Lächeln Zitate (Seite 7)
In Venedig
Stille im nächtigen Zimmer.
Silbern flackert der Leuchter
Vor dem singendem Odem
Des Einsamen;
Zaubrisches Rosengewölk.
Schwärzlicher Fliegenschwarm
Verdunkelt den steinernen Raum,
Und es starrt von der Qual
Des goldenen Tags das Haupt
Des Heimatlosen.
Reglos nachtet das Meer.
Stern und schwärzliche Fahrt
Entschwand am Kanal.
Kind, dein kränkliches Lächeln
Folgte mir leise im Schlaf.
Georg Trakl
An Mauern hin
Es geht ein alter Weg entlang
An wilden Gärten und einsamen Mauern.
Tausendjährige Eiben schauern
Im steigenden fallenden Windgesang.
Die Falter tanzen, als stürben sie bald,
Mein Blick trinkt weinend die Schatten und Lichter.
Ferne schweben Frauengesichter
Geisterhaft ins Blau gemalt.
Ein Lächeln zittert im Sonnenschein,
Indes ich langsam weiterschreite;
Unendliche Liebe gibt das Geleite
Leise ergrünt das harte Gestein.
Georg Trakl
Herbstabend
Herbstabende voll weicher Helligkeit
Mit ihrem rührend rätselhaften Zauber…
Ein böser Glanz, der Bäume buntes Kleid,
Purpurner Blätter matt und leicht Geplauder;
Die Bläue ist so neblig, still und kühl,
Worunter die verwaiste Erde trauert,
Und – wie der nahen Stürme Vorgefühl
Bisweil ein Windstoß jäh, der uns durchschauert;
Erschöpfung, Niedergang, doch überall
Das Lächeln sanft des Welkens und des Scheidens,
Das wir in des Verstandes Widerhall
Erkannt als die erhabne...
Fjodor Iwanowitsch Tjuttschew
Wenn es draußen kälter wird
Wenn es draußen
kälter wird
und das Dunkel
früh dein Haus erreicht,
brauchst du etwas,
das dir Licht schenkt,
das dein Herz erfreut
und wärmt:
Den Schimmer einer flackernden Kerze,
ein gutes Glas Wein,
ein tröstendes Wort
oder – ganz einfach –
ein Lächeln aus Kinderaugen.
Ingrid Streicher
Bäume im Frühling
Die jungen Bäume drängen ans Licht,
Zartgrüne Blätter und Zweige
büscheln ganz dicht.
Und Sonnenstrahlen
dringen durch dunklen Wald,
die hohen Tannen,
sonst ernst und alt,
sie lächeln.
Doch immer wieder
rührt's mich an,
wenn ich den Birnbaum
auf der Wiese drüben
sehen kann.
Über zerklüftetem,
ganz rauhem Stamm
die weiße Spitzenblütenhaube –
so zart durftig
wie ein Schleier,
wie ein erster
Mädchentraum.
Ingrid Streicher
Ich juble mich an alle Dinge hin,
Ich bin so froh, ich weiß nicht, wer ich bin,
In jedem Baum fühl ich mich befreit,
Im fernsten Berg schwing ich Unendlichkeit,
Im letzten Menschen darf ich Lächeln sein,
In jeden Blick gebär ich mich hinein,
Ich schäm mich nicht, erkenn ich mich im Tier,
Auf allen Wegen rings begegn' ich mir.
Karl Stamm
An die Schönheit
So sind wir deinen Wundern nachgegangen
wie Kinder die vom Sonnenleuchten trunken
ein Lächeln um den Mund voll süßem Bangen
und ganz im Strudel goldnen Lichts versunken
aus dämmergrauen Abendtoren liefen.
Fern ist im Rauch die große Stadt ertrunken
kühl schauernd steigt die Nacht aus braunen Tiefen.
Nun legen zitternd sie die heißen Wangen
an feuchte Blätter die von Dunkel triefen
und ihre Hände tasten voll Verlangen
auf zu dem letzten Sommertagsgefunkel
das hinter roten...
