Immer Zitate (Seite 26)
Lebenskunst
Ach, was sind wir dumme Leute –
wir genießen nie das Heute.
Unser ganzes Menschenleben
Ist ein Hasten, ist ein Streben
Ist ein Bangen, ist ein Sorgen –
Heute denkt man schon an Morgen.
Morgen an die spätere Zeit –
und kein Mensch genießt das Heut.
Auf des Lebens Stufenleiter
eilt man weiter, immer weiter.
Nutz den Frühling Deines Lebens
Leb im Sommer nicht vergebens
denn gar bald stehst du im Herbste
Bis der Winter naht, dann sterbste.
Und die Welt geht trotzdem heiter
Immer...
Christian Reuter
Oma für immer
Ein melodischer Singsang
und liebevoll alberne Worte.
Jeden Morgen so geweckt
in den Jahren mit Oma.
Manchmal
war es dem Kind
zu albern.
Doch die Liebe blieb
irgendwo.
Nach langer Zeit,
als die Nacht
nicht Tag werden wollte,
den liebevollen Singsang
gefühlt.
Damit den Tag begonnen -
immer wieder.
Oma für immer.
Else Pannek
Manche Menschen sollten sich einmal Gedanken darüber machen
– was sie bewegt, immer und immer wieder ein Feuer zu entfachen,
– sich in fremde Angelegenheiten zu mischen,
um dadurch bewußt ihre eigenen Belange zu verwischen.
– Andere Menschen zu rügen oder zu loben,
das wirkt meist wie eine kalte Dusche von oben,
so daß die anderen, die es betrifft, mit Recht anfangen, zu toben.
– Anderer Menschen Meinung nicht zu akzeptieren,
und immer wieder probieren,
die eigene Meinung...
Karin Obendorfer
Online, wieder Online
(nach »Allein, wieder allein,
einsam wie immer ...«,
aus dem Zarewitsch)
Es sitzt ein Student am Internet,
als ob er keinen Hintern hätt' –
säuft sein Bier, surft bis vier,
und er mailt ganz gequä-ält:
Habt ihr beim Chatten vergessen auf mich?
Es sehnt doch mein Laptop nach Liebe sich!
Ich bin kontaktarm und immer abseits,
bin ein Single und hab' doch nur Bits and Bytes.
Online, wieder online, einsam wie immer,
im Zimmer nur das Internet,
das ist vielleicht im Winter...
Klaus Klages
Der Tod hat keine Bedeutung
Der Tod hat keine Bedeutung –
ich bin nur nach nebenan gegangen.
Ich bleibe, wer ich bin,
und auch ihr bleibt dieselben zusammen.
Was wir einander bedeuteten, bleibt bestehen,
Nennt mich bei meinem vertrauten Namen
Sprecht in der gewohnten Weise mit mir
und ändert Euren Tonfall nicht!
Hüllt euch nicht in Mäntel aus Schweigen und Kummer –
lacht wie immer über die kleinen Scherze, die wir teilten.
Wenn ihr von mir sprecht, so tut es ohne Reue
und ohne jegliche...
Henry Scott Holland
Das kleine Stück Brot ...
Das kleine Stück Brot
Die Blume blaßrot
Und die Decke von Deinem Bette
Wenn ich die drei nur hätte.
Hätt ich das Brot nur immer noch
Davon Du lachend abgebissen
So spürt ich auch den leisen Druck
Von all den fortgeflogenen Küssen.
Wär nicht die Blume ganz verfallen
Hätt irgendwo ein Ding Bestand
Müßt immer wie ein kleiner Vogel
Dein Herz mir klopfen in der Hand.
Und wäre nur die Decke mein
Wie lieb und schläfrig, los vom Mieder
Muß in ihr hingebreitet sein
Die Ahnung...
Hugo von Hofmannsthal
Diese Richtung ist gewiß,
Immer schreite, schreite!
Finsternis und Hindernis
Drängt mich nicht zur Seite.
Endlich leuchtest meinem Pfad,
Luna! klar und golden;
Immer fort und immer grad
Geht mein Weg zur Holden.
Nun der Fluß die Pfade bricht,
Ich zum Nachen schreite,
Leite, liebes Himmelslicht,
Mich zur andern Seite.
Seh ich doch das Lämpchen schon
Aus der Hütte schimmern,
Laß um deinen Wagenthron
Alle Sterne glimmern.
Johann Wolfgang von Goethe
Liebe und Freundschaft
Liebe, weg! Du zankst dich nur,
Bist nur immer eifersüchtig!
Siehst nur immer nach der Uhr,
Bist, wie ihre Stunden, flüchtig!
Freundschaft, bleib’! Du zankst dich nicht,
Bist nicht immer eifersüchtig!
Siehst in’s helle Sonnenlicht,
Bist nicht unstät, bist nicht flüchtig!
Komm’ und sitz’ auf meinem Schooß,
Herrsch’ in meinem kleinen Staate! –
Wie werd’ ich die Liebe los?
Rathe, liebe Freundschaft, rathe!
Johann Wilhelm Ludwig Gleim
Mit der Zeit
Am Anfang
hatten wir immer
viel Zeit füreinander,
nahmen wir uns immer
viel Zeit für Unfug und Späße,
für Wichtiges und Überflüssiges,
für herzerfrischende Annäherungen,
für spontane Einfälle
und ausgefallene Wünsche.
Mit der Zeit aber
wurde das Zeithaben seltener,
wir wollten keine Zeit
verlieren.
Und so verloren wir uns
mit der Zeit
immer mehr aus den Augen,
aus den Gedanken
und aus dem Herzen.
Ernst Ferstl
Verliebt
Mutter, löse die Spangen mir!
Mich hat ein Fieber befallen,
Denn das Fenster ließest du auf,
Das immer sorglich verhängte.
Und im Garten ich Mädchen sah,
Die warfen Ringe im Kreise,
Flatternd selber, ein Blütenschnee,
Vom leichten Winde getragen.
Immer flöten nun Stimmen mir,
Und immer Spiegel mir flirren,
Blind geworden bin ich schon ganz,
Taub wer' ich nächstens werden.
Mutter, löse die Spangen mir!
Mich hat ein Fieber befallen.
Annette von Droste-Hülshoff
Zwei Sprüche für Prüde:
Die Sittlinge müssen sich immer genieren,
Wenn Einer recht herzhaft von Liebe spricht.
Sie denken halt immer ans »Amüsieren«,
An des Rätsels Heiligkeit denken sie nicht.
Natur, mein Freund, ist immer sittlich.
Der Staatsanwalt freilich ist unerbittlich.
Jüngst hat er ein Andachtsbuch konfisziert,
Weil sich zwei Fliegen drauf kopuliert.
Otto Julius Bierbaum
Ein Liebesgedicht
Ich möchte dir
eine Blume sein,
die es nicht gibt.
Immer schön.
Immer duftend.
Immer frisch.
Jedem Wind und Wetter
zum Trotz.
Doch stehe ich oft da
mit zerzausten Blütenblättern
lasse manchmal den Kopf hängen
und werde auch
verwelken.
Und du magst mich so.
Kristiane Allert-Wybranietz