Herz Zitate (Seite 52)
Waldgang
Ich ging an deiner Seite
In einem Buchenhaine;
Ein störendes Geleite
Ließ nimmer uns alleine.
Und mußten wir zurücke
Ins Herz die Worte pressen,
Uns sagten unsre Blicke,
Daß wir uns nicht vergessen.
Und sehn wir uns nicht wieder
In diesem Erdenleben,
Dich werden meine Lieder
Verherrlichend umschweben.
Das Bächlein trieb hinunter
Der Wellen rasche Tänze,
Und rauschend flocht und bunter
Der Herbst der Wehmut Kränze.
Doch aus des Walds Verdüstern,
Den Stimmen des Vergehens,
Hört' ich...
Nikolaus Lenau
Frage nicht
Wie sehr ich dein, soll ich dir sagen?
Ich weiss es nicht und will nicht fragen;
Mein Herz behalte seine Kunde,
Wie tief es dein im Grunde.
O still! ich möchte sonst erschrecken,
Könnt ich die Stelle nicht entdecken,
Die unzerstört für Gott verbliebe
Beim Tode deiner Liebe.
Nikolaus Lenau
Herbst
Nun ist es Herbst, die Blätter fallen,
Den Wald durchbraust des Scheidens Weh;
Den Lenz und seine Nachtigallen
Versäumt ich auf der wüsten See.
Der Himmel schien so mild, so helle,
Verloren ging sein warmes Licht;
Es blühte nicht die Meereswelle,
Die rohen Winde sangen nicht.
Und mir verging die Jugend traurig,
Des Frühlings Wonne blieb versäumt;
Der Herbst durchweht mich trennungschaurig,
Mein Herz dem Tod entgegenträumt.
Nikolaus Lenau
Niemand kann verlornen Harrens Schmerzen
Einem sehnsuchtsvollen Frauenherzen
Je vergelten, niemand ihr vergüten,
Was in solchen unermeßnen Stunden
Still der Wurm genagt von ihren Blüten,
Der auch nicht, um den sie es empfunden.
Wenn er dann auch stürzt zu ihren Füßen,
Leiden und versäumtes Glück beklagt;
Schmerz hat weh getan, der Wurm genagt.
Aber mancher kehret nie mehr wieder,
Drückt er auch ein Herz zum Grabe nieder.
Nikolaus Lenau
Winternacht
Vor Kälte ist die Luft erstarrt,
es kracht der Schnee von meinen Tritten,
es dampft mein Hauch, es klirrt mein Bart;
nur fort, nur immer fort geschritten!
Wie feierlich die Gegend schweigt!
Der Mond bescheint die alten Fichten,
die sehnsuchtsvoll zum Tod geneigt,
den Zweig zurück zur Erde richten.
Frost! Friere mir ins Herz hinein!
Tief in das heißbewegte, wilde!
Daß einmal Ruhe mag da drinnen sein,
wie hier im nächtlichen Gefilde!
Nikolaus Lenau
Wie jedes Jahr
Seit Tagen hängt ein süßer Duft
von frischem Backwerk in der Luft.
Die Stadt erstrahlt im Lichterkleid,
wie jedes Jahr zur Weihnachtszeit.
Im Ofen gart der Festtagsbraten,
er wird auch diesmal gut geraten.
Das Haus, es glänzt vor Sauberkeit,
wie jedes Jahr zur Weihnachtszeit.
An viele Leute muß man denken,
um schöne Sachen herzuschenken.
Die Päckchen liegen schon bereit,
wie jedes Jahr zur Weihnachtszeit.
Doch wichtiger als alle Gaben,
ist Glücklichsein am...
Poldi Lembcke
Kennt ihr der starken Liebe heiße Flammen,
Die in das Herz vom Himmel stürzen nieder,
Zum Himmel auf die Herzen reißen wieder?
Ihr kennt sie nicht und wollt sie doch verdammen!
Was diese Gluten einten, hält zusammen!
Ein Gott, der mit dem Zucken seiner Lider
Die Erde schüttert, kann's nicht trennen wieder,
Denn ewig lohen solcher Liebe Flammen.
Sie trotzt dem kalten Spott der Herzensdamen,
Die nur für sich vermögen zu erwarmen,
Sie schreitet selig auf den trübsten Wegen,
In eigner Brust des...
