Kunst Zitate (Seite 37)
In der Bewunderung von Originalität fühlen wir uns ganz zu Hause. Sie ist die Qualität von Kunst, die uns einigermaßen erreichbar erscheint. Deshalb sagen wir etwa folgendes: Nicht nur hat jeder seine eigene Art, die Dinge zu tun - er sollte sie auch haben. Kunst ist eine individuelle Sache.
John Cage
Lulu
Ich liebe nicht den Hundetrab
Alltäglichen Verkehres;
Ich liebe das wogende Auf und Ab
Des tosenden Weltenmeeres.
Ich liebe die Liebe, die ernste Kunst,
Urewige Wissenschaft ist,
Die Liebe, die heilige Himmelsgunst,
Die irdische Riesenkraft ist.
Mein ganzes Innre erfülle der Mann
Mit Wucht und mit seelischer Größe.
Aufjauchzend vor Stolz enthüll' ich ihm dann,
Aufjauchzend vor Glück meine Blöße.
Frank Wedekind
Singe, wem Gesang gegeben
in dem deutschen Dichterwald
Das ist Freude, das ist Leben
wenn's von allen Zweigen schallt
Nicht an wenig stolze Namen
ist die Liederkunst gebannt
ausgestreuet ist der Samen
über alles deutsche Land
Deines vollen Herzens Triebe
gib sie keck im Klange frei
Säuselnd wandle deine Liebe
Donnernd uns dein Zorn vorbeil
Singst du nicht dein ganzes Leben
Sing' doch in der Jugend Drang
Nur im Blütenmond erheben
Nachtigallen ihren Sang
Heilig achten wir die Geister
Aber Namen...
Ludwig Uhland
Die Freude fällt uns in die Hände;
Die bloße Kunst nur, sich zu freu'n
Die will geübt, errungen sein!
Wenn sie auch jeder Narr verstände,
Dann wär sie für Weise nicht;
Die Freud'entflieht berauschten Tagen
Mit weggewandtem Angesicht.
Sie fliehet, weil wir nach ihr jagen,
Der Tor erlebt sie, fühlt sie nicht.
Sie liebt die stiller'n Seelenlagen,
Hebt Wehmuth selbst zu sich hinauf
Und sucht uns in bewölkten Tagen
In unser'm eig'nen Herzen auf.
Christoph August Tiedge
Ob irdisch Glück und Liebe
Wie Spreu im Sand verweht,
Ob noch so wenig bliebe
Im Wechsel, das besteht, –
Natur, die ewig gleiche,
Beut ihren Freudenschatz,
Und Kunst, die üppig reiche,
Beglückt uns zum Ersatz.
Und wer von Herzensgrunde
Die beiden liebgewinnt,
Bleibt bis zur letzten Stunde
Ein glücklich Menschenkind.
Adelheid Stier
Wo ist die Werkstatt, drin die sichere Waffe,
Das Wort, zum Pfeil, zum Schwert, zum Helm und Schild
Geschaffen wird? Nicht wenig liegt daran,
Zu Schutz und Trutz es tüchtig zu besitzen.
Es recht zu schmieden, ist die große Kunst,
Ist unsrer Zeit fast einziges Bestreben;
Denn nicht mehr auf des Degens Spitze nur –
Auch auf der Lippen Schneide ruht die Welt.
Gustav Schwab
Denn dort, wo Sklaven knien, Despoten walten,
Wo sich die eitle Aftergröße bläht,
Da kann die Kunst das Edle nicht gestalten.
Vor keinem Ludwig wird es ausgesät;
Aus eigner Fülle muß es sich entfalten,
Es borget nicht von ird'scher Majestät;
Nur mit der Wahrheit wird es sich vermählen,
Und seine Glut durchflammt nur freie Seelen.
Johann Christoph Friedrich von Schiller
Die deutsche Muse
Kein Augustisch Alter blühte,
Keines Medicäers Güte
Lächelte der deutschen Kunst;
Sie ward nicht gepflegt vom Ruhme,
Sie entfaltete die Blume
Nicht am Strahl der Fürstengunst.
Von dem größten deutschen Sohne,
Von des großen Friedrich Throne
Ging sie schutzlos, ungeehrt.
Rühmend darf's der Deutsche sagen,
Höher darf das Herz ihm schlagen:
Selbst erschuf er sich den Werth.
Darum steigt in höherm Bogen,
Darum strömt in vollern Wogen
Deutscher Barden...
Johann Christoph Friedrich von Schiller
Eigner Sang erfreut den Biedern,
Denn die Kunst ging längst ins Breite,
Seinen Hausbedarf an Liedern
Schafft ein jeder selbst sich heute.
Drum der Dichtung leichte Schwingen
Strebt' auch ich mir anzueignen;
Wer wagt's, den Beruf zum Singen
Einem Kater abzuleugnen?
Und es kommt nicht minder teuer,
Als zur Buchhandlung zu laufen
Und der andern matt' Geleier
Fein in Goldschnitt einzukaufen.
Joseph Victor von Scheffel
Die reinen Frauen stehn im Leben
Wie Rosen in dem dunklen Laub;
Auf ihrem Wünschen, ihrem Streben
Liegt noch der feinste Blütenstaub.
In ihrer Welt ist keine Fehle,
Ist alles ruhig, voll und weich:
Der Blick in eine Frauenseele
Ist wie ein Blick ins Himmelreich.
Wohl sollst du hören hohe Geister,
Verehren sollst du Manneskraft;
Dich sollen lehren deine Meister,
Was Kunst vermag und Wissenschaft.
Doch was das Höchste bleibt hienieden,
Des Ew'gen nur geahnte Spur,
Was Schönheit, Poesie und...
Julius Rodenberg
Abgesehen von der Profitlüge
Die kurzen Beine der Lüge sind
Auch nur etwas Relatives.
Ein Segler kreuzend gegen Wind
Ist immer etwas Schiefes.
Ob sie aus Anstand, aus Mitleid gibt,
Sich hinter der Kunst will schützen,
Wenn sie nicht innerst sich selber liebt,
Wird Lüge niemandem nützen.
Es gibt eine Lüge politisch und kühn,
Und die ist auch noch zu rügen.
Ich meine: Wir sollten uns alle bemühn,
Möglichst wenig zu lügen.
Joachim Ringelnatz