Kinder Zitate (Seite 30)
Draußen vor der Tür
Tiefgarage in der Nacht
atemlos in Beton
Statusschlaf von
tausend Pferdestärken
Zwei Gestalten
huschen schemenhaft
öffnen
walten
am Kofferraum innehalten
In Decken eingehüllt
wird etwas weggetragen
schaurig Bild
bange Fragen
Aus sicherem Versteck
kann ich dann sehn
wie Deck um Decke
sie enthüllen
leis vor einer Wohnungstür
So werd ich Zeuge wider Willen
wie da plötzlich steht
so ganz im Stillen
lustig Tier
geschmückt auf allen vier
Schaukelpferd
...
Manfred Poisel
Der Kirschbaum
Wenn man dem Wind in deinen Blättern lauscht
umgibt ein Zauber dich aus fernen Tagen
wo du Kinderherzen selig hast berauscht
mit den süßesten Gaben
Wie wir in deinen Armen hingen
an deiner roten Pracht so wild gezupft
es klang wie frohes ausgelassenes Singen
wenn wir sorglos diamantene Kerne ausgespuckt
Heute stehst du einsam und verlassen
kein Herz mehr das in deine Zweige hüpft
still geworden ists in muntren Gassen
deine Kinder sind in eine neue Welt entschlüpft.
Manfred Poisel
Wie in sanften Wintern ...
Wie in sanften Wintern die Schneeflocken fliegen
womöglich verfrüht auf die Gräser wehn
komm ich wie verirrt auf dich zu liegen
will einfach in deinen Armen zergehn ...
Eine vage Phantasie gab mir zu verstehen
daß es mir durch deine Wärme wohler wird –
du fragst, warum ich traurig bin: ganz aus Versehen
hat Harmloses mich wieder mal verwirrt:
Kinder haben Krieg gespielt
ganz routiniert aufs Herz gezielt
und Schwalben sind vorbeigezogen –
als Kreuz formiert sind sie...
Jörn Pfennig
Warum sind der Tränen
Unterm Mond so viel?
Und so manches Sehnen,
Das nicht laut sein will?
Nicht doch, liebe Brüder!
Ist das unser Mut?
Schlagt den Kummer nieder;
Es wird alles gut!
Aufgeschaut mit Freuden,
Himmelauf zum Hernn!
Seiner Kinder Leiden
Sieht er gar nicht gern.
Er will gern erfreuen,
Und erfreut so sehr;
Seine Hände streuen
Segen's g'nug umher.
Nur dies schwach Gemüte
Trägt nicht jedes Glück,
Stößt die reine Güte
Selbst von sich zurück.
Wie's nun ist auf Erden,
Also sollt's nicht...
Christian Adolf Overbeck
Gottlob! daß ich auf Erden bin
Und Leib und Seele habe;
Ich danke Gott in meinem Sinn
Für diese große Gabe.
Der Leib ist mir doch herzlich lieb
Trotz seiner Fehl und Mängel,
Ich nehme gern mit ihm vorlieb
Und neide keinen Engel.
Ich küsse gern mein braunes Weib
Und meine lieben Kinder,
Und das tut wahrlich doch mein Leib,
Und mir ist es gesünder,
Als wenn ich mit Philosophie
Die Seele mir verdürbe,
Denn ein klein wenig Not macht sie,
Die liebe Weisheit, mürbe.
Novalis
Die mich einst mit Schmerz gebar
Die mich einst mit Schmerz gebar,
doch mit Mutterfreuden –
da ich noch ein Knäblein war,
vieles mußte leiden,
stets mich doch die Sorge gepflegt
und mit Angst und Mühe,
und mich oft noch huldreich trägt:
Siehe, wie ich blühe.
Und ein Liedchen singe ich
dir voll Dank und Freude.
Nimm es an und freue dich,
höre, was ich heute
wünsche dir voll Dankbarkeit:
Lebe uns zufrieden
lange noch; was dich erfreut,
müsse dich hinieden
stets beglücken; ohne Rast
blühen deine...
Novalis
Moral
Wird man älter, wird man kälter!
Notgedrungen, liebe Jungen,
Weil die Lendenkräfte enden,
Wenn der Rücken sich bejahrt!
Ach, der Mädchen runde Wädchen
Würden freilich noch abscheulich
Uns erregen und bewegen
Zu Versuchen schlimmster Art.
Stünde Kinder, nicht dahinter
Der Kadaver! Unser braver,
Jugendbarer Tugendwahrer
Spricht in strengem Tone dann:
Pfui den wüsten Sinnenlüsten!
Ich, der Alte, ich enthalte
Mich der Sünde! [Tugendgründe:
Weil er leider nicht mehr kann!]
A. de Nora (Pseudonym für Anton Alfred Noder)
Schöne, gute Nacht!
Allem schöne gute Nacht,
was da schläft und was noch wacht:
Kindern goldne Weihnachtsbäume,
Knaben Kampf- und Minneträume,
Jungfraun reiner Unschuld Walten,
Dichtern glänzende Gestalten,
Müttern aus prophet'schen Bronnen
ihrer Kinder Künf'ge Wonnen,
Männern hoher Taten Mahnung,
Greisen nahen Friedens Ahnung;
allem schöne gute Nacht,
was da schläft und was noch wacht!
Friedrich Heinrich Karl Freiherr de la Motte-Fouqué
Unser manipuliertes Leben:
Kindergarten > Vorschule > Schule > Universität > Beruf > Geschäft >Ehe > Kinder> Familie > Verein > Partei > Versammlung > Rede > Vortrag > Meeting > Symposium > Religion > Predigt > Bibel > Koran > Talmud > Zeitung > Zeitschrift > Magazin > Katalog > Broschüre > Buch > Postkarte > Brief > Telegramm > Kurierdienst > Rundfunk > Film > Fernsehen > Schallplatte > Video > VHS > Disc > i-pod > Funk > Telex > Telefon > Telefax > Handy > worldwideweb > e-mail
Persönliche...
Willy Meurer
Guten Abend
Es ist schon dunkel um mich her,
Ich finde keine Herberg' mehr,
Ach, liebes Blümchen, laß mich ein;
Das spricht: Komm, Käfer, nur herein, –
Du sollst mir schön willkommen sein!
Guten Abend.
Dem Vöglein ist im Nest so kalt:
Lieb' Mutter, wir erfrieren bald!
Ach, bist du uns denn gar entfloh'n?
Die spricht: Hier, Kinder, bin ich schon,
Mach' euch ein warmes Bett zum Lohn –
Guten Abend.
Drauf schließt die Blum' ihr Pförtchen klein,
Der Vogel fing die Kleinen ein
Und deckt sie mit den...
Rudolf Löwenstein
Liederfrühling
Der Lenz ist da,
Und fern und nah
Gibt's neue Weisen und Lieder;
Wie einst Merlin
So lausch ich hin,
Und alles schreib' ich nieder.
Hoch in der Luft
Was die Lerche ruft,
Was die Drossel klagt im Hollunder,
Was den Rosen all'
Die Nachtigall
Flötet, Sagen und Wunder;
Was die Schlange klug
Ihre Kinder frug,
Die im Sonnenlicht schillern,
Was Hänfling und Fink
Im Fluge flink
Einander zwitschern und trillern;
Was die Vögel gewußt,
Die voll Wanderlust
Aus dem Süden erst gekommen,
Was...
Heinrich Leuthold