Lange Zitate (Seite 119)
Daß die geistige Leistungsfähigkeit für das rohstoffarme Europa ein entscheidend wichtiger Faktor ist, wird gerade heute wieder von vielen als richtig anerkannt. Wie lange dauert es, bis sich im öffentlichen Bewusstsein der Gedanke verankert hat, dass diese geistige Potenz eine materielle Basis hat, dass sie auf der Kraft der Gehirne beruht? Und dass die Gehirne der Menschen so ungleich sind wie ihr sonstiger Körper auch? Anthropologischer Nihilismus, der die biologisch-genetische Basis...
Gregor Brand
Der amerikanische Philosoph Charles Peirce widmete sich drei Jahre lang jeden Tag zwei Stunden dem Studium der kantschen Kritik der reinen Vernunft. Das gefällt mir: Denken gleichsam als Sport mit täglichem Training. Aber welche Sportart soll man sich da aussuchen? Im Kosmos des Denkens gibt es Millionen Sportarten, sodaß die Gefahr sehr groß ist, nach einiger Zeit zu erkennen, daß man mit anderen Sportarten als den bisher betriebenen wesentlich mehr Spaß gehabt und bessere Ergebnisse...
Gregor Brand
Am Glück fehlt stets ein Stück
Es gibt Menschen, die niemals richtig glücklich sein können. Für sie ist das Glück abhängig von tausend Dingen, und etwas fehlt ihnen immer. Sie vergessen, daß Glück aus vielen Teilen besteht. Immer ist irgendein Teil zu kurz. Ganz schlimm wird es, wenn sie ihr Leben lang auf das eine Teil warten, das nicht da ist. Sie sind blind für die vielen anderen Teile, mit denen sie glücklich sein könnten. Aber sie sehen sie nicht, die kleinen, gewöhnlichen Dinge.
Phil Bosmans
Ein guter Mensch ist wie ein kleines Licht, das durch die Nacht unserer Welt wandert und auf seinem Weg tote Sterne wieder anzündet.
Das Gute, das Menschen in Freundschaft und Liebe Menschen erweisen, liegt jenseits von Effizienz und Konkurrenz. Es kann nicht gemessen, nicht in Statistiken festgelegt werden. Es liegt tiefer, es ist wie ein unsichtbarer warmer Golfstrom. Aber man spürt es an der Küsten einer Welt, in der man zu lange gefroren hat vor Kälte unter den Menschen.
Phil Bosmans
Es waren einmal zwei Bienen, die saßen am Eingang ihres Bienenkorbs in der Sonne. Lange Zeit hatte ein heftiger Sturm gewütet. Seine Gewalt hatte alle Blumen weggefegt und die Welt verwüstet. "Was soll ich noch fliegen", klagte die eine Biene. "Überall herrscht ein wüstes Durcheinander. Was kann ich da schon ausrichten!" Und traurig blieb sie sitzen. "Blumen sind stärker als der Sturm", sagte die andere Biene. "Irgendwo müssen noch Blumen sein, und sie brauchen uns, sie brauchen Besuch. Ich...
Phil Bosmans
Ich hatte Radieschen gesät, winzig kleine Samenkörnchen. Ich konnte sie kaum zwischen meinen Fingern halten. Ich ging schlafen, ich stand auf. Es regnete, die Sonne schien. Ich machte meine Arbeit und vergaß die Radieschen.
Aber drei Wochen lang hat sich einer mit ihnen abgegeben. Er hat die Radieschen im Schoß der Erde mit Liebe empfangen und genährt. Nun waren sie dick. An die fünfhundert Mal so dick wie die Samenkörnchen, die ich in die Erde gelegt hatte. Wochenlang konnten wir herrlich...
Phil Bosmans
Sei vorsichtig mit deinen Reden. Worte sind mächtige Waffen, die viel Unheil stiften können. Spuck keinen an mit deiner Zunge und mit deinem großen Mund. Ein hartes, giftiges, verlogenes Wort kann tief verletzen und lange weh tun. Sei liebevoll mit deinen Worten.
Ist dein Herz eine Oase für Menschen, dann wird dein Wort das Wasser sein, das Wüsten fruchtbar macht. Das Wort ist eine wunderbare Gabe, den Menschen von Gott gegeben, damit sie miteinander reden, miteinander arbeiten, miteinander...
Phil Bosmans
Sie war steinreich. Und sie wollte tot sein. Ein Haus in Hamburg, eins in Paris und eins in London. Und sie wollte tot sein. Sie hatte Tabletten genommen. Die Ärzte konnten sie retten. Zwei Stunden lang habe ich ihrer Geschichte zugehört. Und zum Schluß weinte sie: "Ich würde auf alles verzichten, ich würde alles aufgeben, wenn ich nur ein bißchen Zuneigung, ein bißchen Freundschaft erfahren hätte."
Phil Bosmans
Niemand ist so schlecht wie in seinen schlechtesten Augenblicken. Niemand ist so gut wie in seinen besten Augenblicken. Menschen werden schnell und ein Leben lang nach einem einzigen Fehltritt, den sie einmal begingen, beurteilt. Menschen werden allzu häufig auf ihre verkehrten Handlungen und Haltungen festgenagelt. Und dennoch: Eine schlechte Eigenschaft ist noch kein schlechter Mensch. Ein schlechter Tag ist noch kein schlechtes Leben.
Phil Bosmans
Wenn zwischen Aufgang und Untergang, zwischen Quelle und Ausfluß eine lange Zeit oder ein breiter Strom gelagert, und wir mit unseren schwachen Sinnen das feine Gespinst, das Ursache und Wirkung aneinanderbindet, übersehen, dann schreckt uns endlich am Ziele die täglich aber leise waltende Regel als Schicksal mit Donnerworten auf.
Carl Ludwig Börne