Herzen Zitate (Seite 39)
Die Kraft der Kindheit
Das Glück der Kindheit
noch einmal fangen,
dort, wo der Wind
die Wiese durchkämmt.
Dort, wo die Füße
auf sandigem Boden,
uns schneller tragen
und ungehemmt.
Wo unsere Hände
fester sich fassen,
beim Sprung über einen
schmutzigen Bach.
Wo unsere Herzen
nichts wirklich hassen.
Wo Kräfte wuchsen
für das Danach.
Sonja Drechsel-Walther
O mach mich mild! Gib mir für fremden Schmerz
Ein göttlich Neigen und ein warm Erkennen;
Und laß um ein zertretnes Menschenherz
In meinem Herzen tausend Wunden brennen.
Gib meinem Ringen nur das fromme Glück,
In jedem Dunkel deinen Stern zu sehen;
Und laß mich still mit weichem Kindesblick
Durch eine Welt der Nacht und Sünde gehen.
Doch sieht die Schuld mich hilfeflehend an
Und windet sich, von Reuequal zerrissen,
So gib, daß ich die goldne Binde dann
Mit Freuden tausche um ein heilig...
Hedwig Dransfeld
Stumme Liebe
Selig, willenlos dahingegeben,
Ruht der schlanke Leib in meinen Armen,
Und die feuchten, vollen Lippen suchen
Leise die meinen.
Aber keine Liebesworte schauern
Aus bedrängtem Busen weich ans Ohr mir;
Nur die dunklen, angstvoll großen Augen
Leuchten vor Liebe.
Schweigend pressen sich die heißen Hände,
Sprechen sich die Geister und die Herzen,
Und geheimnisvoll beschleicht die Seele
Ahnung des Glückes.
Felix Dörmann
Verzeiht
Hab' ich Euch gekränkt, beleidigt,
Zugefügt Euch herbes Leid,
O verzeiht!
Ach die namenlosen Schmerzen,
Die da fressen tief im Herzen,
Machen böse oft mein Wort;
Bitter fliegt's und höhnend fort,
Trifft vielleicht Euch in die Seele,
Macht Euch herbe Qual,
Während schon mein Herz bereute
Tausendmal.
Felix Dörmann
Komm, o heil'ger Geist und wehe,
Send uns von des Himmels Höhe
Deines Lichtes heil'gen Strahl;
Komm, o Vater du der Armen,
Gabenspender voll Erbarmen,
Füll die Herzen allzumal!
Gieß von lichten Himmelsauen
In uns, die wir gläubig trauen,
Siebenfält'gen Gnadenstrom;
Gib der Tugenden Vollendung,
Gib des Todes sel'ge Wendung,
Ew'ges Fest im ew'gen Dom!
Melchior von Diepenbrock
Sühne
Erwachen endlich denn die Töne wieder,
die mir so dumpf und schwer im Herzen schliefen?
Oh steigt empor aus euren dunklen Tiefen,
schwingt rauschend auf zum Licht euch, meine Lieder!
Nehmt mit die Thränen alle im Gefieder,
die Thränen der Geliebten, die euch riefen!
aus euren sel'gen Höhen laßt sie triefen
wie Tau des Himmels dann auf mich hernieder!
Daß sie mir fluten durch die stillsten Gründe
der kranken Seele und gesund sie baden,
bis ich, erlöst von aller meiner Sünde,
mich vor mir...
Richard Fedor Leopold Dehmel
Erfüllung
Daß du auch an meinem Herzen,
Herz, nur neue Sehnsucht fühlst
und dich in vergangne Schmerzen
schmerzlicher als je verwühlst:
ist das nicht Erfüllung. Du?
Wenn die Erde schmilzt vom Eise,
daß die Luft nach Frühling schmeckt,
und in immer neuer Weise
wild ihr Grün zum Himmel reckt:
ist das nicht Erfüllung, Du?
Wenn wir dann noch Ostern feiern,
weil ein Mensch sein Leben ließ,
der den Frevlern wie Kasteiern
gleiche Seligkeit verhieß:
ist das nicht Erfüllung, Du?
Laß die tragische...
Richard Fedor Leopold Dehmel
Ich hab dich selig gemacht,
mein Geliebter,
und du mich, du bist mein,
und darfst nicht bei mir sein
in meinen furchtbaren Schmerzen.
