürger
Ein Wort der Liebe
So du ein Wort der Liebe hast,
Verschließ es nicht im Herzen;
Brich es als Blütenzweig vom Ast
Zur Kühlung bittrer Schmerzen.
Laß es als Friedenshauch sofort
Von deinem Munde fließen,
Gleich Heimatsgruß, gleich Mutterwort
Wird es den Wandrer grüßen.
Es ist die Welt des Hasses voll,
Es bluten rings die Wunden;
Ein Wort, das aus dem Herzen quoll,
Macht manch' ein Herz gesunden.
Friedrich Brunold
Im Namen Jesu
Ich möchte gern was schreiben,
Das ewig könnte bleiben;
Denn alles andere Treiben
Will nur die Zeit vertreiben.
Ich möchte gern was lieben,
Das ewig ist geblieben;
Denn in den andern Trieben
Wird nur die Lieb vertrieben.
Ich möchte gern mein Leben
Zu Ewigem erheben;
Denn alles andere Streben
Ist in den Tod gegeben.
Drum schreib ich einen Namen,
Drum lieb ich einen Namen
Und leb in einem Namen,
Der Jesus heißt – sprich Amen.
Clemens Brentano
Nach Jahren
Die Mutter lehnt am schattigen Thor,
Ihr blondes Töchterchen kniete davor,
Brach Rosen sich und Vergißmeinnicht,
Und küßt sie mit lachendem Angesicht:
»Ei! Mutter, bin ich so groß wie du,
Dann trag' ich dir Alles im Hause zu,
Dann heg' und pfleg' ich dich lieb und fein
Wie die Rosen und die Vergißnichtmein.« –
Und Jahre schwanden, – am schattigen Thor
Ragt höher und voller der Flieder empor!
Ein Mägdlein umfaßt des Geliebten Arm,
Es schlagen ihre Herzen so treu und warm,
Doch...
Adolf Böttger
Ich glaube an das Gute, auch wenn so viele
Menschen vom Bösen heimgesucht werden.
Ich glaube an das Schöne, auch wenn das Häßliche
in der Welt wuchert und der Dreck tief in den Menschen dringt.
Ich glaube an die Liebe, auch wenn so viel Feindschaft
herrscht und so viel Haß geschürt wird.
Ich glaube, daß der Uranfang des Guten Gott ist.
Gott ist nicht der gute Mensch,
aber in jedem guten Menschen kommt er auf uns zu.
Gott ist nicht die Blume,
aber in jeder Blume ist er vorübergegangen.
In...
Phil Bosmans
Nachklang
Rose der Liebe, in Schuld entsprossen,
in Qual erblüht, mit Thränen begossen,
o laß an Deinem Duft mich berauschen –
die Seligkeit sollt ich um Alltagsglück tauschen?
Ich will kein langes, kein reuloses Glück,
Vollwonne nur einen Augenblick.
Mein heimliches Glück, einer andern geraubt,
mein ist es dennoch, stolz heb ich das Haupt,
von der Sitte verdammt, von der Welt getadelt,
Durch Sünde geächtet, durch Liebe geadelt.
Clara Blüthgen
Woher?
Wie der Wasserlilie Kelch
Leuchtend auf den Wellen schwanket,
Während in dem Schoß der Wasser
Sich ihr stiller Stengel ranket:
So, ein lichtes Wunder, schwimmt
Träumerisch mir im Gemüte
Über tiefen, dunklen Fluten
Meiner Liebe weiße Blüte.
Ihre Wurzel sah ich nie;
Heimlich sproßten ihre Triebe:
Wie sie plötzlich sich entfaltet,
Wußt' ich eins nur – daß ich liebe!
Viktor Blüthgen
Wenn wir alt sein werden,
wenn der Ruhe Dämmerung
leis in immergleichem Atemzuge uns im Herzen haucht,
wenn das Auge matt und milde blickt,
kältre Farben sieht und flockigen Umriß,
wenn der Hände Drücke,
altersfaltenweich,
immer abschiednehmender, zag sich fühlen,
wenn das Hirn,
von Erkenntnis starr, immer kälter wird,
und der Hoffnung warmer Taubenflügelschlag
nicht mehr linde Glücksgedankenwellen schlägt,
wenn an Rosen-Statt
Herbstzeitlose blaßt ...
Sonne, Sonne!
Du auch wirst mir dann...
Otto Julius Bierbaum