Himmel Zitate (Seite 33)
Sonnenaufgang
Heil'ge Andacht, tiefes Schweigen! –
Von dem Himmel träumt die Welt;
Blümlein vor dem Herrn sich neigen,
Engel geh'n durch Wald und Feld.
Heil'ge Andacht, tiefes Schweigen!
Friedensgruß aus lichten Höh'n!
Betend muß mein Herz sich beugen
Vor der Gottheit leisem Weh'n.
Heil'ge Andacht, tiefes Schweigen! –
Keine Spur vom Kampf der Welt!
Duft'ge Purpurwölkchen steigen
Schimmern auf dem Himmelszelt.
Heil'ge Andacht, tiefes Schweigen! –
Bald ein Jubel nah' und fern!
Wenn die Gluten...
Marie Ihering
Es war nur ein sonniges Lächeln.
Es war nur ein freundliches Wort.
Doch scheuchte es lastende Wolken
und schwere Gedanken fort.
Es war nur ein warmes Grüßen,
der tröstende Druck einer Hand.
Doch schien's wie die leuchtende Brücke,
die Himmel und Erde verband.
Ein Lächeln kann Schmerzen lindern.
Ein Wort kann von Sorgen befrei'n,
ein Händedruck Sünde verhindern
und Liebe und Glauben erneur'n.
Es kostet dich wenig, zu geben;
Wort, Lächeln und helfende Hand.
doch arm und kalt ist das Leben,
wenn...
Monika Adele Elisabeth Hunnius
Gebt! Auf daß Gott an eure Lieben denke,
Den Söhnen Kraft, den Töchtern Anmut schenke;
Daß euer Weinberg früchtebringend sei;
Daß Fülle herrsch' in euer Speicher Räumen;
Daß ihr euch bessert; daß in nächt'gen Träumen
Die Engel zieh'n an euch vorbei!
Gebt! Daß der Gottmensch hold sich zu euch neige,
Der Böse selber sich vor eurem Namen beuge,
Und euren Herd so Ruh' als Lieb' umfließt;
Daß in der letzten Stund' ihr habet gegen
All' eure Sünden den Gebetessegen
Des Armen, der im Himmel mächtig ist.
Victor Marie Hugo
Wie hast du selig mich gemacht
Du milde, dunkle Sommernacht!
Es war so still in weiter Rund',
Da lag verstummt auch Mund an Mund –
Mein Liebster hat mich geküßt!
Ich träum' es Nachts in süßer Ruh',
Im Traum ist's, was am Tag ich thu',
Weiß nicht, ob Sturm ob Sonnenschein,
Muß lächeln nur in mich hinein:
Mein Liebster hat mich geküßt!
O dürft' ich künden, was mich drängt,
Was pochend fast die Brust mir sprengt,
Auf daß die Welt, die nichts vergönnt,
Den ganzen Himmel fassen könnt' :
Mein...
Angelika von Hörmann
Dein Hypothesenungeheuer
Hat mich noch niemals recht erbaut.
Der Weltgeist ist ein Wiederkäuer,
Der ewig frißt und nie verdaut?
Still, still, mein Lieber; also spricht
Nur Einer, den der Haber sticht,
Denn könnt' ich, hoch im Himmel hausend,
Nur um ein lumpiges Zehnjahrtausend
Dein Hirn nach rückwärtshin verrenken,
Du würdest anders drüber denken!
Hermann Oscar Arno Alfred Holz
Zwischen Gräben und grauen Hecken,
den Rockkragen hoch, die Hände in den Taschen,
schlendre ich durch den frühen Märzmorgen.
Falbes Gras, blinkende Lachen und schwarzes Brachland
so weit ich sehn kann.
Dazwischen,
mitten in den weissen Horizont hinein,
wie erstarrt,
eine Weidenreihe.
Ich bleibe stehn.
Nirgends ein Laut. Noch nirgends Leben.
Nur die Luft und die Landschaft.
Und sonnenlos, wie den Himmel, fühl ich mein Herz!
Plötzlich ein Klang,
Ich starre in die Wolken.
Über mir,...
Hermann Oscar Arno Alfred Holz
Ich
Schönes,
grünes, weiches
Gras,
Drin
liege ich.
