Leben Liebe Zitate (Seite 21)
Leise rauschend durch Ruinen
Zieht der Abendwind,
Flüstert alte, düst're Märchen,
Die vergessen sind.
Von den Bäumen herbstestraurig,
Sinkt nun Blatt auf Blatt,
Sucht in der Ruine Schweigen
Eine Grabesstatt.
Fallen wird auch sie,
Die trotzig manch' Jahrhundert stand,
Ziehen werden, wo sie ragte,
Nebel übers Land.
»Märchenhaft ist dieses Leben!«
Seufzt der Abendwind:
In der heißen Brust erglommen
Mir zwei Wünschlein sind:
Meinem Leben eine Seele,
Die sich meiner eint,
Meinem Grabe eine...
Ernst Ziel
Sie wird mir einst begegnen, irgendwann,
Wie einem auf verdrossnen Wanderungen
Ein Lied einfällt, daß er als Kind gesungen;
Seither sind viele tot, und er ist Mann.
Und ist davon beglückt, daß er's noch kann;
Denn während er zur Klarheit sich gerungen,
Ist manche Saite in ihm abgesprungen…
Sie wird mir einst begegnen – irgendwann
Und wird mich fragen nicht: Woher? Wohin?
Und wird nicht in mich drängen: Weile, raste!
Einer wie ich ist immer nur zu Gaste –
Und größer wird sie sein durch...
Anton Wildgans
Singe, wem Gesang gegeben
in dem deutschen Dichterwald
Das ist Freude, das ist Leben
wenn's von allen Zweigen schallt
Nicht an wenig stolze Namen
ist die Liederkunst gebannt
ausgestreuet ist der Samen
über alles deutsche Land
Deines vollen Herzens Triebe
gib sie keck im Klange frei
Säuselnd wandle deine Liebe
Donnernd uns dein Zorn vorbeil
Singst du nicht dein ganzes Leben
Sing' doch in der Jugend Drang
Nur im Blütenmond erheben
Nachtigallen ihren Sang
Heilig achten wir die Geister
Aber Namen...
Ludwig Uhland
Gefühl ist alles
Fühlen,
Mit dem Herzen denken.
Nicht rechnen immer,
kühl und wissend,
das Wie und Wann
mit dem Verstand erfassen.
Sich selber Liebe schenken,
dem Sein sich
gläubig überlassen.
Vertrauend sich ergeben –
dem Leben!
Dem Leben sich ergeben,
und das Gefühl
zum allumfassenden
Gebot erheben.
Dem innern Rufe folgen,
dem echten Traum,
und schwebend sich bewegen
im Lebensbaum.
Gefühl ist alles.
Wer nicht mehr fühlen kann,
ist tot.
Ingrid Streicher
Wohl rief ich sanft dich an mein Herz,
Doch blieben meine Arme leer;
Der Stimme Zauber, der du sonst
Nie widerstandest, galt nicht mehr.
Was jetzt dein Leben füllen wird,
Wohin du gehst, wohin du irrst,
Ich weiß es nicht; ich weiß allein,
Daß du mir nie mehr lächeln wirst.
Doch kommt erst jene stille Zeit,
Wo uns das Leben läßt allein,
Dann wird, wie in der Jugend einst,
Nur meine Liebe bei dir sein.
Dann wird, was jetzt geschehen mag,
Wie Schatten dir vorübergehn,
Und nur die Zeit, die nun...
Theodor Storm
"In der Ferne weilt das Glück!"
Mutig bin ich ausgezogen,
um es mutig zu erringen,
Auf des Lebens Sturmeswogen
Hielt ich mich mit kühnen Schwingen,
Und im Kampfe mit dem Leben
War mir nichts zu schwer zu tragen,
Alles hab' ich hingegeben,
Kühner kann kein anderer wagen.
Immer jagte ich dem Glücke
Ruhlos auf der Ferse nach,
Um es, trotz dem Mißgeschicke,
Einzuholen nach und nach.
