Herz Zitate (Seite 9)
Jugend und Liebe
Die Jugend folgt, ein Rosenblatt, den Winden;
Wenn, jung getrennt, sich wiedersehn die Alten,
Sie meinen doch, in ihren ernsten Falten
Den Strahl der süßen Jugend noch zu finden.
Des Dauerns Wahn, wer läßt ihn gerne schwinden?
Mag auch ein Herz, das uns geliebt, erkalten,
Wir suchen immer noch den Traum zu halten,
Nur stiller sei geworden sein Empfinden.
Die Jugend folgt, ein Rosenblatt, den Lüften;
Noch leichter als die Jugend flieht die Liebe,
Die nur des Blattes...
Nikolaus Lenau
Einsamkeit
Wildverwachs'ne dunkle Fichten,
Leise klagt die Quelle fort;
Herz, das ist der rechte Ort
Für dein schmerzliches Verzichten.
Grauer Vogel in den Zweigen
Einsam deine Klage singt,
Und auf deine Frage bringt
Antwort nicht des Waldes Schweigen.
Wenn's auch immer Schweigen bliebe,
Klage, klage fort; es weht,
Der dich höret und versteht,
Stille hier der Geist der Liebe.
Nicht verloren hier im Moose –
Herz, dein heimlich Weinen geht,
Deine Liebe Gott versteht,
Deine tiefe, hoffnungslose.
Nikolaus Lenau
Österreich
Oh Heimat, du bist an Schönheit so reich
beschenkt von der Mutter Natur.
Es ist das Land namens Österreich,
ein Fleck auf der Weltkarte nur.
Doch bist du das Herz in Europas Mitte,
es gleicht dir kein anderes Land.
Was die Schöpfung erschaffen voll Güte,
muss bewahren der Menschen Hand.
Ich will auf den Berggipfeln stehen,
mich an deinem Anblick berauschen,
das Flüstern der Wälder verstehen
und dem Murmeln der Bäche lauschen.
Dir habe ich meine Seele verschrieben,
meine...
Poldi Lembcke
Lob und Tadel
Wenn auch die ganze Welt Dich lobt
Und man nur Gutes von Dir sagt,
So bist Du doch ein armer Mann,
Wenn Dich das eigne Herz verklagt.
Und wenn man Böses von Dir sagt,
Laß, Freund, es Dich bekümmern nicht,
Du kannst mit freier Stirne geh'n,
Wenn frei das eigne Herz Dich spricht.
Otto von Leixner
Wem vertrau ich's?
Wem vertrau' ich, was mich quält,
Wem, der ganz mein Herz verstände?
Und, was ihm mein Herz erzählt,
Liebevoll auch mitempfände?
Hier den Felsen, dort dem Wald,
Einsamstill in trauter Schöne?
Ach, sie wärfen fühllos bald
Mir zurück die Klagetöne.
Hier den Wellen, klar und hell,
Die so tröstlich flüsternd rauschen?
Ach, sie zieh'n von hinnen schnell,
Ohne Weile, mir zu lauschen.
Dort den Blumen auf der Flur,
Jenen zarten, mildereichen?
Ach, die flücht'gen kennen nur
Heitres...
Karl Gottfried Ritter von Leitner
In Hoffnung streut des Pflügers Hand
Den Samen in das Gottesland.
In Hoffnung steigt trotz Sturm und Riff
Der Kaufmann in sein schwankes Schiff.
In Hoffnung zieht zu Kampf und Strauß
Der König auf die Walstatt aus.
In Hoffnung trägt des Jünglings Herz
Der Sehnsucht namenlosen Schmerz.
In Hoffnung senkt ins dunkle Grab
Das Weib den Gatten und den Vater hinab.
Und Hoffnung ließ auf dieser Erden
Noch keinen nimmer zu Schanden werden.
Drum, armes Herze, verzage du nimmer:
Was auch geschieht, so...
Gustav Legerlotz
Das herbste Wort im ganzen Liebesbuche
Ihr alle wähnt, es sei: Ich lieb' dich nicht? –
Dies wär' das Wort, vor dessen Zauberspruche
So oft ein trostlos Herz im Busen bricht?
Ihr irrt! Die Rose, die euch nie geblühet,
Füllt euch, entblättert nie mit Wehmutsdrang,
Doch wenn euch der genoss'ne Duft entfliehet,
Dann mißt ihr das Verlorne doppelt bang!
Ihr irrt! Was will doch jenes Wörtchen sagen,
Wie macht es euch das Herz so seufzerschwer? –
Nein! sparet eure Thränen, eure Klagen
Dem herbsten...
