Leiden Zitate (Seite 14)
Regen in der Dämmerung
Der wandernde Wind auf den Wegen
War angefüllt mit süßem Laut,
Der dämmernde rieselnde Regen
War mit Verlangen feucht betaut.
Das rinnende rauschende Wasser
Berauschte verwirrend die Stimmen
Der Träume, die blasser und blasser
Im schwebenden Nebel verschwimmen.
Der Wind in den wehenden Weiden,
Am Wasser der wandernde Wind,
Berauschte die sehnenden Leiden,
Die in der Dämmerung sind.
Der Weg im dämmernden Wehen,
Er führte zu keinem Ziel,
Doch war er gut zu gehen
Im...
Hugo von Hofmannsthal
Unser Leiden, unsre Wonnen
Spiegelt uns die Allnatur,
Ewig gilt es unsrer Spur,
Alles wird zum Gleichnisbronnen.
Erstes Grün der frischen Flur
Mahnst an Neigung zart begonnen,
Heißes Sengen reifer Sonnen
Bist der Liebe Abglanz nur!
Schlingt sich um den Baum die Winde,
Denken wir an uns aufs neue,
Sehnen uns nach einer Treue,
Die uns fest und zärtlich binde ...
Und wir fühlen uns verwandt,
Wie wir unser Bild erkannt.
Hugo von Hofmannsthal
Liebesbrief an die Liebe
sie ist so tief und doch so leicht,
sie ist weit oben und doch so schwer.
sie nimmt mir die Kraft zu leiden
sie gibt mir die Schwäche Gefühl zu zeigen.
Ich atme sie mit jeden Atemzug ein und
sie nimmt mir die Luft zum Atmen
und doch erstick ich nicht an ihr.
Du dringst tief in mein Herz,
hinterläßt ein Wirrwarr von Gefühlen.
doch leider verläßt Du mich zu schnell,
kann dich nicht so recht genießen.
Bitte kehr für immer zurück.
Bernd Hoffmann
Aus dem Meer der Götterfreuden
Ward ein Tröpfchen ausgeschenkt,
Ward gemischt mit manchen Leiden,
Leerer Ahnung, falschen Freuden,
Wad im Nebelmeer ertränkt!
Aber auch im Nebelmeere
Ist der Tropfen Seligkeit;
Einen Augenblick ihn trinken,
Rein ihn trinken und versinken,
Ist Genuß der Ewigkeit.
Johann Gottfried von Herder
Wandere
Wenn dich ein Weib verraten hat,
so liebe flink eine andre;
noch besser wär' es, du ließest die Stadt
schnüre den Ranzen und wandre.
Du findest bald einen blauen See,
umringt von Trauerweiden;
hier weinst du aus dein kleines Weh
und deine engen Leiden.
Wenn du den steilen Berg ersteigst,
wirst du beträchtlich ächzen;
doch wenn du den felsigen Gipfel erreichst,
hörst du die Adler krächzen.
Heinrich Heine
Neujahrslied
Mit der Freude zieht der Schmerz
traulich durch die Zeiten.
Schwere Stürme, milde Weste,
bange Sorgen, frohe Feste
wandeln sich zur Seiten.
Und wo eine Träne fällt,
blüht auch eine Rose.
Schön gemischt, noch eh wir´s bitten,
ist für Thronen und für Hütten
Schmerz und Lust im Lose.
War´s nicht so im alten Jahr?
Wird´s im neuen enden?
Sonnen wallen auf und nieder,
Wolken gehn und kommen wieder,
und kein Wunsch wird´s wenden.
Gebe denn, der über uns
wägt mit rechter Waage,
jedem...
Johann Peter Hebel
Welt und Ich
Im großen ungeheuren Ozeane
Willst du, der Tropfe, dich in dich verschließen?
So wirst du nie zur Perl’ zusammenschießen,
Wie dich auch Fluten schütteln und Orkane!
Nein! öffne deine innersten Organe
Und mische dich im Leiden und Genießen
Mit allen Strömen, die vorüberfließen;
Dann dienst du dir und dienst dem höchsten Plane.
