Kinder Zitate (Seite 31)
Frühling im Kreislauf der Natur
Die ersten Knospen zeigen an:
Der Winter ist vorüber.
So manche Blume wächst heran,
die Sonne pflegt sie wieder.
Es hat die schöne Jahreszeit,
das Grau und Weiß bezwungen.
Der Frühling hat zum bunten Kleid
den Pinsel fein geschwungen.
Die Menschen drängt es jetzt hinaus
den Frühling zu genießen.
Und Gänseblümchen blinzeln raus
aus frischen grünen Wiesen.
Es liegt ein Lachen in der Luft,
wo Kinder fröhlich spielen.
Die Nase atmet Blütenduft,
die Haut kann Wärme...
Poldi Lembcke
Worte zum Sonntag
"Am siebten Tage sollst du ruh'n,
am besten überhaupt nichts tun!"
Wie schön die Worte für mich klingen,
doch wer wird heut das Essen bringen?
Die Katze mahnend sich erhebt,
weil ihr der Magen hungrig bebt,
der Hund will auf die Straße schaun,
um zu benetzen einen Baum.
Die Kinder toben durch das Haus
und wollen ständig was, oh Graus.
Und kein Verständnis von der Meute,
daß einen Ruhetag ich bräuchte.
"Am siebten Tage sollst du ruh'n,
am besten überhaupt nichts tun!"
Nur...
Poldi Lembcke
Dämmerung im Vorfrühling
Der Tag bleicht. Letzte Helligkeit
Quillt aus dem ebenmässigen Gewölk.
Die Erde trocken und befreit
Von Schnee; nur hie und da die Spur
Von dünnem Eise, wie Glasur.
Die Dunkelheit wächst sanft und stät;
Ein Licht, das aufblitzt, glimmt noch matt;
Die Kinder spielen noch so spät,
Der Tagesfreuden nimmer satt.
Die Menschen schreiten säumig, wie verführt;
Und atmend heben sie das Kinn
So an die Luft, als läge drin
Für sie ein Etwas, das den Sinn
Wie eine wahre Seligkeit...
Hedwig Lachmann
Das Glück
Hat wer von Glück gesprochen?
Ist gar ein schönes Wort,
Dem Ohr ist es verklungen,
Dem Herzen hallt es fort.
Wie eine holde Sage,
Vom Glauben fromm geweiht,
So wie ein reizend Märchen
Aus längst vergangner Zeit.
Es weckt so süße Ahnung
Wo es die Herzen traf,
Und wiegt auch große Kinder
Zuweilen noch in Schlaf.
Auguste Kurs
Betonorgasmus
Lustloser Wiederholungszwang
in Stein erstarrte Potenz
gebierst Retortenstädte
Wohnzellen
Einheitsmenschen
läßt ihre Lebendigkeit
zu Triebhaftigkeit verkommen
machst sie zu Tätern
zehrst aus
zerstörst
verleugnest deine Kinder
machst hart
säst Haß
auch du bist Gewalt
Franz Friedrich Kovacs
Kriegsweihnacht 1916
Und wenn auch nichts mehr auf Erden wär
Und alles freude- und liebeleer:
Es blieben die Sterne in dunkler Nacht,
Es blieben die Berge in weißer Pracht,
Es blieb' der selige Kindertraum
Vom Gabentisch und vom Tannenbaum,
Es blieb' Weihnachten!
Wollen alle in Demut trachten,
Vor dem schlummernden Jesulein
Stille Kinder der Not zu sein.
Paul Keller
Glück
Ein grünumranktes Fenster,
die Scheiben blind und blau,
den Blick auf stille Wälder
und grüne Tannenau.
Im Stübchen hingebreitet
hellichter Sonnenschein,
ein Tisch und drum zwei Stühle,
und du und ich allein.
Vom Garten hinterm Hause
der Kinder Lärm und Spiel;
ein Jubeln, wenn vom Baume
ein halbreif Äpflein fiel.
Das ist die Welt, die weite,
die ich mir treu behielt,
drin sich ein Herz dem andern
stets wieder neu befiehlt.
Wilhelm Holzamer
Wir sind aus solchem Zeug wie das zu Träumen,
Und Träume schlagen so die Augen auf,
Wie kleine Kinder unter Kirschenbäumen,
Aus deren Krone den blassgoldnen Lauf
Der Vollmond anhebt durch die grosse Nacht.
Nicht anders tauchen unsre Träume auf.
Sind da und leben, wie ein Kind, das lacht,
Nicht minder gross im Auf- und Niederschweben
Als Vollmond, aus Baumkronen aufgewacht.
Das Innerste ist offen ihrem Weben,
Wie Geisterhände im versperrten Raum
Sind sie in uns und haben immer...
Hugo von Hofmannsthal
Fliegenmahlzeit
Die Familie Siebenbein
Führt heut, welche Wonne,
Alle hundert Kinderlein
In die Abfalltonne.
Mhm, wie riechts hier wunderbar
Nach verfaulten Pflaumen.
Ach, solch grüne Wursthaut gar
Kitzelt mir den Gaumen.
Schimmelkäse, alt und zäh,
Eine ganze Schüssel!
Kinder, wenn ich so was seh,
Wässert mir der Rüssel.
Immer schön manierlich sein,
Nicht so hastig schlecken!
Brumsebrim, es ist nicht fein,
Sich was einzustecken.
Sissilinchen, du vergißt:
Nicht mit allen sechsen!
Wenn...
Friedrich Hofmann