Otto von Leixner
Halbtraum
Um mich ist tiefe, dunkle Nacht,
Da denke ich der Lieben mein,
Und schau', da treten alle sie
Gar sacht und still zu mir herein.
Das Mütterchen, das treue kommt,
Auf meines Mädchens Arm gelehnt;
Sie fühlten ja, wie sich mein Herz
So schmerzlich heiß nach ihnen sehnt.
Ich halte beider Hände fest,
So froh, wie ein beschenktes Kind,
Bis mir vor lauter, lauter Glück
Die Augen zugefallen sind.
Otto von Leixner
Abends
Abends, wenn die Glocken gehen,
Wird um's Herz mir doppelt schwer;
Nach der Teuren will ich sehen,
Aber ihr Gemach ist leer.
War mir's doch, ich hörte Rauschen
Nebenan erst noch ihr Kleid,
Gleich als käme sie zu lauschen
Meinem Seufzer, meinem Leid.
Doch sie kommt nicht, mir zu reichen
Treubesorgt die liebe Hand,
Sanft die Thränen mir zu streichen
Von der Wimper heißem Rand.
Und ich starr' aus ödem Zimmer
Schmerzvoll nach des Westens Rot.
Meine Trösterin kommt nimmer,
Nun erst glaub'...
Karl Gottfried Ritter von Leitner
Im Abendrot
O wie schön ist Deine Welt,
Vater, wenn sie golden strahlet,
wenn Dein Glanz herniederfällt
und den Staub mit Schimmer malet,
wenn das Rot, das in der Wolke blinkt,
in mein stilles Fenster sinkt.
Könnt ich klagen? könnt ich zagen?
irre sein an Dir und mir?
Nein, ich will im Busen tragen
Deinen Himmel schon allhier,
und dies Herz, eh es zusammenbricht,
trinkt noch Glut und schlürft noch Licht.
Karl G. Lappe
Nach Liebe dürstet mein Herz,
nach Liebe sehnt sich mein Mut,
nach Liebe seufzet mein Mund:
O Liebe, komm!
Die Sonne freuet mich nicht,
der Mond erquicket mich nicht,
die Sterne locken mich nicht:
Weil Liebe fehlt!
In Trauern lebe ich hin,
in Tränen schmachte ich hin,
in Trübsal sterbe ich hin:
Bis Liebe naht!
Julius Langbehn
Aus deiner Liebe ...
Aus deiner Liebe kommt mir solch ein Segen,
Sie macht mein Herz so sorglos und so fest,
Ich kann so ruhig mich drin niederlegen,
Wie sich ein Kind dem Schlafe überlässt.
Ich geh dahin von Zuversicht getragen,
Seit neben deiner meine Seele schweift;
So, wie man wohl an schönen Sommertagen
Durch reife Ährenfelder sinnend streift.
Da gleiten sanft die Finger über Blüten
Und Halme hin, wie eine Mutter pflegt,
Und alles Leben möchte...
Hedwig Lachmann
Zu spät
Hab' an die Dornen nicht gedacht,
Als ich die Rose brach,
Die Blätter sanken über Nacht,
Der Dorn mich blutig stach.
Hab' an den Winter nicht gedacht
Im Frühlings-Sonnenstrahl,
Nun schwand die duft'ge Blumenpracht
Und öd' ist's allzumal.
Hab' an das Scheiden nicht gedacht,
Als ich mein Lieb umfing,
Nun kommt der Trennung kalte Nacht,
Die Rosenzeit verging.
Daß ich an's Ende nicht gedacht,
Das macht mir bittern Schmerz,
Das Leid ist kommen über Nacht,
Und bricht mir nun das Herz.
Auguste Kurs
Amselpaar
Da fliegt ein schwarzer Vogel auf,
Ein schwarzer Vogel fliegt dazu;
Das ist des Lebens süßer Lauf –
Die ganze Welt ist du und du.
O du mein armes Vögelein
Im ungesellten Neste dort,
Wann werden wir beisammen sein,
Und fliegen auf und fliegen fort?
Geduld, Geduld; die Zeit vergeht,
Doch kommt sie auch! Das ist mein Trost;
Und wenn das Herz nicht stille steht,
Die Zeit hat keinen Rost!
Ferdinand Kürnberger