Herzen Zitate (Seite 24)
Am Morgen
Nun bleichen die Sterne im Dämmergrau,
und die Geister schweben von hinnen –
und ich möchte dich halten, du blühender Traum
und fühle dich schon zerrinnen!
Ich möchte dich malen als wonniges Lied,
mit glühenden Reizen dich schmücken –
die Farbe ist blaß und die Form zerrinnt
und es will kein Strich mir glücken.
Ich möchte dich singen als jubelndes Lied
der kommenden Sonne entgegen –
das Wort versagt und die Stimme bricht
vor des...
Clara Müller-Jahnke
An Marie
Du bist wie eine Dusche
So fein, so rein, so kalt,
Du bist wie eine Dusche
In einer Badeanstalt.
In deiner Näh ergreift mich
Der Liebe Allgewalt
Doch du – es überläuft mich –
Du bleibst so rein, so kalt.
Ich stammle: Ach Mariechen!
Vergeh' vor Liebe fast –
Du streichst den Mops, das Viehchen,
Das du so gerne hast.
Ich murmle was von Sehnen,
Von heißter Herzensglut –
Du unterdrückst das Gähnen
Und reichst mir meinen Hut.
Leb' wohl! Ich geh' nach Hause,
Ich lasse dich allein,
Du bist...
Otto Müller, Pseudonyme Sommerstorff, O. Storff
Mein Gefängnis
Auf dem Meer tanzt die Welle
nach der Freiheit Windmusik.
Raum zum Tanz hat meine Zelle
siebzehn Meter im Kubik.
Aus dem blauen Himmel zittert
Sehnsucht, die die Herzen stillt.
Meine Luke ist vergittert
und ihr dickes Glas gerillt.
Liebe tupft mit bleichen, leisen
Fingern an mein Bett ihr Mal.
Meine Pforte ist aus Eisen,
meine Pritsche hart und schmal.
Tausend Rätsel, tausend Fragen
machen manchen Menschen dumm.
Ich hab eine nur zu tragen:
Warum sitz ich hier?...
Erich Mühsam
(An seine Schwester Nannerl)
Du wirst im Eh'stand viel erfahren,
Was dir ein halbes Rätsel war;
Bald wirst du aus Erfahrung wissen,
Wie Eva einst hat handeln müssen,
Daß sie hernach den Kain gebar.
Doch, Schwester, diese Eh'standspflichten
Wirst du von Herzen gern verrichten,
Denn glaube mir, sie sind nicht schwer.
Doch jede Sache hat zwo Seiten:
Der Eh'stand bringt zwar viele Freuden,
Allein auch Kummer bringet er.
Drum, wenn dein Mann dir finstre Mienen,
Die du nicht glaubest zu...
Wolfgang Amadeus Mozart
– Eine tiefste heiligschöne Kammer
Im Herzen gibt's, die kein Verräther kennt.
Die führt den Räthselnamen: Freud' in Jammer!
Da ist es, wo ein Feuerlichtlein brennt,
Hell, ungestört von der Zerstörung Hammer!
Wie der auch frech die treue Burg berennt!
Für unser Liebstes in Entbehrung dulden,
O, aller Wonnen Wonn', o Huld der Hulden!
Friedrich Heinrich Karl Freiherr de la Motte-Fouqué
Die Liebe ist beredt, sie braucht sich nicht zu schämen,
Sie nimmt im Geben und gibt im Nehmen,
Allein verschämt, verstummt die Dankbarkeit.
Wie darf die Arme sich in Worten zeigen?
Tief in dem Herzen ein geweihter Platz
Verbirgt sich der Gefühle heiliger Schatz;
Wer tief empfindet, spricht durch Schweigen.
Salomon Hermann Mosenthal
Der Genesene an die Hoffnung
Tödlich graute mir der Morgen:
Doch schon lag mein Haupt, wie süß!
Hoffnung, dir im Schoß verborgen,
Bis der Sieg gewonnen hieß,
Opfer bracht' ich allen Göttern,
Doch vergessen warest du;
Seitwärts von den ew'gen Rettern
Sahest du dem Feste zu.
O, vergib, du Vielgetreue!
Tritt aus deinem Dämmerlicht,
Daß ich dir in's ewig neue,
Mondenhelle Angesicht
Einmal schaue, recht von Herzen,
Wie ein Kind und sonder Harm;
Ach, nur einmal ohne Schmerzen
Schließe mich in...
Eduard Mörike
Frage und Antwort
Fragst du mich, woher die bange
Liebe mir zum Herzen kam,
und warum ich ihr nicht lange
schon den bittren Stachel nahm?
Sprich, warum mit Geisterschnelle
wohl der Wind die Flügel rührt,
und woher die süße Quelle
die verborgnen Wasser führt?
Banne du auf seine Fährte
mir den Wind in vollem Lauf!
Halte mit der Zaubergerte
du die süßen Quellen auf!
Eduard Mörike
Wir merkten bald im Reden-Wechselspiel,
Wie wir zu hundert bunten Dingen standen;
Und eine Kinderfreude überfiel
Uns heimlich, da wir uns so ähnlich fanden.
Wir wußten uns nichts mehr zu sagen,
Und was wir sagten, wurde seicht.
Von der verwirrendsten der Fragen
Fühlten wir unsre Herzen schlagen.
Und wir beide zitterten leicht.
Christian Morgenstern
Licht ist Liebe. Sonnen-Weben,
Liebes-Strahlung einer Welt
schöpferischer Wesenheiten –
die durch unerhörte Zeiten
uns an ihrem Herzen hält,
und die uns zuletzt gegeben
ihren höchsten Geist in eines
Menschen Hülle während dreier
Jahre: da Er kam in Seines
Vaters Erbteil – nun der Erde
innerlichstes Himmelsfeuer:
daß auch sie einst Sonne werde.
Christian Morgenstern
O gib mir Freuden, nicht mit dem verstrickt,
was ich als niedres Ich in mir empfinde,
gib solche Freuden mir zum Angebinde
wie Geist sie Geist, der Seele Seele schickt.
O nicht mehr dieser schalen Freuden Pein,
die doch erkauft nur sind von fremden – Leiden!
Schenk Herzen mir, die sich für dich</em> entscheiden,
so wird auch meines wahrhaft fröhlich sein.
Christian Morgenstern