Herz Zitate (Seite 79)
Der alte Friedhof
Verfallener Friedhof, am einsamen Ort,
Nun geht der Pflug bald über dich fort.
Noch hüllen mit traulichem Dämmerschein
Die alten Linden dich friedlich ein.
Verwitterte Steine nur ragen auf,
Wo die Hügel versanken im Zeitenlauf.
Und alles umwuchert Gras und Strauch,
Und drüber weht des Vergessens Hauch.
Ein einziges Grab ist an diesem Ort,
Drauf blühen die Veilchen und Rosen noch fort.
Wenn Lenzluft weht um dieses Grab,
Wankt her ein Mütterlein am Stab.
Sie trauert noch dem...
Paul Barsch
Geh fort von mir. So werd ich fürderhin
in deinem Schatten stehn. Und niemals mehr
die Schwelle alles dessen, was ich bin,
allein betreten. Niemals wie vorher
verfügen meine Seele. Und die Hand
nicht so wie früher in Gelassenheit
aufheben in das Licht der Sonne, seit
die deine drinnen fehlt. Mag Land um Land
anwachsen zwischen uns, so muß doch dein
Herz in dem meinen bleiben, doppelt schlagend.
Und was ich tu und träume, schließt dich ein:
so sind die Trauben überall im Wein.
Und ruf ich Gott...
Elizabeth Barrett Browning
Abendfrieden
Sonne, die nun scheiden muß,
Gieb mir deinen letzten Kuß!
Wie der See im Abendhauch
Ruht mein Herz im Busen auch.
Sonne, die nun scheiden muß,
Süß' Erinnern bringt dein Kuß!
Vogelsang und Windesweh'n
Mir um meine Seele geh'n;
Rosenwolken überm Thal,
Grüßt mein Lieb viel tausendmal!
Vogelsang und Windeshauch,
Weht um ihre Seele auch!
Müde Augen fallet zu!
Fried' ist alles, alles Ruh'
Selig durch die stille Brust
Zieht ein Nachklang reinster Lust –
Müde Augen fallet zu,
Und mein...
Otto Alexander Banck
Volkslied
Wenn du nur glauben wollt'st
wie ich so lieb dich hab,
und auch erfassen könnt'st,
daß ich mein Herz dir gab!
Doch nein, erst gab ich's nicht.
du nahmst es mir –
im Sturm, dann ward es dein,
nun lebt's in dir.
Du hast nun zwei beinand
und ich hab keins –
laß mich nicht länger so,
und schenk mir deins.
Luise Baer
Gebet
Ertrage du's, laß schneiden dir den Schmerz
scharf durchs Gehirn und wühlen hart durchs Herz –
das ist der Pflug, nach dem der Sämann sät,
daß aus der Erde Wunden Korn entsteht.
Korn, das der armen Seele Hunger stillt –
mit Korn, o Vater, segne mein Gefild:
Reiß deinen Pflug erbarmungslos den Pfad,
doch wirf auch ein in seine Furchen Saat!
Ferdinand Ernst Albert Avenarius
Wie manch ein Wort, das treu gemeint,
Hat doch ein fremdes Herz gekränkt,
Daß über dich es still geweint
Und deiner zürnend nun gedenkt.
O Freund, trifft dich ein bitter Wort,
So wehr' dem Groll, der schnell erwacht,
In Liebe prüfe, glaube fort:
Es war so böse nicht gedacht!
Er hatte es gar treu gemeint,
Er wollte mahnen, kränken nicht;
Wie oft ein Wort so bitter scheint,
Das liebend eine Seele spricht.
Ludwig Auerbach
Der Mensch ist bald vergessen
Der Mensch ist bald vergessen,
der Mensch vergißt so bald,
der Mensch hat nichts besessen,
er sterb' jung oder alt.
Der Mensch ist bald vergessen,
nur Gott vergißt uns nicht,
hat unser Herz ermessen,
wenn es in Schmerzen bricht.