Eitler Wahn! Verlor'ne Zeit!
All umsonst war mein Bemühen,
Täglich scheint zu meinem Leid
Meilenweit das Glück zu...
Herrmann Starcke
Es ist schön, daß es dich gibt
Zeit meines Lebens werde ich dich lieben,
achten, ehren, respektieren, akzeptieren
und dir all deine Freiheit garantieren
weil du der Mensch bist, den ich liebe
wie auch ich ein Mensch bin – sei gewiß, es ist so
mein Geist ist wie deiner
und geistig sind wir in Harmonie
positiv – denn ich bin – und das tatsächlich
zu meinem Leben brauche ich dich!
Bruno O. Sörensen
Lied
Tot ist für immer jene Zeit,
Versunken und begraben!
Wir schaun zurück
Mit stierem Blick
Auf unsrer Hoffnungsträume Glück,
Die in des Lebens finsterm Leid
Wir trüb bestattet haben.
Der Liebe Strom entrauschte weit –
Wir schaun ihm nach vergebens!
Doch einsam hier
Noch stehen wir,
Denkmälern gleich entschwundner Zeit,
Die rasch entglitt mit Lust und Leid
Im Frührotschein des Lebens.
Percy Bysshe Shelley
Ich hab mein Leben lang drauf gewartet,
du warst alles was ich wollte,
ich sah dich an und mein Herz obsiegte.
Die Zeit mit dir war wie im Traum
und sollte nie vergehen.
Doch Träume sind und bleiben nur Träume,
das erkannte ich, als du aus meinem Leben
wieder verschwandest.
Verdammte Liebe. Ich geb's auf!
Jeremy Seaver
Schön, daß es Dich gibt
Deine Hände sind Leben
Deine Augen sind Licht
Deine Nähe ist Wärme
Deine Liebe, Dein Gesicht
Jedem Tag sage ich Danke
für die Frische des Morgens
der Schönheit und der Nähe
mit der Du mein Leben erhellst.
Dein Vertrauen und Verständnis
Deine Sicherheit und Stärke
spiegeln den Blick in mir
und
Danke ich Dir
Für Dich, denn es ist
schön, daß es Dich gibt.
Ladore de Schygall
In deiner Seele klarem Leben
Da ruht mein wahres Glück allein,
Die Ferne kann mir Freude geben,
Mit Dir nur kann ich selig sein.
In Deines Geistes raschen Flügen
Trägt leicht das schwere Leben sich –
Das Andre kann mir wohl genügen –
Du nur allein befriedigst mich!
Aus Deiner Liebe tiefen Quellen
Strömt eine Kraft, die mich erhebt,
Auf deren lichtumsäumten Wellen
Mein Lebensschiff vorüberschwebt !
Luise Adelaide Lavinia, genannt Adele Schopenhauer
Drum, wer da haßt, der ist allein! der scheidet
Sich aus von diesem großen Reich des Lebens;
Der müßte mehr als Gottes Kraft besitzen,
Um einen Athemzug lang froh zu sein,
Indeß ein Zug vom Quell der Liebe gnügt,
Das ärmste, längste Leben reich zu machen,
Und scheidend ew'ge Seligkeit zu träumen.
Leopold Schefer
Geduld
Und ich möchte dich
so gut ich kann bitten,
Geduld zu haben gegen alles Ungelöste
in deinem Herzen,
und zu verstehen.
Die Fragen selbst lieb zu haben
wie verschlossene Stuben.
Und wie Bücher, die in einer fremden Sprache
geschrieben sind.
Forsche jetzt nicht nach Antworten,
die dir nicht gegeben werden können,
weil du sie nicht leben könntest.
Und es handelt sich darum
alles zu leben.
Vielleicht lebst du dann
allmählich – ohne es zu merken –
in deine Antworten hinein.
Rainer Maria Rilke