Lange Zitate (Seite 36)
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Der Zeitpunkt
Jene 10000-stel Sekunde
Worte werden hinaus entlassen und begeben sich auf die lange Reise
Wer sie fängt , wird berührt.
An welcher Saite kann keiner sagen
- du mußt eben etwas wagen
Öffnen-schauen-lesen.
Vertrauen auf den, der dies geschrieben.
Dem Sinnlosen einen Sinn geben, das Verlorene wiederfinden das abgestumpfte wieder spitzen und empfinden
Ich drücke dich
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by SPODO
Nachts
Tiefstill die Nacht. Nur manchmal, halb im Traum,
hör ich ein Knistern an den weiten Wänden,
ein ruhlos Tasten hier und dort im Raum,
als wie von feinen, schlanken Frauenhänden.
Dann weiß ich es, was dir dein Traum gebracht:
du suchst nach mir, du kannst mich nicht vergessen,
du suchst und suchst die ganze lange Nacht
nach einem Glück, das du doch einst besessen.
Carl Hermann Busse
Liebesglut
Sie liebt mich nicht. Nun brennt mein Herz
ganz lichterloh vor Liebesschmerz,
vor Liebesschmerz gar lichterloh
als wie gedörrtes Haferstroh.
Und von dem Feuer steigt der Rauch
mir unaufhaltsam in das Aug',
daß ich vor Schmerz und vor Verdruß
viel tausend Tränen weinen muß.
Ah Gott! Nicht lang ertrag ich's mehr! –
Reicht mir doch Feuerkübel her!
Die füll ich bald mit Tränen an,
daß ich das Feuer löschen kann.
Seitdem du mich so stolz verschmäht,
härmt ich mich ab von früh bis...
Wilhelm Busch
Immerhin
Mein Herz, sei nicht beklommen,
Noch wird die Welt nicht alt.
Der Frühling ist wiedergekommen,
Frisch grünt der deutsche Wald.
Seit Ururvätertagen
Stehen die Eichen am See,
Die Nachtigallen schlagen,
Zur Tränke kommt das Reh.
Die Sonne geht auf und unter
Schon lange vieltausendmal,
Noch immer eilen so munter
Die Bächlein ins blühende Tal.
Hier lieg ich im weichen Moose
Unter dem rauschenden Baum,
Die Zeit, die wesenlose,
Verschwindet als wie ein Traum.
Von kühlen Schatten...
Wilhelm Busch
Sehnsucht
Schon viel zu lang
Hab ich der Bosheit mich ergeben.
Ich lasse töten, um zu leben,
Und bös macht bang.
Denn niemals ruht
Die Stimme in des Herzens Tiefe,
Als ob es zärtlich klagend riefe:
Sei wieder gut.
Und frisch vom Baum
Den allerschönsten Apfel brach ich.
Ich biß hinein, und seufzend sprach ich
Wie halb im Traum:
Du erstes Glück,
Du alter Paradiesesfrieden,
Da...
Wilhelm Busch
Fehlgeschossen
Fritz war ein kecker Junge
Und sehr geläufig mit der Zunge.
Einstmals ist er beim Ährenlesen
Draußen im Felde gewesen,
Wo die Weizengarben, je zu zehn,
Wie Häuslein in der Reihe stehn.
Ein Wetter zog herauf.
Da heißt es: Lauf!
Und flink, wie ein Mäuslein
Schlüpft er ins nächste Halmenhäuslein.
Krach! – Potztausendnochmal!
Dicht daneben zündet der Wetterstrahl.
Ätsch! rief der...
Wilhelm Busch
Ganz richtig, diese Welt ist nichtig.
Auch du, der in Person erscheint,
bist ebenfalls nicht gar so wichtig,
wie deine Eitelkeit vermeint.
Was hilft es dir, damit zu prahlen,
daß du ein freies Menschenkind!
Mußt du nicht pünktlich Steuern zahlen,
obwohl sie dir zuwider sind?
Wärst du vielleicht auch, sozusagen,
erhaben über gut und schlecht,
trotzdem behandelt dich dein Magen
als ganz gemeinen Futterknecht.
Lang bleibst du überhaupt nicht munter.
