Herzen Zitate (Seite 40)
Weheschrei
Ich kann nicht mehr! Kann nicht mehr ringen
Mit mir, mit Schicksal, Gott und Welt.
Dies totgequälte Herz will springen:
Zu stark die Sturmflut, die es schwellt.
O hätt' ich einen Freund! nur einen!
Er sollte mir ja helfen nicht:
Möcht' nur an einem Herzen weinen
Noch einmal, eh' das meine bricht.
Felix Dahn
Nachts
Nachts bin vom Traum
schlaftrunken ich erwacht.
Wach war ich kaum,
da hab ich gleich an dich gedacht.
Die Lippe sprach
ein wunderheimlich Wort
dem Herzen nach,
dann träumt ich selig weiter fort.
Flieht einst auch dich
treulos die süße Ruh,
denk auch an mich,
sprich auch der Liebe Wörtlein du!
Sanft lockst du dann
die Ruhe, die dich mied,
in Traumesbann
wiegt dich aufs Neu der Liebe Lied.
Peter Carl August Cornelius
Herzenssünden
Ich sprach zur Taube: Flieg' und bring im Schnabel
Das Kraut mir heim, das Liebesmacht verleiht;
Am Ganges blüht's, im alten Land der Fabel.
Die Taube sprach: Es ist zu weit.
Ich sprach zum Adler: Spanne dein Gefieder,
Und für das Herz das kalt sich mir entzog,
Hol einen Funken mir vom Himmel nieder,
Der Adler sprach: Es ist zu hoch.
Da sprach zum Geier ich: Reiß aus dem Herzen
Den Namen mir, der drin gegraben steht,
Vergessen will ich lernen und verschmerzen.
Der Geier sprach:...
François Coppée
Über alles hinaus!
Ich bin ein Fremdling auf Erden
Und wandere ein und aus,
Und kann nicht heimisch werden
In meinem eigenen Haus.
Der Sehnsucht wunde Schwingen,
Gezwängt in Gefangenschaft,
Schlagen in blutigem Ringen,
Flattern in lechzender Kraft!
Paläste aus Marmorquadern
Sind leichtes Wandergezelt;
Tief in des Herzens Adern
Glüht eine andere Welt.
Emil Claar
Du kämpfest nutzlos gegen jene Macht,
Die alle Worte nicht erschöpfend nennen,
Woran die Brust wir stets uns blutig rennen,
Die unsre tiefsten Schmerzen frech verlacht.
Was liebevoll der Welt Du zugebracht,
Wofür begeistert treue Herzen brennen,
Es scheitert doch ... Du wirst es noch erkennen
An des Gemeinen ewig starker Macht.
Ada Christen
Ich habe, bevor der Morgen
Im Osten noch gegraut,
Am Fenster zitternd geharret
Und dort hinaus geschaut.
Und in der Mittagsstunde,
da hab' ich bitter geweint,
Und habe doch im Herzen:
Er kommt wohl noch, gemeint.
Die Nacht, die Nacht ist kommen,
Vor der ich mich gescheut;
Nun ist der Tag verloren,
Auf den ich mich gefreut.
Adelbert von Chamisso
Omnia sol temperat
Alles macht die Sonne mild, sie, die Reine, Zarte.
Neues schließt das Angesicht des Aprils der Welt auf.
Wiederum zu Amor hin drängt die Brust des Mannes.
Über alles Liebliche herrscht der Gott, der Knabe.
Solche Allerneuerung in dem feierlichen Frühling,
und des Frühlings Machtgebot will, daß wir uns freuen.
Altvertraute Wege weist er, auch in deinem Frühling
fordert Treu und rechten Sinn: Halt ihn fest, der Dein ist!
Liebe mich mit treuem Sinn! Sieh auf meine Treue,
die...
Carmina Burana
Ich lieb' ein Lieb; das mich berückt –
ich schweig'; wer's ist!
Ob Sehnsucht auch mein Herz bedrückt –
ich schweig', wer's ist!
Erreiche ich mein Ziel auch nicht –
mein Herz ruht nicht:
Des Herzens Ruh mein Traum beglückt –
ich schweig', wer's ist!
Brennt tulpengleich vor Schmerz mein Herz,
brandmal-erfüllt:
Mein Fürst, mit Schönheitsmal geschmückt –
ich schweig', wer's ist!
Ob man mich auch zersägen mag,
dem Kamme gleich:
In wessen Haar mein Haupt ich drückt' –
ich schweig', wer's ist!
Und...
Cafer Celebi
O du, mein frühster Freund, vor allen wert,
Trost meines Herzens, dem kein Trost mehr lacht!
Wenn nun mein Tag auf ewig dich entbehrt,
So gönne mir dein Bild im Traum der Nacht!
Und wenn, zu neuem Leben dann entfacht,
Der Morgen die geheimen Tränen weckt,
Dann hält an deiner Gruft die Sehnsucht Wacht,
Bis Staub auch meinen armen Staub bedeckt
Und zum Beweinen still der Weinende sich streckt.
Lord George Gordon Noel Byron