Herz Zitate (Seite 62)
Vor Freude will ich singen
Vor Freude will ich singen,
Weil's mir jetzt tut gelingen.
Denn die ich hab begehrt,
Die hat mir Gott beschehrt.
Der ich mich hab ergeben,
Mit ihr in Freud zu leben.
Sie hat mein Herz besessen,
Kann ihrer nicht vergessen.
Ich hab oft großes Leiden,
Jetzt ist's verkehrt in Freuden.
Was lang ich hab begehrt,
Das ist mir jetzt gewährt.
All's Trauren will ich meiden,
Ob mich gleich viel drum neiden,
Was Gott ein'm tut bescheren,
Kann ihm kein Mensch verwehren.
Hans Leo Haßler von Roseneck
Toskanischer Frühling
Das Erste sei, daß man der Welt sich freue,
sich vor den Andern froh empfinden lerne
in stiller Nähe wie in bunter Ferne
das Alte frisch genieße wie das Neue.
Doch schaff dir auch ein Herz voll stolzer Treue,
eins in sich selbst und seinem tiefsten Kerne!
Der Freie traut durch Wolken seinem Sterne
Das Brandmal aller Sklaven ist die Reue.
Otto Erich Hartleben
Groß ist das Leben und reich!
Ewige Götter schenkten es uns,
lächelnder Güte voll,
uns, den Sterblichen, Freudegeschaffenen.
Aber arm ist des Menschen Herz!
Schnell verzagt, vergißt es der reifenden Früchte.
Immer wieder mit leeren Händen
sitzt der Bettler an staubiger Straße, drauf das
Glück mit tönernen Rädern
leuchtend vorbeifuhr.
Otto Erich Hartleben
Vertraue dich dem Licht der Sterne,
Beschleicht dein Herz ein Weh,
Sie sind dir nah in weiter Ferne,
Wenn Menschen fern in nächster Näh';
Und hast du Thränen noch, so weine,
O weine satt dich ungesehn;
Doch vor dem Aug der Menschen scheine,
Als wär' dir nie ein Leid geschehn.
Um vor die selber zu bestehen,
Trägst du den Sieger in der Brust,
Doch nicht die Menschen laß es sehen,
Wie schweren Kampf du kämpfen mußt.
Julius Hammer
Mein Herz ich will dich fragen:
Was ist denn Liebe, sag?
"Zwei Seelen und ein Gedanke,
zwei Herzen und ein Schlag!"
Und sprich, woher kommt Liebe?
"Sie kommt und sie ist da!"
Und sprich, wie schwindet Liebe?
"Die war's nicht, der's geschah!
Und was ist reine Liebe?
"Die ihrer selbst vergißt!"
Und wann ist Lieb am tiefsten?
"Wenn sie am stillsten ist!"
Und wann ist Lieb am reichsten?
"Das ist sie, wenn sie gibt!"
Und sprich, wie redet Liebe?
"Sie redet nicht, sie liebt!"
Friedrich Halm
Vergieb!
Gehst du an einem Grab vorüber,
Drin ruht ein Wesen, dir nicht lieb,
Das oftmals dich gekränkt, gequälet,
O dann vergieb! O dann vergieb!
Erscheint ein Herz, das dich verlassen,
Das tief in Dankes Schuld dir blieb,
Entblößt und arm vor deiner Pforte,
O dann vergieb! O dann vergieb!
Und naht ein Wesen dir in Thränen,
Zu dem dich deine Seele trieb,
Das kalt sich einst von dir gewendet,
O dann vergieb! O dann vergieb!
August Hermann Hain
Die Tränen
Seid ihr immer da, ihr Tränen,
treu der Freude, treu dem Schmerz.
Heut gelockt von Liebestönen,
Morgen schmelzend Hasses Erz?
Oder muß nur ich so weinen,
weil mein Herz so töricht ist,
daß es um den einzig Einen
Alles Glück der Welt vergißt?
Tränen, die ins Meer versinken,
Also spricht der Sage Mund,
Werden einst als Perlen blinken
Auf dem dunklen Wellengrund.
Gram wird einst sich mild verklären
Über'm finstern Tal der Zeit,
Und so fließt denn meine Zähren,
Fließt...
Ida Gräfin von Hahn-Hahn
O rede nicht, wenn heiß das Blut dir wallt,
ein böses Wort ist wie ein gift'ger Pfeil,
die Wunde, die es schlug, sie wird nicht heil,
wenn auch das Wort im Augenblick verhallt.
O schweige nicht, wenn heiß das Herz sich regt,
ein gutes Wort ist wie ein Himmelstrost,
in süße Tränen löst es starren Frost,
mit guten Worten wird das Glück gepflegt.
Nina Güthner
Schließ Aug und Ohr für eine Weil
Vor dem Getös der Zeit,
Du heilst es nicht und hast kein Heil
Als wo dein Herz sich weiht.
Dein Amt ist hüten, harren, sehn
Im Tag die Ewigkeit.
Du bist schon so im Weltgeschehn
Befangen und befreit.
Die Stunde kommt, da man dich braucht.
Dann sei du ganz bereit
Und in das Feuer, das verraucht,
Wirf dich als letztes Scheit.
Friedrich Gundolf