Kuss Zitate
Kannst du nicht hören?
Hörst du das Summen der Mücken?
Hörst du den Regen, der rinnt?
Hörst du das Tosen des Meeres?
Hörst du das Lachen vom Kind?
Kannst du nicht sehen?
Siehst du die majestätischen Berge?
Siehst du den glasklaren See?
Siehst du die blühenden Felder?
Siehst du den fallenden Schnee?
Kannst du nicht fühlen?
Fühlst du die Hand, die dich streichelt?
Fühlst du den Sand unterm Fuß?
Fühlst du den Blick, der dir schmeichelt?
Fühlst du den zärtlichen Kuss?
Besitzt du die Gabe zu...
Jutta Schulte
Liebe auch läßt sich den Wellen vergleichen,
Sehnsucht wälzt ihre Wogen zum Ziele,
flüchtendes Nahen, nahendes Weichen,
heiligster Ernst und doch schönstes der Spiele.
Dieses Erkämpfen mit Raunen und Rosen
schon mit der Venus den Wellen entstiegs,
süß vom verstohlenen Augenkosen
bis zu dem Kusse, dem Siegel des Siegs.
Joachim Ringelnatz
Du fragst, wozu das Küssen tauge,
Und was es eigentlich will sagen ?
Um sich zu blicken Aug' in Auge,
Und Seel' um Seele zu befragen.
Wenn Auge sich in Auge spiegelt
Und sich zu Seele Seele findet,
Dann wird im Kusse rasch besiegelt,
Was treue Herzen ewig bindet.
Drum willst du je dich küssend neigen,
So giebt es Eines, das bedenke:
Daß leis in andachtvollem Schweigen
Auch Seele sie in Seele senke.
Wo nur die Lippen sich berühren,
Da wirst du bald verschmachten müssen;
Der Liebe Wonnen ganz...
Robert Eduard Prutz
Suleika
Nicht im Rosenschmuck der Jugend
fand ich dich und liebt ich dich,
grau schon ringelten die Locken
um der Stirne Weisheit sich,
doch in deinem Kusse lodert
ungezähmte Jugendkraft,
stimmt die Harfe meiner Seele
zur Musik der Leidenschaft. –
Deine grauen Haare bergen,
was in deiner Seele ruht,
wie die Asche des Vulkanes
Zeuge ist der innern Glut,
und aus deiner Augen Tiefen,
sprühet blitzend, göttlich rein,
ewig junges Leben kündend,
deines Geistes Feuerschein.
Clara Müller-Jahnke
Der Liebende
Beglückt, beglückt,
Wer dich erblickt,
Und deinen Himmel trinket,
Wenn dein Gesicht
Voll Engellicht
Den Gruß des Friedens winket.
Ein süßer Blick,
Ein Wink, ein Nick,
Glänzt mir wie Frühlingssonnen;
Den ganzen Tag
Sinn' ich ihm nach,
Und schweb' in Himmelswonnen.
Dein holdes Bild
Führt mich so mild
An sanfter Blumenkette;
In meinem Arm
Erwacht es warm,
Und geht mit mir zu Bette.
Beglückt, beglückt,
Wer dich erblickt,
Und deinen Himmel trinket,
Wem süßer Blick
Und Wink und...
Ludwig Heinrich Christoph Hölty
Wir hatten's einst so gut verstanden,
zu küssen uns zu rechter Stund,
eh wir es selber ganz empfanden,
gefunden hatte Mund den Mund.
Ein einiger Gedanke schwebte,
war weder mir noch dir bewusst,
und plötzlich Lipp an Lippe bebte
und plötzlich bebte Brust an Brust.
Dann haben wir's vergessen müssen,
verleugnet ward die Kinderzeit,
wir trugen, statt uns froh zu küssen,
ehrbar und dumm das Heuchlerkleid.
Doch als ich heut nach langen Tagen,
dich still Geliebte wiedersah –
wir hatten's gar zu...
Otto Erich Hartleben
Erwache, schöne Schläferin,
Falls dieser Kuss nicht zu bestrafen:
Doch wenn ich dir zu zärtlich bin
Schlaf, oder scheine mir zu schlafen.
Die Unschuld, die nur halb erwacht,
Wann Lieb' und Wollust sie erregen,
Hat öfters manchen Traum vollbracht,
Den Spröde sich zu wünschen pflegen.
Was du empfindest, ist ein Traum:
Doch kann ein Traum so schön betrügen?
Gibst du der Liebe selbst nicht Raum:
So laß dich dann ihr Bild vergnügen.
Friedrich von Hagedorn
Ich möchte sterben wie der Schwan,
Der, langsam rudernd mit den Schwingen,
Auf seiner blauen Wasserbahn
Die Seele löst in leisem Singen.
Und starb er, wenn der Abend schied
Mit goldnem Kusse von den Gipfeln:
Nachhallend säuselt noch das Lied
Die ganze Nacht in Busch und Wipfeln.
O würde mir ein solch Geschick!
Dürft' unter Liedern ich erblassen!
Könnt' ich ein Echo voll Musik
Dem Volk der Deutschen hinterlassen!
Doch Größern nur ward solch ein Klang,
Nur Auserwählten unter vielen –
Mir wird...
Emanuel Geibel
Eros, der Schenk
Ich wähle mir den Liebesgott zum Schenken,
Er füllt den Becher mir aus Zauberkrügen
Und weiß das Herz in seliges Genügen,
Den Sinn in süßen Taumel zu versenken.
Auch lehrt er mich, zu holdem Angedenken
Den Wein zu schlürfen in bedächt'gen Zügen,
Zu zartem Gruße Reim in Reim zu fügen
Und sanft der Musen weißes Ross zu lenken.
Und wenn des Abends Schatten sich verbreiten
Und müd' ich ruhe von des Tages Genusse,
Erregt er sacht der Zither goldne Saiten.
Da muß im Schlaf gleich...
Emanuel Geibel
Die Umarmung
Wie um ihren Stab die Rebe
Brünstig ihre Ranke strickt,
Wie der Efeu sein Gewebe
An der Ulme Busen drückt;
Wie ein Taubenpaar sich schnäbelt
Und auf ausgeforschtem Nest,
Von der Liebe Rausch umnebelt,
Haschen sich und würgen läßt:
Dürft' ich so dich rund umfangen!
Dürftest du, Geliebte mich! -
Dürften so zusammenhangen
Unsre Lippen ewiglich!
Dann verschmäht ich alle Mahle,
Wie ich sie auf Erden sah,
Dann sogar im Göttersaale
Nektar und Ambrosia.
Sterben wollt' ich im...
Gottfried August Bürger
Mir ist zu licht zum Schlafen ...
Mir ist zu licht zum Schlafen,
Der Tag bricht in die Nacht,
Die Seele ruht im Hafen,
Ich bin so froh erwacht.
Ich hauchte meine Seele
Im ersten Kusse aus,
Was ist's, daß ich mich quäle
Ob sie auch fand ein Haus.
Sie hat es wohl gefunden
Auf ihren Lippen schön,
O welche sel'ge Stunden,
Wie ist mir so geschehn!
Was soll ich nun noch sehen?
Ach, alles ist in ihr.
Was fühlen, was erflehen?
Es ward ja alles mir.
Ich habe was zu sinnen,
Ich hab', was mich...
Karl Joachim Friedrich Ludwig »Achim« von Arnim