Leben Leben Zitate (Seite 224)
Volksweise
Was ist es mit dem Leben
Doch für 'ne arge Not,
Muß leiden und muß sterben
Zuletzt den bittern Tod.
Kam ich doch auf die Erden
Ganz ohne Wunsch und Will',
Ich weiß es nicht von wannen
Und kenn' nicht Zweck und Ziel.
Es tritt die bunten Auen
Nur einmal unser Fuß,
Für kurze Zeit nur tauschen
Wir Händedruck und Gruß.
Und was uns auch von Freuden
Und Leiden zugewandt,
Das mehret und das mindert
Sich unter Menschenhand.
Drum lasset uns in Freundschaft
Einander recht verstehn
Die kurze...
Ludwig Anzengruber
Vorläufiger Abschied
Wir haben unsere Freundschaft
im Liebesgarten gelebt -
und die Liebe wucherte wie
ein wunderschönes Unkraut.
Wir haben gespürt, daß wir
das nicht einfach leben konnten
und versuchten nun,
die Liebe zu beschneiden,
das Unkraut auszujäten.
Warum aber trampelst du nun auch
alle Freundschaftsblumen nieder?
Kristiane Allert-Wybranietz
Reine Handarbeit
Wir stricken unser Leben.
Manche wählen ein kompliziertes Muster,
andere ein schlichtes.
Es ist ein buntes Maschenwerk
oder ein Stück in tristen Farben.
Nicht immer können wir
die Farbe selber wählen;
und auch die Qualität der Wolle wechselt,
mal weiß und wolkenflauschig,
mal kratzig und hart.
Die einen stricken liebevoll und sorgsam,
andere mühevoll und ungern.
Und so manchmal schmeißt einer
das Strickzeug in die Ecke.
Und öfters läßt du eine Masche fallen,
oder sie fällt...
Kristiane Allert-Wybranietz
Ein frohes Liebesgedicht
Ich hab dich lieb
und doch muß ich manchmal
von dir fortgehen.
Und du weißt ja selber,
daß auch du nicht stets
nur bei mir bleiben kannst.
Es ist immer ein Abschied,
aber niemals ein Verlassen.
Es ist immer ein Wiedersehn,
aber niemals ein Zurückkommen.
Ich hab dich lieb
und möchte mit dir
leben ... lieben
und nicht im Wechselspiel
aneinander rumkürzen,
zerstören und streiten.
Kristiane Allert-Wybranietz
Sprich mit den Reisenden
Es gibt Haltestellen
im Leben,
da braucht man dringend
die Hilfe der Mitreisenden,
die einen hindern müssen,
auszusteigen.
Allein kann man dem Reiz,
den Strapazen der Weiterfahrt
zu entkommen,
dann kaum widerstehen.
Und wenn ich mir
die steigenden Selbstmordraten
anschaue,
glaube ich,
daß sehr viele einsam reisen,
obwohl der Zug doch immer voller wird.
Sprich mit den Reisenden!
Kristiane Allert-Wybranietz