Immer Zitate (Seite 113)
Zuweilen dünkt Dich: reich bin ich ja doch,
Denn immer hab' ich etwas noch zu geben,
Wer mir nur naht, er nimmt ein Stücklein noch
Aus diesem armgeplündert-dunklen Leben.
Du schauest voll Bewunderung sie an,
Die auszunützen Dich so wohl verstanden.
Noch sind sie höflich ... werden grob sie, dann
Weißt Du, daß sie zu nehmen Nichts mehr fanden.
Ada Christen
Ein neues altes Lied
Vertrau' nicht fürder mehr,
Und liebst du noch so sehr;
Liebt Jeder sich allein,
Und lacht des Andern Pein;
Wer lebt in Leid und Schmerz,
Der findt kein treues Herz.
Vertrau' nicht fürder mehr,
Denn Untreu kränket sehr!
Viel besser Einsamkeit,
Als falsche Freundlichkeit;
Kannst du mit Gott nur sein,
So bist du nicht allein.
Geh' hin zum Anger grün,
Und sieh die Berge blühn,
Natur ist immer da
Mit Mutterliebe nah,
Komm', trink' an ihrer Brust
Vergessenheit und...
Helmina von Chézy
Ich kann's nicht fassen, nicht glauben,
Es hat ein Traum mich berückt;
Wie hätt' er doch unter Allen
Mich Arme erhöht und beglückt?
Mir war's, er habe gesprochen:
Ich bin auf ewig dein –
Mir war's – ich träume noch immer
Es kann ja nimmer so sein.
O laß im Traume mich sterben,
Gewieget an seiner Brust,
Den seligsten Tod mich schlürfen
In Thränen unendlicher Lust.
Adelbert von Chamisso
Dem Blitz, der Ausgeburt
Unheilschwangrer Wetterwolken,
Widerstehet nicht der Turm; …
Jene Hütte nur, versteckt
Auf so unbekanntem Boden,
Daß die Sonne kaum sie findet,
Widerstehet seinem Toben.
So ist immer vor Gewalttat
Das Niedrige geborgen;
So ist stets dem Staube näher,
Was das Haupt erhebt nach oben.
Pedro Calderón de la Barca
Frauenpower
In jungen Jahren lachen wir Männer die Frauen an,
um ihr Herz zu erreichen.
Doch diese haben nichts zu lachen,
denn sie müssen Karriere machen.
Der Machtkampf gegen die Männer
dauert lang und immer länger.
Ab einem gewissen Alter, an Erfahrung reich,
sind sie uns Männern endlich gleich.
Jetzt bleibt Zeit für einen Männerblick –
doch leider lacht keiner mehr zurück.
by SPODO
Lieber Name, den ich niemals nenne,
Den ich lautlos nur mir selbst bekenne,
Manchmal tönt auf Gassen, Plätzen, Wegen
Mir dein Klang aus fremdem Mund entgegen.
Manchmal auch aus eines Buches Zeilen
Springst du auf und lädst mich zu verweilen.
Aber immer schreck' ich scheu betroffen,
Und mich dünkt, mein Herz läg jedem offen.
Carl Hermann Busse
Wer Bildung hat, der ist empört,
Wenn er so schrecklich fluchen hört.
Dies "Nasowolltich", dies "Parblö",
Dies ewige "Ojemineh",
Dies "Eipotztausendnocheinmal",
Ist das nicht eine Ohrenqual?
Und gar "Daßdichdasmäusleinbeiß",
Da wird mir's immer kalt und heiß.
Wie oft wohl sag ich: Es ist häßlich,
Ist unanständig, roh und gräßlich.
Ich bitt und flehe: Laßt es sein,
Denn es ist sündlich. Aber nein,
Vergebens ring ich meine Hände,
Die Flucherei nimmt doch kein Ende.
Wilhelm Busch
Immerhin
Mein Herz, sei nicht beklommen,
Noch wird die Welt nicht alt.
Der Frühling ist wiedergekommen,
Frisch grünt der deutsche Wald.
Seit Ururvätertagen
Stehen die Eichen am See,
Die Nachtigallen schlagen,
Zur Tränke kommt das Reh.
Die Sonne geht auf und unter
Schon lange vieltausendmal,
Noch immer eilen so munter
Die Bächlein ins blühende Tal.
Hier lieg ich im weichen Moose
Unter dem rauschenden Baum,
Die Zeit, die wesenlose,
Verschwindet als wie ein Traum.
Von kühlen Schatten...
Wilhelm Busch
Hinten herum
Ein Mensch, der etwas auf sich hält,
Bewegt sich gern in feiner Welt;
Denn erst in weltgewandten Kreisen
Lernt man die rechten Redeweisen,
Verbindlich, aber zugespitzt
Und treffend, wo die Schwäre sitzt.
Es ist so wie mit Rektor Knaut,
Der immer lächelt, wenn er haut.
Auch ist bei Knaben weit berüchtigt
Das Instrument, womit er züchtigt.
Zu diesem Zweck bedient er nämlich,
Als für den Sünder gut bekömmlich,
Sich einer schlanken Haselgerte,
Zwar biegsam, doch nicht ohne Härte,
Die...
Wilhelm Busch
Die Unbeliebte
Habt ihr denn wirklich keinen Schimmer
Von Angst, daß ihr noch ruhig schlaft?
Wird denn in dieser Welt nicht immer
Das Leben mit dem Tod bestraft?
Ihr lebt vergnügt, trotz dem Verhängnis,
Das näher stets und näher zieht.
So stiehlt der Dieb, dem das Gefängnis
Und später gar der Galgen blüht.
Hör auf, entgegnet frech die Jugend,
Du altes Jammerinstrument!
Man merkt es gleich: du bist die Tugend,
Die keinem sein Vergnügen gönnt.
Wilhelm Busch
Was soll ich nur von eurer Liebe glauben?
Was kriecht ihr immer in so dunkle Lauben?
Wozu das ewge Flüstern und Gemunkel?
Das scheinen höchst verdächtige Geschichten.
Und selbst die besten ehelichen Pflichten,
Von allem Tun die schönste Tätigkeit,
In Tempeln von des Priesters Hand geweiht,
Ihr hüllt sie in ein schuldbewußtes Dunkel.
Wilhelm Busch
Die Tüte
Wenn die Tante Adelheide
Als Logierbesuch erschien,
Fühlte Fritzchen große Freude,
Denn dann gab es was für ihn.
Immer hat die liebe Gute
Tief im Reisekorb versteckt
Eine angenehme Tüte,
Deren Inhalt köstlich schmeckt.
Täglich wird dem braven Knaben
Draus ein hübsches Stück beschert,
Bis wir schließlich nichts mehr haben
Und die Tante weiterfährt.
Mit der Post fuhr sie von hinnen.
Fritzchens Trauer ist nur schwach.
Einer Tüte, wo nichts drinnen,
Weint man keine Träne nach.
Wilhelm Busch
Die Liebe war nicht geringe.
Sie wurden ordentlich blaß;
Sie sagten sich tausend Dinge
Und wußten noch immer was.
Sie mußten sich lange quälen,
Doch schließlich kam's dazu,
Daß sie sich konnten vermählen.
Jetzt haben die Seelen Ruh.
Bei eines Strumpfes Bereitung
Sitzt sie im Morgenhabit;
Er liest in der Kölnischen Zeitung
Und teilt ihr das Nötige mit.
Wilhelm Busch