Ernst Maria Richard Stadler
Steine im Wildbach des Lebens
Ich brauch' sie einfach,
die kleinen Freuden:
ein Lächeln von dir,
den Händedruck eines Nebenmir,
ein "weißt du noch?"
von alten Freunden.
Ich kann nicht ohne Vorfreude,
ohne Erwartung leben.
Auch wenn ich deshalb
oft enttäuscht bin.
Sie werden mir nie
selbstverständlich werden,
denn ich weiß:
Es sind Steine im Wildbach des Lebens.
Wenn der Abstand von Stein zu Stein
zu groß wird,
werde ich jämmerlich ertrinken.
Ute Maria Seemann
Sonnentag
Am Ende eines jeden Tages,
wenn die Nacht sich wie ein Schleier
über unsere Träume legt
und in der Tiefe des Atems
die Gedanken und Wünsche
gleichsam einem Tunnel,
der das Licht verschlingt,
gibt es auch dann einen neuen Morgen
und ein Licht am Ende des Einsamkeit,
wenn die ersten Strahlen
den Glanz des Tages erscheinen lassen
und Dir ein Lächeln
auf die Lippen zaubern
an einem neuen Sonnentag.
Ladore de Schygall
Vielleicht
Vielleicht ist es ein stiller Blick.
Vielleicht ist es ein freundliches Wort.
Vielleicht ist es ein lieber Gruß.
Vielleicht ist es ein fester Händedruck.
Vielleicht ist es eine nette Geste.
Vielleicht ist es eine kurze Begegnung.
Vielleicht ist es ein reizendes Lächeln.
Vielleicht ist es ein gutes Gespräch.
Vielleicht ist es eine scheue Umarmung.
Vielleicht ist es ein flüchtiger Kuß.
Vielleicht ist es nur ganz wenig,
was man braucht, um glücklich zu sein.
Peter E. Schumacher
Steh auf, wenn du am Boden liegst
Ich sah in die tiefsten Tiefen und erreichte schwindelnde Höhen.
Ich spürte Ignoranz und jemand schenkte mir Beachtung.
Ich erfuhr Enttäuschung und jemand machte mir Mut.
Ich erfuhr schlimmste Demütigungen und jemand schenkte mir aufrichtiges Lob.
Ich erlitt Verlust und jemand versuchte den Ausgleich.
Ich empfand große Leere und mein Becher wurde gefüllt.
Ich bekam schmerzhafte Verletzungen und jemand versorgte meine Wunden.
Ich vergoß Tränen und jemand...
Jutta Schulte
Die letzte Reise
Ein Rabe kommt geflogen;
im Schnabel einen Brief.
Raben bringen schlechte Kunde
und ich erschrecke tief.
Warum keine and'rer Vogel?
Warum die Lerche nicht?
Der Rabe setzt sich nieder,
zu mir im Dämmerlicht.
Des Rabes Blick ist dunkel;
ich nehm den Brief zur Hand.
Und öffne ihn behutsam;
der Rab' schaut unverwandt.
Ein Billet für eine Reise;
auch ein Zettel liegt anbei.
Darauf steht geschrieben,
daß dies die letzte Reise sei.
Der Rabe scheint zu lächeln
und nickt mir...
Manfred Schröder
Der Herr hat Erbarmen
Sein Mund war nie geschlossen.
Er redete von Flöhen bis zur hohen Politik.
Sein Senf glänzte auf fast allen Würstchen;
und manchmal tat er's mit Geschick.
Und all' die and'ren Münder,
zum Himmel klagten sie.
-Oh Herr, hab Erbarmen.
Von alleine endet dieses nie. –
Und der Herr im hohen Himmel,
verstand wohl ihre Not.
Und mit einem Lächeln,
Einhalt er gebot.
Und der Mann im schnellen Worte;
tot fiel er plötzlich um.
Und war zum ersten Male,
zum ersten Male stumm.
Manfred Schröder