Herz Zitate (Seite 50)
Was unabwendbar auch im raschen Flug der Zeiten
Das wechselnde Verhängnis jedem bringt,
Ob heit're Tage sich, ob trübe sich verbreiten,
Des Lebens Wohlfahrt steiget oder sinkt –
Ein Glaube ist's, nach dem der Weise handelt,
Und eine Hoffnung, der sein Herz sich weiht:
Vertrau' auf den, der in Gewittern wandelt
Und mild im Sonnenstrahl erfreut!
Er winkt! Sein Sturm erwacht, und seine Blitze fliegen,
Der Donner rollt, es bebt der Hochgebirge Schoß,
Die Eiche stürzt, doch die Orkane wiegen
Der...
Siegfried August Mahlmann
Die Sonne will sterben. Es trübt sich mein Blick.
Die Seele ahnt sehnend ihr künftig Geschick.
Es taucht hinter Wolken die strahlende Glut
Des sterbenden Lichtes in schlummernde Flut.
Wie schön ist des Glutballs fliegender Tod!
Die dämmernden Höhen in Purpur er taucht,
Die schimmernden Wellen sein Kuß überhaucht…
Da stirbt in den Wassern die schweigende Pracht,
Der Himmel erlischt und bedeckt sich mit Nacht.
Mein Herz ist von bebender Wehmut geschwellt:
Ich sah dort versinken – Die Heimat der...
John Henry Mackay
Vater, Mutter, alle goldnen Lehren,
Die du gibst der Tochter und dem Sohn,
Werden sie mit tauben Ohren hören,
Sprächest du sie auch im flehnden Ton,
Schriebst du sie mit Thränen und mit Schmerz
Auch als Flammenschrift tief in ihr Herz, –
Sie verlöscht! – Umsonst ist alles Bitten, Flehn,
Wenn sie anders handeln dich als reden sehn!
Johann Dietrich Lüttringhaus
Das Wunderbarste unterm Himmelszelt,
Das Unerforschlichste in dieser Welt,
In dessen Tiefen nie ein Sterblicher geschaut,
Das der nur kennt, der's Wunderwerk gebaut;
Das All im All, das Tröpfchen Blut,
Drin wacht und ruht
Das tiefste Leid, die höchste Lust:
Es ist das Herz in einer Menschenbrust!
Johann Dietrich Lüttringhaus
Einsamkeit
Einsamkeit, in deiner Blüte
duftet nicht der Erde Glück,
Nimmer gibst du dem Gemüte,
Was verloren ist, zurück.
Aber unbekannte Schauer
Lockst du aus verborgner Trauer
Durch des Geistes Macht hervor,
Und sie ziehn nach fremden Sternen,
Nach dem Licht der erdenfernen
Ewigkeit das Herz empor.
Einsam spricht des Herzens Pochen,
Was die Lippe nie gesprochen.
Hieronymus Lorm
Ein leises Lied, ein stilles Lied
Alle Birken grünen in Moor und Heid,
jeder Brambusch leuchtet wie Gold,
Alle Heidlerchen dudeln vor Fröhlichkeit,
jeder Birkhahn kullert und tollt.
Meine Augen, die gehen wohl hin und her
auf dem schwarzen, weißflockigen Moor,
auf dem braunen, grünschäumenden Heidemeer
und schweben zum Himmel empor.
Zum Blauhimmel hin, wo ein Wölkchen zieht
wie ein Wollgrasflöckchen so leicht,
und mein Herz, es singt sein leises Lied,
das auf zum Himmel steigt.
Ein leises...
Hermann Löns
Frühlingssegen
Mein Herz, aus goldnen Jugendtagen,
Aus glücklicher Vergangenheit
In grünes Laub ist's ausgeschlagen,
Da lebt's und atmet und gedeiht.
Die Sehnsucht aber, die ich hatte,
Und mancher wundersüße Traum,
Sie säuseln jetzt im Lindenblatte
Und flüstern in dem Tannenbaum.
Ich lebe, wo die Finken schlagen,
Man kann mich in der Blütezeit
Nach Haus in einem Zweige tragen,
Gefangen bin ich und befreit.
Es bringt mir in der Morgenkühle
Des Sonntags reine Himmelslust
Die längst...
Hermann Ritter von Lingg