Keine Zeit Zitate (Seite 20)
An Leukon
Rosen pflücke, Rosen blühn,
morgen ist nicht heut!
Keine Stunde laß entfliehn –
flüchtig ist die Zeit!
Trink und küsse! Sieh, es ist
heut Gelegenheit!
Weißt du, wo du morgen bist?
flüchtig ist die Zeit!
Aufschub einer guten Tat
hat schon oft gereut!
Hurtig leben ist mein Rat –
flüchtig ist die Zeit!
Johann Wilhelm Ludwig Gleim
Höchstes Leid
Hart ist's an dem Grab zu steh'n
Derer, die du heiß geliebet,
Hart auch, wie am Fels der Zeit
Traum um Traum in Nichts zerstiebet.
Bittrer als des Todes Raub,
Und was kalt die Zeit entwendet,
Ist's, wenn du dein best Gefühl
An Unwürdige verschwendet.
Wie ein Bettler stehst du da,
Der sein Alles hingegeben,
Dem nichts blieb von seinem Schatz,
Als das nackte, arme Leben.
Wie, von roher Hand gestürzt,
Liegt ein Götterbild im Staube,
Also ist ein Trümmerhauf'
Deines Herzens...
Luise Büchner
Ob das Heute besser ist als das Gestern, weiß niemand, der in der Gegenwart lebt. Es ist verdammt schwierig, die Zeit so zu gestalten, daß sie eine gewisse Größe bekommt. Wer »Zeit« sagt, spricht ja nie von der Zeit selber, sondern von ihrem Gebrauch. Wahrscheinlich meint er »Termin« oder »Dauer«, doch wirklich nutzbar ist offenbar keines von beiden.
Billy
Jede Epoche arbeitet auf Hochtouren gegen den Geist, der alles schon weiß und nie nichts vergißt. Die Welt hat nicht genug Leerstellen für das Brimborium der Fachsimpelei. Die Zeit hat nicht Zeit genug für psychopathische Unfälle. Die Zeit heilt keine Krankheiten, die der Trägheit des Geistes entstammen.
Billy
Achte auf sie. Wenn du sie siehst, dann spielt Zeit für einen Wimpernschlag keine Rolle. Kein hämmernder Streß, kein ohrenbetäubender Lärm und keine Aufruhr. Nur sie, in einem Orange, das die Sinne streichelt. Wenn du kurz innehältst, dann hörst du selbst das Knistern in der Luft, denn in jenen Augenblicken schickt Gott seine Engel auf die Erde.
Alexander Radinger

Die Mutter des Humors
Freund Humor – dich würdigt jedermann,
Weil so ganz ins Wesen du gedrungen!
Was kein Tor und auch kein Weiser kann:
Dir ist's wunderleicht gelungen.
Gegen alle Not bist du gefeit,
Hast die klarsten Augen, feinsten Ohren –
Du, den einst in unheilvoller Zeit
Eine Sterbende geboren.
Feister Racker! hei, wie freust du dich,
Und wie schmeckt dir all dein Erdenfutter –
Hurrahoch! Die dir so wenig glich,
Kanntest du ja nie: die Mutter.
Niemand denkt, was hart und blutend...
Hanns Freiherr von Gumppenberg
Sie sagen, immer, wann die Jahreszeit naht, / wo man des Heilands Ankunft feiert, singe / die ganze Nacht durch dieser frühe Vogel. / Dann darf kein Geist umhergehn, sagen sie, / die Nächte sind gesund. Dann trifft kein Stern, / kein Elfe faht, noch mögen Hexen zaubern: / So gnadenvoll und heilig ist die Zeit.
William Shakespeare
Man täusche sich nicht. Wie die Orgeln, so die Organisten. Kein Instrument übt einen solchen Einfluß auf die Künstler aus. Vollkommene Orgeln erziehen Organisten zur Vollkommenheit; unvollkommene erziehen sie zur Unvollkommenheit und zum falschen Virtuosentum. Dagegen hilft kein Talent und kein Genie. Die Orgelkunst ist immer das Produkt der Orgelbaukunst. Ohne die in ihrer Art vollendete Orgelbaukunst seiner Zeit wäre die Bachsche Orgelkunst nie entstanden.
Albert Schweitzer