Leben Tod Zitate (Seite 9)
Glücklich, ihr, daß ihr der Welt entronnen
Glücklich ihr, daß ihr der Welt entronnen,
Eh das Netz der Wirrung euch umsponnen,
Das um die da leben wirft das Leben,
Und nicht Einsicht kann's, nur Tod, entweben.
Wie sich Fremden, die sich lieben sollten,
Selbst sich wehthun, die sich wohlthun wollten,
Und so selten nur sich zwei verstehen,
Die zusammen eines Weges gehen.
Dieses Streits, mit halberwachtem Sinne,
Glückliche, seid ihr nicht worden inne,
Und nun seid ihr, wo er euch nicht irret,
Ihr...
Friedrich Rückert
So sieht's aus im Leben
Starker Frost und sehr viel Schnee,
es glitzert auch noch Raureif,
vielen tut die Kälte weh,
selbst Gelenke werden streif.
Wilde Tiere leiden Not,
kein Futter ist zu finden,
überall lauert der Tod,
die Lebensgeister schwinden.
Nur der Igel rollt sich ein,
hält Winterschlaf beizeiten,
anders wird es niemals sein,
und keiner wird's bestreiten.
Es ist so, jeder weiß es,
so sieht es aus im Leben,
bei einigen klappt alles,
bei andern geht's daneben.
Horst Rehmann
Dasein
Dasein heißt Leben, nicht nur da sein,
diese Welt ist einfach lebenswert,
wer lebt und liebt, erlebt das Dasein,
macht im ganzen Leben nichts verkehrt.
Dasein heißt, auf Erden menschlich sein,
an dunklen und an hellen Tagen,
nur wer das beherrscht, ist nicht allein,
bewältigt alle Lebenslagen.
Dasein heißt auch, etwas schaffen,
stets redlich sein bis hin zum Tod,
geben, nicht nur ständig raffen,
vertreiben Kummer und die Not.
Dasein heißt aber auch, da zu sein,
wenn dringend jemand...
Horst Rehmann
Das Leben
Das Leben ist mal gut, mal schlecht,
kein Mensch soll sich beklagen,
manchmal erscheint es ungerecht,
man soll's mit Fassung tragen.
Mal wird gelacht, mal wird geweint,
mal laut und mal ganz leise,
oftmals allein und auch vereint,
jeder macht's auf seine Weise.
Oft zeigt man Mut, oft Wut und Zorn,
der Mensch hat es im Blute,
trotz allem blickt er gern nach vorn,
und sieht am End das Gute.
Man lebt auf dieser schönen Welt
mal im Glück und mal in Not,
häufig wird man auch...
Horst Rehmann
Ade
Es weiß der Stärkste manchmal nicht,
woher nehmen all die Kraft,
dass man am Ende trotz des Leids
es immer wieder schafft,
"Ade" zu sagen, viele Mal.
Doch "A De" heißt: "Geh zu Gott!"
S'ist Gottes Liebe, die Dich trägt
und diese endet nicht im Tod.
"Ich bin die Liebe, bin das Leben,"
so hör'n wir Gottes Wort.
Die, die gegangen sind, sind fern,
doch nicht für immer fort.
Auch wenn allein magst fühl'n Du Dich,
so bist Du's wahrlich nicht!
Im Herzen wohnen sie mit Gott, der sagt:
"Ich bin...
Susanne Pilastro
Wir wähnten lange recht zu leben
Wir wähnten lange recht zu leben,
Doch fingen wir es töricht an;
Die Tage ließen wir entschweben
Und dachten nicht ans End der Bahn!
Nun haben wir das Blatt gewendet
Und frisch dem Tod ins Aug geschaut;
Kein ungewisses Ziel mehr blendet,
Doch grüner scheint uns Busch und Kraut!
Und wärmer ward's in unsern Herzen,
Es zeugt's der froh gewordne Mund;
Doch unsern Liedern, unsern Scherzen
Liegt auch des Scheidens Ernst zugrund!