Carl Edmund Langer von Lannsperg
Zwiegespräch
"Du gabst mir immer wieder
Dein Herz und deine Lieder,
Ich nahm sie sorglos hin.
Nun muß ich dich betrüben:
Ich darf dich nicht mehr lieben,
Weil ich nicht dein mehr bin."
"Und liebst du einen andern,
Will ich ins Weite wandern,
Mir wird so enge hier.
Wie schmerzlich blüht der Flieder!
Mein Herz und meine Lieder,
Ich lasse sie bei dir."
Klabund
Den Wäldern ist zu Füßen tief
Das dürre Laub geblieben;
Am Himmel steht ein Scheidebrief
Ins Abendrot geschrieben.
Die Wasser glänzen still und kühl,
Ein Herbst ist drin ertrunken;
Mir ist ein schauernd Grabgefühl
Ins warme Herz gesunken.
Du schöne Welt! muß ich wohl bald
In diese Blätter sinken,
Daß andres Herz und andrer Wald
Die Lebenslüfte trinken?
Wenn du für dieses Herzens Raum
Ein Beßres weißt zu finden,
Laß mich aus deinem Lebenstraum
Rasch und auf ewig schwinden!
Gottfried Keller
Mein Herz und ich
Deckt noch der Schlaf dein Auge zu,
Mein Liebster? O, um süßer dich zu denken,
Laß ich die Trunkenmacherin, die Ruh,
Aus ihrem Kelch mich minder tränken.
Du wachst vielleicht, durch Glockenschlag
Aus sanfter Ruh, aus süßem Schlaf gestöret,
Ich wache, weil mein Herze Nacht und Tag
In sich laut deinen Namen höret.
Anna Louisa Karsch
Ohne Liebe
Was wißt ihr, wie es tut
wenn einem die Myrte im Haare ruht,
und die Leute kommen einem entgegen,
und junge Tannen stehn an den Wegen;
die Schwestern gehn überströmten Gesichts, –
vom Turme läuten die Glocken, –
und das Herz weiß von nichts.
O Leben, rühre mich leise an:
ich träume ja noch!
Mein Herz ist voll Licht und Waldesruh,
greif nicht so hart, nicht so eisig zu –
ich träume ja noch!
So aus dem Licht in die Nacht,
aus dem Lenz in den Schnee,
das hat schon manchen blind...
Frida Jung
An A. von Binzer
Den frohen Sinn der Jugend zu erhalten,
Wenn auch das Alter schon die Locken bleicht,
Das ist's, was jeder wünscht, doch schwer erreicht,
Weil nur dem Glücklichen es vorbehalten.
Ob wir nun fröhlich mit den Stunden schalten,
Ob ihr phlegmatisch durch die Tage schleicht,
Und ob's im Busen stürmet oder schweigt,
Es muß das Herz doch nach und nach erkalten.
Doch seh' ich Dich, so schwindet all mein Zagen;
Denn ungebeugt im Kampfe mit der Welt
Hast Du das Alter aus dem Feld...
Chlodwig Carl Viktor Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst
Den Pessimisten
Solang uns Liebe lockt mit Lust und Plagen,
Solang Begeist'rung wechselt und Verzagen,
Solange wird auf Erden nicht die Zeit,
Die schreckliche, die dichterlose tagen:
Solang in tausend Formen Schönheit blüht,
Schlägt auch ein Herz, zu singen und zu sagen,
Solang das Leid, das ew'ge, uns umflicht,
Solange werden wir's in Tönen klagen,
Und es erlischt erst dann der letzte Traum,
Wenn er das letzte Herz zu Gott getragen!
Hugo von Hofmannsthal
Ach, wer versteht sein eigen Herz!
Ein Rätsel ist dir's, in die Brust geschaffen;
Heute schwer wie ein Berg von Erz,
Will es dich in die Tiefe raffen;
Morgen aller Schwere entbunden,
Jauchzend lodert es wolkenwärts,
Und dann in gleichgemessenen Stunden
Gelassen trägt es Lust und Schmerz.
Ach, wer beherrscht sein eigen Herz!
Paul von Heyse
Im kurzen Abend
Im kurzen Abend. Voll Wind ist die Stunde,
Und die Röte so tief und so winterlich klein.
Unsere Hand, die sich zagend gefunden,
Bald wird sie frieren und einsam sein.
Und die Sterne sich hoch in verblassenden Weiten
Wenige erst, auseinander gerückt.
Unsere Pfade sind dunkel, und Weiden breiten
Ihre Schatten darauf, in Trauer gebückt.
Schilf rauschet uns. Und die Irrwische scheinen,
Die wir ein dunkeles Schicksal erlost.
Behüte dein Herz, dann wird es nicht weinen
Unter dem...
Georg Heym