Wir steigen im Gebete
zu ihm wie aus dem Tod,
sein Hauch, der uns durchwehte,
tat unserm Herzen not.
Karl Joachim Friedrich Ludwig »Achim« von Arnim
Ritt im Mondschein
Herz zum Herzen ist nicht weit
Unter lichten Sternen,
Und das Aug, von Tau geweiht
Blickt zu lieben Fernen.
Unterm Hufschlag klingt die Welt,
Und die Himmel schweigen,
Zwischen beiden mir gesellt
Will der Mond sich zeigen.
Zeigt sich heut in roter Glut
An dem Erdenrande,
Gleich als ob mit heißem Blut
Er auf Erden lande.
Doch nun flieht er scheu empor,
Glänzt in reinem Lichte,
Und ich scheue mich auch vor
Seinem Angesichte.
Karl Joachim Friedrich Ludwig »Achim« von Arnim
Frühling im Alter
Singen die Vöglein im grünen Wald,
Klingen die Bächlein bergunter,
Lockt es den Alten mit Lustgewalt,
Klopfet das Herz ihm so munter:
Denket der Wonne verschiedener Lenze
Fallen auch Tränen herunter.
Singet und klinget! Das Heute ist mein.
Heut' will ich singen und klingen,
Lustig mit spielenden Kindern feldein,
Fröhlich mit fröhlichen Dingen,
Will mir bekränzen die Locken, die greisen;
Bald muß ich hinnen und wandern und reisen,
Wo mir die Vögel nicht singen.
Ernst Moritz Arndt
Lerchengesang
Hast du noch einen Ton, du altes Herz,
so spann ihn auf und laß es klingen,
laß deine Liebe, deinen Schmerz
ihr volles Leid den Sternen singen.
Was hoch emporschlug, hallet tief zurück
es hallt in deinem Busen wider,
es weiß kein Lied vom Erdenglück,
von Engelwonnen singt es Lieder.
Empor, du Lerche, zur gestirnten Höh!
Was flatterst du im Erdgewimmel?
Dort klingt ein Echo für dein Weh:
Du bist vom Himmel, suche Himmel.
Ernst Moritz Arndt
Trau nicht zuviel auf fremden Rat,
wie's bei dem eignen dir auch bangt;
denn endlich mußt du doch zur Tat,
die man als deine ganz verlangt.
Leicht trägt die eigene Lust das Herz,
die eigne Lust den eignen Fehl,
doch unverwindlich bleibt der Schmerz,
sahst du mit fremden Augen scheel.
Ernst Moritz Arndt
Was kann er für sie thun?!?
Was kann ich für Dich thun?!?
Ich kann auf dem Spaziergang Deinen Mantel tragen – – –
ich kann Dich, wie Du gestern schliefest, fragen – –.
Ich kann, wenn man Dir widerspricht, mit meinem Blicke sagen:
"Du hast Recht, nur Du!"
Ich kann, wenn Du nicht da bist, bedrückt und kränklich sein – – – –
ich kann vor Glück erbeben, trittst Du ein – –.
Ich kann mein Opernglas Dir leihen im Theater
und Komplimente über seine Tochter machen zu Deinem Vater.
Ich kann Dir süße...
Peter Altenberg
Hast du noch nie recht bitterlich geweint?
Hast du noch nie recht bitterlich geweint,
Daß glüh'nde Tränen dir hervorgedrungen,
Noch nie mit einem großen Schmerz gerungen,
Noch nie unsäglich elend dich gemeint?
Hat hohe Freude nie dein Herz geschwellt,
Durchbrausten nie dich stolze Jubelklänge,
Daß du fast meintest, deine Brust zerspränge,
Und daß du seist der Seligste der Welt?
Wenn solche Schauer nimmer dich durchbebt,
Hast du die Feuertaufe nicht bekommen,
Des Daseins Strahlenhöhe nicht...
Hermann Ludwig Allmers