Gottfried Keller
O Welt, ich muß dich lassen,
Ich fahr dahin mein Straßen
Ins ewig Vaterland;
Mein Geist will ich aufgeben,
Dazu mein Leib und Leben
Setzen in Gottes Hand.
Mein Zeit ist nun vollendet,
Der Tod das Leben schändet,
Sterben ist mein Gewinn:
Kein Bleiben ist auf Erden
Das Ewig muß mir werden,
Mit Fried fahr ich dahin.
Ob mich gleich hat betrogen
Die Welt, von Gott abgezogen
Durch Schand und Büberei:
Will ich doch nit verzagen,
Sondern mit Glauben sagen,
Daß mir vergeben sei.
Johann Hesse
Winterlandschaft
Unendlich dehnt sie sich, die weiße Fläche,
bis auf den letzten Hauch von Leben leer;
die muntern Pulse stocken längst, die Bäche,
es regt sich selbst der kalte Wind nicht mehr.
Der Rabe dort, im Berg von Schnee und Eise,
erstarrt und hungrig, gräbt sich tief hinab,
und gräbt er nicht heraus den Bissen Speise,
so gräbt er, glaub' ich, sich hinein ins Grab.
Die Sonne, einmal noch durch Wolken blitzend,
wirft einen letzten Blick auf's öde Land,
doch, gähnend auf dem Thron des...
Christian Friedrich Hebbel
Fichtenrauschen – Mondscheinleuchten
heben an ein seltsam Singen,
und im lichten Glaste flimmert's
wie von weißen Geisterschwingen ...
Wirfst du endlich ab die Hülle,
kehrst du wieder heim, Verlorner?
wachst du auf aus deinen Träumen,
nie Gestorbner – nie Geborner?!
Siehst du dich im goldnen Kahne
durch des Lebens Fluten gleiten,
nur gewichen sind die Ufer,
und erweitert sind die Weiten ...
Deine Flügel sind entfaltet
über Raum und alle Zeiten,
Tod und Leben sind nur Formen,
Träume dunkler...
Julius Hart
Gottlos sind wir alle Zeit
Hier ist meine Lust an meinem Leben,
habe es satt, nur eine Kopie zu sein.
Will mich dem Sinnestaumel ergeben
und endlich mich von Qual befrei'n.
Gottlos sind wir alle Zeit,
wenn wir uns nicht befrei'n.
Will der Feigheit heut' entrinnen,
und nicht mit ihr untergeh'n.
Werde diesen Kampf gewinnen
und die Lebenszeit besteh'n.
Gottlos sind wir alle Zeit,
wenn wir uns nicht befrei'n.
Habe Lust auf das, was kommen mag,
denn für den Tod ist's noch zu früh,
will...
Gerd Groß
Was will ich mehr!
Noch halt mit beiden Händen ich
Des Lebens schöne Schale fest,
Noch trink und kann nicht enden ich
Und denk nicht an den letzten Rest.
»Doch einmal wird die Schale leer,
Die letzte Neige schlürftest du.«
So trank ich doch, was will ich mehr,
Dem Tod ein volles Leben zu.
Gustav Falke
Das Leben ist ein Darlehn, keine Gabe –
Du weißt nicht, wieviel Schritt du gehst zum Gabe,
Drum nütze klug die Zeit: auf jeden Schritt
Nimm das Bewußtsein deiner Pflichten mit.
Gewöhne dich – da stets der Tod dir dräut –
Dankbar zu nehmen, was das Leben beut;
Die Wünsche nicht nach Äußerm zu gestalten,
Sondern den Kern im Innern zu entfalten;
Nicht fremder Meinung unterthan zu sein,
Die Dinge nicht zu schätzen nach dem Schein;
Nicht zu verlangen, daß sie sollen gehn,
Wie wir es wünschen,...
Friedrich Martin von Bodenstedt