Das Alter kommt und zieht dich krumm,
und...
Wilhelm Busch
Die Liebe war nicht geringe.
Sie wurden ordentlich blaß;
Sie sagten sich tausend Dinge
Und wußten noch immer was.
Sie mußten sich lange quälen,
Doch schließlich kam's dazu,
Daß sie sich konnten vermählen.
Jetzt haben die Seelen Ruh.
Bei eines Strumpfes Bereitung
Sitzt sie im Morgenhabit;
Er liest in der Kölnischen Zeitung
Und teilt ihr das Nötige mit.
Wilhelm Busch
Sie 'st falsch und schön, das macht mir Schmerz,
Ich liebte sie so lang';
Sie brach den Schwur, sie brach mein Herz,
Das klang mir trüb' und bang.
Ein Strohkopf kam mit Geld und Gut,
Sie nahm ihn an mit frohem Muth,
Sie wußt' nicht, wie das ander'n thut,
Und wie's zum Herzen drang.
Ihr Alle, die Ihr Weiber liebt,
Seid hierin nur nicht blind:
Was Wunder, wenn man uns betrübt,
Sie sind 'mal so gesinnt.
O Weib, dem Mann zu Lust und Heil,
Dir ward des Engels Form zutheil,
Mehr kannst Du nicht...
Robert Burns
Liebe ohne Heimat
Meine Liebe, lange wie die Taube
Von dem Falken hin und her gescheucht,
Wähnte froh, sie hab' ihr Nest erreicht
In den Zweigen einer Götterlaube.
Armes Täubchen! Hart getäuschter Glaube!
Herbes Schicksal, dem kein andres gleicht!
Ihre Heimat, kaum dem Blick gezeigt,
Wurde schnell dem Wetterstrahl zum Raube.
Ach, nun irrt sie wieder hin und her!
Zwischen Erd' und Himmel schwebt die Arme,
Sonder Ziel für ihres Flugs Beschwer.
Denn ein Herz, das ihrer sich erbarme,
Wo sie noch...
Gottfried August Bürger
Es sang vor langen Jahren
Wohl auch die Nachtigall!
Das war wohl süßer Schall,
Da wir zusammen waren.
Ich sing' und kann nicht weinen,
Und spinne so allein,
Den Faden klar und rein
So lang' der Mond wird scheinen.
Als wir zusammen waren,
Da sang die Nachtigall;
Nun wartet mich ihr Schall,
Da du von mir gefahren.
So oft der Mond mag scheinen,
Denk ich wohl dein allein.
Mein Herz ist klar und rein –
Gott wolle uns vereinen.
Seit du von mir gefahren,
Singt stets die Nachtigall;
Ich denk bei...
Clemens Brentano
Schweige, Mund
Schweige, Mund, und redet, Augen!
Andre Sendung will ich nicht;
Nur so zarte Boten taugen,
Wo ein zart Geheimnis spricht.
Durch der Wimpern Schattenschleier
Dringen Blicke, bang, doch kühn,
Süßes, wunderbares Feuer
Spiegelnd in der Wangen Glüh'n.
Ja, mit Wundermacht entzünden
Licht sie im verwandten Sein,
Wissen schnell die Bahn zu finden
Tief in Herzens Herz hinein.
Und die lieblichen Gesandten
Führen mächt'ge Sprache dort,
Und so schlingt mit Wechselbanden
Sich der Blicke...
Karoline Louise Brachmann
Das Kornfeld
Vom Sommerhauch berührt schwankt leis das Korn,
Wie Beter, gottergeben, stehn die Ähren.
Ich hör' von ferne Dengelhammerschlag,
Das goldne Wogen wird nicht lange währen.
Hier hat der Tod in jedem Halm gehaust,
Sie selber, die des Lebens Keime bergen,
Die Körner, sind im Sonnenbrand erstarrt
Und gleichen goldumwundnen kleinen Särgen.
Tot bist du, Korn, doch welch ein tröstlich Bild!
Wer möcht' sich nicht wie du zur Ruhe legen:
Als eine wohlgereifte Garbe, schwer
Von Lebensbrot und...
Jakob Boßhart