Inmitten goldgelber
Butterblumen!
Über mir...warm...der Himmel
Ein
weites, schütteres
lichtwühlig, lichtblendig, lichtwogig
zitterndes
Weiss,
das mir die
Augen
langsam...ganz...langsam
schließt.
Wehende...Luft...kaum merklich
ein Duft, ein
zartes...Summen
Nun
bin ich fern
von jeder Welt,
ein sanftes Rot erfüllt mich ganz,
und
deutlich...spüre ich...wie die
Sonne
mir durchs Blut
rinnt.
Minutenlang.
Versunken
alles...Nur...
Hermann Oscar Arno Alfred Holz
Erfüllung
Dann
losch das Licht,
und
durch die Stille,
fiebernd, verlangend, erwartungsbang,
nur noch:
unser zitternder Herzschlag!
Trunken ... stammelnd,
meine
Lippen ... süß dein ... Aufschrei!
Seligkeit!
Im
Garten, frühauf, pfiff ein Vogel, von tausend Gräsern troff der Tau,
der
ganze Himmel ... stand in Rosen.
Lieber! ... Liebe!
Und
wieder: Kuß ... auf ... Kuß!
Und
nichts als ... wir, nichts ... als wir!
Was
kann die Welt,
an Glück, an Glanz, an
Rausch
an Wonne, an
Taumel,
Erdenlust ......
Hermann Oscar Arno Alfred Holz
Frühlingswünsche
Im Frühling, wenn sich Baum und Strauch
Hat bräutlich angezogen,
Da kommen mir die Wünsche auch
Gleich Lerchen angeflogen.
Ich möchte sein ein stolzer Baum,
Hoch in den Himmel ragen,
Ich möcht' des Waldes grünen Raum
Als flinkes Reh durchjagen.
Ein starker Adler möcht' ich sein,
Aufwärts zur Sonne streben,
Ich möcht' der Blumen bunte Reih'n
Als Schmetterling durchschweben.
Ich möcht' als Sturm durch Meere hin
Wild tanzen meinen Reigen –
Doch – nein – ich bliebe, wer ich...
Ludwig Heinrich Christoph Hölty
Stille
Trübem Dunst entquillt die Sonne,
Zähen grauen Wolkenfetzen . . .
Häßlich ist mein Boot geworden,
Alt und morsch mit wirren Netzen.
Gleichgetöntes Wellenplätschern
Schlägt den Kiel (er schaukelt träge),
Und die Flut mit Schaum und Flecken
Zeichnet noch die Spur der Wege.
Ferne vor dem trüben Himmel
Schweben graziöse Schatten
– Helles Lachen schallt herüber –,
Gleiten Gondeln flink, die glatten.
Fackeln haben sie und Flöten
Und auf Polstern: Blumen, Frauen . . .
Langsam tauchen sie mir...
Hugo von Hofmannsthal
Im Grünen zu Singen
War der Himmel trüb und schwer,
Waren einsam wir so sehr
Voneinander abgeschnitten!
Aber das ist nun nicht mehr:
Lüfte fließen hin und her;
Und die ganze Welt inmitten
Glänzt, als ob sie gläsern wär.
Sterne kamen aufgegangen,
Flimmern mein und deinen Wangen,
Und sie wissen's auch:
Stark und stärker wird ihr Prangen;
Und wir atmen mit Verlangen,
Liegen selig wie gefangen,
Spüren eins des andern Hauch.
Hugo von Hofmannsthal
Besitz
Großer Garten liegt erschlossen,
Weite schweigende Terrassen:
Müßt mich alle Teile kennen,
Jeden Teil genießen lassen!
Schauen auf vom Blumenboden,
Auf zum Himmel durch Gezweige,
Längs dem Bach ins Fremde schreiten,
Niederwandeln sanfte Neige:
Dann, erst komme ich zum Weiher,
Der in stiller Mitte spiegelt,
Mir des Gartens ganze Freude
Träumerisch vereint entriegelt.
Aber solchen Vollbesitzes
Tiefe Blicke sind so selten!
Zwischen Finden und Verlieren
müssen sie als göttlich...
Hugo von Hofmannsthal