Historische Zitate (Seite 3)
Die Alldeutschen waren vor hundert Jahren mit ihren düsteren Prognosen zur deutschen Zukunft in vielen Punkten größere Realisten als ihre mächtigen Gegner. Warum waren sie dann letztlich nicht erfolgreicher? Auch deswegen, weil es in der Weltgeschichte nicht rational zugeht, sondern unberechenbar und zufällig. Andererseits: Nicht jeder historische Mißerfolg ist unerrechenbar.
Gregor Brand
Der Schwachsinn ist alles andere als blöd. Historisch gesehen ist der Schwachsinn der Ort, an dem die großen Vermögen geboren wurden. Dummheit ist die kleinste Einheit des Verstehens und fast nur erfolgreich. Der Erfinder der Rendite ist nicht die Intelligenz, sondern die Einfallslosigkeit der Besitzenden.
Billy
Es gibt in unserer Seele ein kleines, von keiner Leidenschaft beschmutztes Fleckchen, wo die Wehmut, die Sehnsucht und die Ahnung wohnen, dort lebt, was uns starb! Von da heraus unsere Verblichenen an das Tageslicht zerren wollen und uns für sie, die ihrer nimmer bedürfen, unsere lebenswarmen Gefühle abfordern, das ist mißratene Pietät und historische Empfindelei.
Ludwig Anzengruber
Die Voraussetzung der natürlichen Gleichheit aller Menschen drängt mit einer gewissen Folgerichtigkeit zu dem Versuch, die historisch gebildeten Einrichtungen zu durchbrechen und von Grund aus umzugestalten. Tendenzen dieser Art sind vielleicht unvermeidlich: in Schranken gehalten können sie sogar zur lebendigen Fortbildung der Gesellschaft beitragen.
Leopold von Ranke
Es ist ein Meer auszutrinken, wenn man sich in eine historische und kritische Untersuchung der Bibel einläßt. Man tut immer besser, sich ohne weiteres an das zu halten, was wirklich da ist, und sich davon anzueignen, was man für seine sittliche Kultur und Stärkung gebrauchen kann.
Johann Wolfgang von Goethe
Bisher glaubte die Welt an den Heldensinn einer Lucretia, eines Mucius Scävola und ließ sich dadurch erwärmen und begeistern. Jetzt aber kommt die historische Kritik und sagt, daß jene Personen nie gelebt haben, sondern als Fiktionen und Fabeln anzusehen sind, die der große Sinn der Römer erdichtete. Was sollen wir aber mit einer so ärmlichen Wahrheit? Und wenn die Römer groß genug waren, so etwas zu erdichten, so sollten wir wenigstens groß genug sein, daran zu glauben.
Johann Wolfgang von Goethe