Heute Zitate (Seite 42)
Kannst du das Schönste nicht erringen,
so mag das Gute dir gelingen.
Ist nicht der große Garten dein,
wird doch ein Blümchen für dich sein.
Nach Großem drängt's dich in der Seele?
Daß sie im Kleinen nur nicht fehle!
Tu heute recht – so ziemt es dir;
der Tag kommt, der dich lohnt dafür!
So geht es Tag für Tag; doch eben
aus Tagen, Freund, besteht das Leben.
Gar viele sind, die das vergessen:
Man muß es nicht nach Jahren messen.
Eduard von Bauernfeld
Neid
Still hockt vor seiner Schwelle
Ein müder Bauersmann,
Ein wandernder Geselle
Blickt ihn neidisch an.
"Ach, wer's doch auch so hätte!"
Er denkt es wehmutsvoll,
"Noch winkt mir keine Stätte,
Wo ich heut rasten soll."
Der Bauer in seinem Grolle
Sinnt: "Schlecht ist das bestellt.
Ich quäl mich an der Scholle,
Der Lump besitzt die Welt!"
Paul Barsch
Vom Kirschbaum
Ist alles ganz kahl und still,
nicht mal im Grase sich's regen will,
steht alles geduckt,
klappert im Frost und muckt
mit dem Winter. Der putzt es mit Rauhreif auf,
aber keines gibt was drauf.
Doch im Garten
sagt einer: Ich kann warten.
Ist jemand, du kennst ihn wieder kaum,
so dünn ist er worden: der Kirschenbaum.
Schläft er nicht?
Trau einer dem Wicht!
Heute mittag um eins
gab's mal ein Pröbchen Sonnenscheins:
Darin - ich habe
das deutlich gesehn -
mit seinen...
Ferdinand Ernst Albert Avenarius
Als ich dir sagte,
ich kann und will mich nur an einen Mann
für den Rest meines Lebens binden,
der innerlich und äußerlich frei ist;
hast du geantwortet:
"Heute ist der erste Tag
vom Rest deines Lebens!"
doch du bist weder innerlich
noch äußerlich frei.
Also müßte ich von rechts wegen tot sein.
Rose von der Au
Ritt im Mondschein
Herz zum Herzen ist nicht weit
Unter lichten Sternen,
Und das Aug, von Tau geweiht
Blickt zu lieben Fernen.
Unterm Hufschlag klingt die Welt,
Und die Himmel schweigen,
Zwischen beiden mir gesellt
Will der Mond sich zeigen.
Zeigt sich heut in roter Glut
An dem Erdenrande,
Gleich als ob mit heißem Blut
Er auf Erden lande.
Doch nun flieht er scheu empor,
Glänzt in reinem Lichte,
Und ich scheue mich auch vor
Seinem Angesichte.
Karl Joachim Friedrich Ludwig »Achim« von Arnim
Das Glück, das glatt und schlüpfrig rollt,
tauscht in Sekunden seine Pfade,
ist heute mir, dir morgen hold
und treibt die Narren rund im Rade.
Laß fliehn, was sich nicht halten läßt,
den leichten Schmetterling laß schweben,
und halte dich nur selber fest;
Du hältst das Schicksal und das Leben.
Ernst Moritz Arndt
Frühlingsmorgen
Leuchtend brach der Strahl der Sonne,
Aus den weißen Nebelfluthen,
Als ich heut' am frühen Morgen
Durch die thaubenetzte Wiese
Kummervollen Herzens hinschlich;
Und die morgenfrische Erde
Streckte alle ihre Glieder,
Blätter, Blüthen, Halme, Gräser –
Alle durstend ihm entgegen.
Ach, wenn also Deiner Liebe
Seligsüßer Strahl doch endlich
Segnend auf mich niederthaute,
Jene Nebel hell durchbrechend,
Die von allen Seiten trübe
Meines Lebens Pfad umfließen –
Wenn ich endlich, gleich...
Wilhelm Arent
Dauer der Liebe
Er: Du hast geliebt! O, leugne nicht!
Ganz sicher bin ich dessen.
Sie: Ich hätt' geliebt? Besinn' mich nicht,
Und wenn, ich hab's vergessen.
Er: So hältst du Treu', so haltst du Lieb'?
Vergißt, wer dachte deiner?
Sie: Mein Freund! Er ging, doch wenn er blieb,
Gedächt' ich heut noch seiner.
Er: Wenn du so schnell Vergessen treibst,
Wer wird mit dir es wagen?
Sie: Je nun, mein Freund, solang du bleibst,
Hast du nicht Grund zu klagen.
Es schärft die Zeit der Lieb' Gewalt,
Man...
Ludwig Anzengruber
Von wegen Schicksal
So sehr habe ich mich gefreut,
dich heute zu sehen,
dich in die Arme zu nehmen,
ganz lange und feste zu halten.
... als du da warst,
ließ es leider die Situation nicht zu.
So dringend wollte ich dir sagen,
wie sehr du mir gefehlt hast,
wie oft ich an dich gedacht habe,
wollte dich ganz lange anschauen.
... als du da warst,
ließ es leider die Situation nicht zu.
Bedrückt bin ich jetzt wieder allein.
Du bist gegangen, bis zum nächsten Mal.
... wird dann wieder
die...
Kristiane Allert-Wybranietz
Rückblickend
Als wir früher
Verstecken spielten,
dachten wir nicht daran,
daß dies eine Vorübung sein könnte.
Wir hatten Spaß an dem Spiel,
das heute Ernst geworden ist
und soviel Wut und Leid erzeugt.
So mancher bückt noch immer
und rennt umher
und sucht.
Andere haben sich so gut versteckt,
daß sie sich selbst
nicht mehr finden.
Kristiane Allert-Wybranietz