Bis in Mark und Bein
bin ich dein,
und darf nicht nach dir schrein
vor den Menschen,
wenn ich sterben muß
ohne deinen Kuß.
Nein nein nein:
du hast mich selig gemacht,
Tag und Nacht
fühl' ich mich an deinem Herzen
leben, das an mein Herz schlug!
Ja, ich fühl's, ich bleibe leben,
hab dir noch so viel zu geben,
o mein Leben,
gab dir nie, noch nie genug!
Richard Fedor Leopold Dehmel
Leises Lied
In einem stillen Garten,
an eines Brunnens Schacht,
wie wollt ich gerne warten
die lange graue Nacht.
Viel helle Lilien blühen
um des Brunnens Schlund;
drin schwimmen golden die Sterne,
drin badet sich der Mond.
Und wie in den Brunnen schimmern
die lieben Sterne hinein,
glänzt mir im Herzen immer
deiner lieben Augen Schein.
Die Sterne doch am Himmel,
die stehn uns all so fern;
in deinem stillen Garten
stünd' ich jetzt so gern.
Richard Fedor Leopold Dehmel
Ein Wort für die Tiere des Hauses
Das Tier vermag nicht auszudrücken,
Was es im Innersten bewegt.
Doch liest man wohl aus seinen Blicken,
Was sich in seinem Herzen regt.
Versteht das Tier auch nicht zu sprechen,
So merk: Es redet doch mit dir.
Und wenn des Tieres Augen brechen,
Fühlst du gewiß: Es spricht mit mir.
Georg Jacob Friedrich Paulus Hermann Dechent
Es hingen, wie duftende Hände von Frauen,
Blaß die Akazienblüten im Blauen;
Sie streuten uns süße Betäubung aus,
Die Füße fanden nicht mehr nach Haus.
Wir suchten im Gras nach tiefgrünen Ecken,
Wollten berauscht das Auge verstecken;
Kein Versteck war uns dunkel genug,
Weil's Auge Feuer ins Dunkel trug.
Es hingen an Gittern die Rosen wie Tropfen,
Wie Herzen, die schmachtend an Gitter klopfen;
Vor Rosen fanden wir kaum das Haus,
Rosen brannten das Auge aus.
Und wär' ich erblindet, wär' dies...
Max (Maximilian Albert) Dauthendey
Die Freiheit ist ein Meer
Und seine Fische Herzen;
Sie schwimmen ohne Schmerzen
Behaglich hin und her.
Doch diese Lust, wie Schade!
Ist von geringer Dauer;
Es wohnet am Gestade,
Es stehet auf der Lauer
Liebe, die Fischerin.
Sie fischt mit eignen Angeln;
Sie fischt mit Ambralocken;
Die purpurrothen Fischchen,
Sie kommen unerschrocken,
Sie lassen von der argen
Sich gar zu gerne locken,
Und eines um das andre
Ist ihrer List Gewinn.
Georg Friedrich Daumer
Wie lange noch?
Die Sonne verglüht, es verrinnen die Stunden,
Da brechen sie auf, die brennenden Wunden:
Stumme Sehnsucht im pochenden Herzen
Weckt und entfacht die zehrenden Schmerzen.
Seh' ich den Himmel und seine Sterne,
Fühl' ich dich nahe trotz aller Ferne.
Der wogenden Nachtluft würzigen Brodem
Schlürf´ ich, als sei's dein süßer Odem.
Alles verklärt mir ein glänzender Schimmer,
Dich nur erschau' ich, überall, immer:
Die heiße Sehnsucht wird mich verzehren:
Wie lange noch, ach! wie lange...
Therese Dahn
Die Deutschen im Auslande
Ihr Deutschen unter fremden Sternen,
In meergeschiedenen weiten Fernen,
Ihr sollt die Sprache nie verlernen.
Die wohllautreiche, starke, milde,
Die schönheitvollen Klanggebilde,
Die in des alten Lands Gefilde
Dereinst zu euch die Mutter sprach;
In euren Herzen tönt sie nach:
Wer sie vergißt – dem Weh und Schmach!
Die Sprache Shakespeares trägt der Britte
Ich lob' ihn drum! – wie seine Sitte
Getreu in fremder Lande Mitte:
Und Schiller soll vergessen sein?
Ihr...
Felix Dahn