Kinder Zitate (Seite 34)
Ich sagte jüngst, mein Herz von Schmerzen ganz erfüllt:
Ich bin, erbarm' es Gott, des Hiobs Ebenbild.
Doch denk' ich, Hiob darf sich mehr als ich betrüben.
Mir ist mein halbes Gut, ihm keines übrigblieben.
Ja, aller Kinder Tod beweint der kranke Mann,
Da ich doch einen Sohn gesund noch küssen kann.
Und unser Unglück ist nur darin zu vergleichen,
Daß er sein Weib behielt und meines mußt' erbleichen.
Friedrich Rudolf Ludwig Freiherr von Canitz
Du warst noch so ein kleines Mädchen
Von acht, neun Jahren ungefähr,
Da fragtest du mich vertraut und wichtig:
Wo kommen die kleinen Kinder her?
Als ich nach Jahren dich besuchte,
Da warst du schon über den Fall belehrt,
Du hattest die alte vertrauliche Frage
Hübsch praktisch gelöst und aufgeklärt.
Und wieder ist die Zeit vergangen.
Hohl ist der Zahn und ernst der Sinn.
Nun kommt die zweite wichtige Frage:
Wo gehen die alten Leute hin?
Madam, ich habe mal vernommen,
Ich weiß nicht mehr so...
Wilhelm Busch
Noch zwei?
Durch das Feld ging die Familie,
Als mit glückbegabter Hand
Sanft errötend Frau Ottilie
Eine Doppelähre fand.
Was die alte Sage kündet,
Hat sich öfter schon bewährt:
Dem, der solche Ähren findet,
Wird ein Doppelglück beschert.
Vater Franz blickt scheu zur Seite.
Zwei zu fünf das wäre viel.
Kinder, sprach er, aber heute
Ist es ungewöhnlich schwül.
Wilhelm Busch
Die Sonne ist da. Sie wird nicht müde
und steht jeden Tag von neuem auf.
Menschen stehen auf,
sie glauben an den neuen Tag.
Menschen sehen die Sonne aufgehen,
sie spüren die Wärme ihrer Strahlen,
und sie glauben wieder an das Licht.
Die Hoffnung ist da.
Es gibt noch Kinder mit lachenden Augen.
Es gibt noch viele Menschen,
unter deren Haut ein Herz schlägt.
Mit jedem guten Menschen auf der Welt
geht eine Sonne der Hoffnung auf.
Einander Hoffnung geben heißt:
einander Mut machen, einander Leben...
Phil Bosmans
Schafft frohe Jugend euren Kinder,
Des Lebens Heimsuchung zu lindern;
Wer jung schon viel erfahren Gutes,
Trägt auch das Schlimmste leichten Mutes.
Doch wenn kein freundliches Erinnern
Zurückbleibt aus der Jugendzeit,
Dem fehlt der frische Trieb im Innern
Zu rechter Lebensfreudigkeit.
Friedrich Martin von Bodenstedt
Die Sehnsuchtsthräne
Bänglich wird mir, und der Minne
Leiden wachen auf in mir; –
Rinne, warmes Thränchen, rinne,
Sieh, noch viele folgen dir.
Warum weilet ihr so lange
An den Augenwimpern mir?
Ist euch zu versiegen bange,
Ach, nicht abgeküßt von ihr?
Rinnet immer, holde Kinder
Meiner Sehnsucht, rinnt herab!
Ach, sonst fließt ihr einst, noch minder
Kußgewärtig auf ihr Grab!
Johann Aloys Blumauer
Der Hahn
Horch, horch!
Der Hahn ist auch schon wach!
So früh, Herr Hahn? Kaum graut der Tag,
da kommt mit stolzen Schritten,
der Hahn einher geschritten.
Und kikriki! Hof ein Hof aus!
Da muss der höchste Ton heraus.
Er kann sich nicht bezwingen,
sein Morgenlied zu singen.
Ja, ja, ich hör es, wackrer Hahn,
du kündest uns den Morgen an
und mahnst uns durch dein Krähen,
fein zeitig aufzustehen.
Du rufst uns zu:
Die Morgenstund, ihr Leute,
die hat Gold im Mund,
steht auf, ihr fleiß´gen...
Jakob Baechtold
Warum ich Vegetarier geworden bin? Aus vielen Gründen: einmal war ich krank, und die neue Diät hat mich geheilt. Daher behalte ich sie. Zweitens: Die weltweite Getreideernte ist rund 2 Milliarden Tonnen pro Jahr. Über 500 000 werden dem Vieh der reichen Nationen verfüttert - während in den 122 Ländern der Dritten Welt (wo 3,8 der 5 Milliarden Menschen unseres Planeten wohnen) pro Tag nach UNO-Statistik 43000 Kinder am Hunger sterben. Diesen fürchterlichen Massenmord will ich nicht mehr...
Jean Ziegler