Leben Liebe Zitate (Seite 32)
Was Lieb' ist? Not, aus der nicht zu entkommen,
Der ungastlichste Gast für jedes Herz,
Ein kaltes Feuer, schmerzensreiche Wonne,
Ein süßer Wermut, wonnenreicher Schmerz,
Die liebste Wunde, Gift voll Wohlgeschmackes,
Klage, die lacht, und Lachen, welches klagt,
Gesunde Krankheit, Scherge, der begnadet,
Das schönste Grab, und Tod, wo Leben tagt.
Jan Kollár
Nicht im Vorübergehen
Mutwillig sollst Du keine Blume brechen,
Sie wegzuwerfen oder zu zerpflücken;
Sollst einem Mädchen nie von Liebe sprechen,
Willst du sie nicht mit deiner Hand beglücken.
Der Kuß, den dir errötend sie gegeben,
Ein süßrer Mund kann wieder ihn verwehen;
Sie aber fühlt den deinen all ihr Leben:
Es liebt das Weib nicht im Vorübergehen!
Rudolf Knussert
Wachende Augen für anderer Glück,
Fühlende Herzen für fremdes Geschick,
Schnelles Verständnis für Freude und Not,
Helfende Hände im Leben und Tod,
Liebe, die gern im Verborgenen geht,
Schweigende Opfer und stilles Gebet,
Leis wie die Engel und selten erkannt,
Fern von der Menge und niemals genannt,
Reich im Entsagen und dürftig im Lohn,
Friede im Auge und Freude im Ton,
Selig im Geben, doch selbst wünschelos,
Selbstlose Seelen – wie heilig, wie groß!
Theresa Keiter
Ohne Liebe
Was wißt ihr, wie es tut
wenn einem die Myrte im Haare ruht,
und die Leute kommen einem entgegen,
und junge Tannen stehn an den Wegen;
die Schwestern gehn überströmten Gesichts, –
vom Turme läuten die Glocken, –
und das Herz weiß von nichts.
O Leben, rühre mich leise an:
ich träume ja noch!
Mein Herz ist voll Licht und Waldesruh,
greif nicht so hart, nicht so eisig zu –
ich träume ja noch!
So aus dem Licht in die Nacht,
aus dem Lenz in den Schnee,
das hat schon manchen blind...
Frida Jung
Aus ›Was war‹ wird ›Was ist‹!
Was bringt die Zeit, wenn sie vergeht,
was unvermeidlich ist und Spuren schneidet,
es ist Erfahrung nur, die letztlich zählt,
wenn man nicht jeden Kampf vermeidet!
In 30 Jahren ist soviel passiert,
was uns geprägt hat und auch Narben schnitzte,
doch durch das Wiedersehen sanft verführt,
uns Wärme durch die Herzen blitzte.
So hatte die Vergangenheit wohl einen Sinn,
weil sie uns reif und sehr empfänglich machte,
so dass in leeren Herzen weitem Raum
die Liebe uns...
Bertram Jacobi
Es war nur ein sonniges Lächeln.
Es war nur ein freundliches Wort.
Doch scheuchte es lastende Wolken
und schwere Gedanken fort.
Es war nur ein warmes Grüßen,
der tröstende Druck einer Hand.
Doch schien's wie die leuchtende Brücke,
die Himmel und Erde verband.
Ein Lächeln kann Schmerzen lindern.
Ein Wort kann von Sorgen befrei'n,
ein Händedruck Sünde verhindern
und Liebe und Glauben erneur'n.
Es kostet dich wenig, zu geben;
Wort, Lächeln und helfende Hand.
doch arm und kalt ist das Leben,
wenn...
Monika Adele Elisabeth Hunnius
Zum Vatertag
Mein Kind, ich liebe dich
auch wenn ich es nicht immer sage,
ich bin für dich da
bis ans Ende der Tage
Mein Kind, ich brauche dich
auch wenn man es nicht immer sieht,
du bist mir das wichtigste,
was auch geschieht.
Mein Kind, ich leb für dich
auch wenn ich es nicht oft sage
all mein Streben nach Glück im Leben
ist nur, um dir zu geben
was du dir wünschst...
ich lebe für dich
bis ans Ende meiner Tage!
Alexandra Maria Huber
Zwischen den Atomen
Zäh und schwer
durchtrampelt dieses Dasein
den schmalen Acker der Zeit,
solang wir täglich uns verdingen.
Dinge binden uns und roden
Orientierungsgräben in die
Regenwälder der Freude.
Doch wenn es uns gelingt,
den Ton der Dinge, der in und
zwischen den Atomen klingt,
als Liebe in uns zu entdecken,
schwebt das Leben plötzlich leicht
und ganz mit Gott befreundet,
und manchmal jubelt es übermütig
vor bedingungsloser Heiterkeit.
Peter Horton
Alles eitel
Die güldenen Dukaten
die waren mir zu schwer;
wohin sie all geraten,
das weiß ich schon nicht mehr.
Die goldnen Lieder streute
ich aus mit leichtem Sinn,
es nahm als flüchtge
Beute Vergessenheit sie hin.
Und meiner Lieb Geschmeide,
der Treue funkelnd Erz,
zerbrach mit seinem Eide
ein falsches Mädchenherz.
So blieb mir in dem Leben
von allem Gold allein
das Feuergold der Reben,
der goldne Feuerwein,
Und bleibt mir bis zum Grabe
gewißlich treu und hold;
so lang ich Silber habe,
ist...
Friedrich Hornfeck
Wär ich ein Röslein tauig frisch…
Wär ich ein Röslein tauig frisch.
Ein Kind von sechzehn Jahren,
Hätt eine knospenjunge Brust
Noch nie von Leid erfahren!
Wüßt noch mein heitres Leben nichts
Von Erdenlist und Lüge,
Daß mit dem ersten Perlenschaum
Ich dirs entgegen trüge!
Und doch – es wär so reich und voll,
So tief nicht meine Liebe,
Wenn ihren lichten Farbenschmelz
Kein dunkler Grund umschriebe.
Angelika von Hörmann
Menschenbeifall
Ist nicht heilig mein Herz, schöneren Lebens voll,
seit ich liebe? Warum achtetet ihr mich mehr,
da ich stolzer und wilder,
wortereicher und leerer war?
Ach, der Menge gefällt, was auf den Marktplatz taugt,
und es ehret der Knecht nur den Gewaltsamen;
an das Göttliche glauben
die allein, die es selber sind.
Johann Christian Friedrich Hölderlin
Was ist die Welt?
Was ist die Welt? Ein ewiges Gedicht,
Daraus der Geist der Gottheit strahlt und glüht,
Daraus der Wein der Weisheit schäumt und sprüht,
Daraus der Laut der Liebe zu uns spricht,
Und jedes Menschen wechselndes Gemüth,
Ein Strahl ist's, der aus dieser Sonne bricht,
Ein Vers, der sich an tausend and're flicht,
Der unbemerkt verhallt, verlischt, verblüht.
Und doch auch eine Welt für sich allein,
Voll süß-geheimer, nie vernomm'ner Töne,
Begabt mit eig'ner, unentweihter...
Hugo von Hofmannsthal