Leiden Zitate (Seite 2)
Laß mich fähig werden zum Leiden:
Zum Mit-Leiden mit Anderen,
damit ich merke, was sie brauchen,
zum Leiden an der Gegenwart,
damit ich mich einsetze
für eine bessere Zukunft,
zum Leiden an mir selber,
damit ich nicht hochmütig werde,
zum Leiden mit dir,
wenn du an
und mit der Welt leidest.
Thomas Bornhauser
Die Bibel kennt mehrere Dutzend Deutungen des Leidens. Oft wird Gott als Urheber genannt: Er erzieht, richtet, stellt auf die Probe. Daneben wird der Mensch als Leidensverursacher erkannt: er ist böse, ungeschickt oder unterzieht sich freiwillig einem Leiden. Selten betrachten biblische Autoren auch Naturgesetzlichkeiten als Grund für ein Leiden. Seit der biblischen Zeit sind bis heute weitere Sichtweisen dazugekommen: Leiden als Verdienst, als Beitrag zur Weltverbesserung, als Impuls zum...
Thomas Bornhauser
Die Resignation, wie sie viele Christen glauben im Namen Gottes haben zu müssen unter der Last der Übel, ist nicht christlich. Ich bin deswegen nicht ganz einverstanden mit dem Spruch, den man Kranken oft ins Zimmer hängt: "Ich muß leiden, ich kann leiden, ich darf leiden, ich will leiden." Das ist nicht wahr – ich will nicht! Das ist eine verzwungene Geschichte. Das hätte der Heiland nie gesagt, er sagte nur: "Ich ergebe mich", aber es ist ein stiller Protest darin.
Christoph Blumhardt d. J.
Wir müssen immer wieder uns begegnen
Und immer wieder durch einander leiden,
Bis eines Tages wir das alles segnen.
An diesem Tage wird das Leiden weichen,
Das Leiden wenigstens, das Blindheit zeugte,
Das uns wie blinden Wald im Sturme beugte.
Dann werden wir in neues Ziel und Leben
Wie Flüsse in ein Meer zusammenfließen,
Und kein Getrenntsein wird uns mehr verdrießen.
Dann endlich wird das »…suchet nicht das Ihre«
Wahrheit geworden sein in unsern Seelen.
Und wie an Kraft, wird's uns an Glück...
Christian Morgenstern
Wer Gottes Macht erfahren hat, kann gewisse Leiden als von Gott geschickte Maßnahme deuten. Wer daneben auch Situationen erlebt hat, in denen Gottes Ohnmacht spürbar wurde, weiß, daß er dem Leiden gegenüber manchmal hilflos ist. Wer Gottes Geist in sich spürt, erfährt dessen Mit-Leiden mit der Schöpfung als eigene Traurigkeit. Und jede weitere Dimension Gottes, die wir entdecken, öffnet uns neue Perspektiven auf das Leiden.
Thomas Bornhauser