Und fürchte nicht, so in die Welt versunken,
Dich selbst und dein Ur-Eignes zu verlieren:
Der Weg zu dir führt eben durch das Ganze!
Erst, wenn du kühn von...
Christian Friedrich Hebbel
Scheidelied
Kein Lebewohl, kein banges Scheiden!
Viel lieber ein Geschiedensein!
Ertragen kann ich jedes Leiden,
doch trinken kann ich nichts wie Wein.
Wir saßen gestern noch beisammen,
von Trennung wußt ich selbst noch kaum!
Das Herz trieb seine alten Flammen,
die Seele spann den alten Traum.
Dann rasch ein Kuß vom lieben Munde,
nicht schmerzgetränkt, nicht angstverkürzt!
Das nenn' ich eine Abschiedsstunde,
die leere Ewigkeiten würzt.
Christian Friedrich Hebbel
Vor Freude will ich singen
Vor Freude will ich singen,
Weil's mir jetzt tut gelingen.
Denn die ich hab begehrt,
Die hat mir Gott beschehrt.
Der ich mich hab ergeben,
Mit ihr in Freud zu leben.
Sie hat mein Herz besessen,
Kann ihrer nicht vergessen.
Ich hab oft großes Leiden,
Jetzt ist's verkehrt in Freuden.
Was lang ich hab begehrt,
Das ist mir jetzt gewährt.
All's Trauren will ich meiden,
Ob mich gleich viel drum neiden,
Was Gott ein'm tut bescheren,
Kann ihm kein Mensch verwehren.
Hans Leo Haßler von Roseneck
Was hier der Mensch, die Völker leiden,
Verschuldet ist es oft, und Prüfung wird's,
Doch steht ein Ziel. Die letzte schönste Kraft,
Die lange schlummert, unerkannt und still,
Im innersten des Lebens - sie erwacht,
Sie wird sich inne, wenn das Feindliche
Sich nah' und näher drängt; dann wird die Glut,
Die uns Verbrechen schien, ein mildes Licht,
Ein Morgenrot, es blüht im neuen Leben,
Besonnen, hell und reif in schönster Kraft
Aus der Bedrängnis göttergleich empor.
Die Prüfung weicht, und in...
Karl Heinrich Grumbach
Liebesnacht
O weile, süßer Geliebter!
Es trügt dich nur,
noch hellt, nur wolkengetrübter,
der Mond die Flur.
»Doch nimmer weilen und halten
die Wolken dort,
es führen sie wilde Gewalten
von Ort zu Ort.«
Ein Traum ist alle das Treiben
in dunkler Höh,
doch uns muß ewig verbleiben
der Sehnsucht Weh.
»Ich seh' nur Kommen und Scheiden
am Himmelszelt,
es zieht die Seele der Leiden
durch alle Welt.«
Die Wolken wandern so nächtig
ohn Schmerz und Lust,
ich aber ziehe dich mächtig
an meine Brust.
Martin Greif
An die Natur
Die Menschen altern
Und wandeln zuletzt
Als Greise gebückt
Unkenntlich fast;
Doch du, Natur,
Du bleibst dieselbe
In gleicher Frische Jahr um Jahr.
Auf deinem Antlitz
Ändert sich nichts;
Nicht Falten und Furchen
Lässest du schau'n,
Allen Sterblichen
Ihrer Jugend
Bleibst du ein Bildnis.
Du und Erinnerung
Leiden im Prangen
Keine Schmach.
Schön bist du so,
Wie du es warst
Seit zahllosen Tagen.
Wann längst ich zerfallen,
Preist dich ein andrer.
Martin Greif
Sie sollen es nicht sehen…
Sie sollen es nicht sehen,
Wie ich das Bild betrachte,
Das mir so viele Leiden,
So viele Schmerzen brachte.
Sie sollen es nicht sehen,
Wenn glühendes Verlangen,
Verrätherisch mir färbet,
Die sonst so blassen Wangen.
Sie sollen es nicht sehen,
Wie ich des Nachts alleine,
Sein Bild an's Herz gedrücket
In meiner Kammer weine.
Maria Eugenie delle Grazie