Immer Zitate (Seite 83)
Lied
Tot ist für immer jene Zeit,
Versunken und begraben!
Wir schaun zurück
Mit stierem Blick
Auf unsrer Hoffnungsträume Glück,
Die in des Lebens finsterm Leid
Wir trüb bestattet haben.
Der Liebe Strom entrauschte weit –
Wir schaun ihm nach vergebens!
Doch einsam hier
Noch stehen wir,
Denkmälern gleich entschwundner Zeit,
Die rasch entglitt mit Lust und Leid
Im Frührotschein des Lebens.
Percy Bysshe Shelley
Ein Weib verschmäht oft, was sie gern erblickt:
Die Neigung wird recht heiß, die anfangs kalt;
Wenn sie erst zürnt, ist's nicht, weil sie euch haßt,
Sie will, daß Lieb' euch tiefer erst erfaßt.
Schickt sie euch fort, das heißt nicht, ihr sollt gehn:
Die Närrchen werden wild, läßt man sie stehn.
Nehmt keinen Korb an, was immer sie sage,
Denn »pack dich« bedeutet sicher »wage«.
Lobt, schmeichelt, preist, vergöttert ihre Mängel;
Wie schwarz sie sei'n, vergleicht sie mit einem Engel.
Ein Mann,...
William Shakespeare
Balthasars Lied
Klagt, Mädchen, klagt nicht Ach und Weh,
Kein Mann bewahrt die Treue;
Am Ufer halb, halb schon zur See
Reizt, lockt sie nur das Neue!
Weint keine Trän und laßt sie gehn,
Seid froh und guter Dinge,
Daß statt der Klag und dem Gestöhn
Juchheissassa erklinge.
Singt nicht Balladen trüb und bleich,
In Trauermelodien:
Der Männer Trug war immer gleich,
Seitdem die Schwalben ziehen!
Weint keine Trän und laßt sie gehn,
Seid froh und guter Dinge,
Daß statt der Klag und dem...
William Shakespeare
Nur die Arbeit kann erretten,
Nur die Arbeit sprengt die Ketten,
Arbeit macht die Völker frei!
Mensch, was dich auch immer quäle,
Arbeit ist das Zauberwort,
Arbeit ist des Glückes Seele,
Arbeit ist des Friedens Hort!
Deine Pulse schlagen schneller,
Deine Blicke werden heller,
Und dein Herz pocht munter fort.
Heinrich Seidel
Die Rose im Thal
Von Berg zum Thal das Waldhorn klang;
Im blühenden Thal das Mägdlein sang:
Von der Rose, der Rose im Thal!
Der Jäger hörte des Mägdlein Sang;
Seinem Waldhorn bei dem Lied verklang:
Von der Rose, der Rose im Thal!
Der Jäger dort oben lauschte so bang:
Als leise das Lied im Thal verklang:
Von der Rose, der Rose im Thal!
Er zog gar stille die Berge entlang,
Und immer im Ohre das Lied ihm klang:
Von der Rose, der Rose im Thal!
Heinrich Seidel
Frau Tierisch
Die Beste der Bestien
wohnt über mir,
viermal geworfen
von vier Anderen.
Immer wenn sie
die Jungen abspeist,
brüllt sie wies Vieh
vom Balkon die Befehle:
Sitz! Friss! Ab in dein Zimmer!
Nur im Bad wo es so schön
herunterhallt, fließt ihre Scheiße
in die Kanäle für alle.Dort
kommen sie zusammen
wie eine gute alte Familie.
Stefan Schütz
So rein ist Mutterliebe, wie die Sonne;
Kein Herz kann lieben, wie das Mutterherz.
Des Kindes Freude ist der Mutter Wonne,
Des Kindes Weinen ist der Mutter Schmerz.
Kann man doch einzig aus der Mutter Augen
Den frommen Ausdruck stiller Liebe saugen;
Der Blick, der immer Gutes sinnt:
Es ist der Mutter Blick aufs Kind.
Johann Heinrich Schulze