Herz Zitate (Seite 37)
Volksweise
Mich rührt so sehr
böhmischen Volkes Weise,
schleicht sie ins Herz sich leise,
macht sie es schwer.
Wenn ein Kind sacht
singt beim Kartoffeljäten,
klingt dir sein Lied im späten
Traum noch der Nacht.
Magst du auch sein
weit über Land gefahren,
fällt es dir doch nach Jahren
stets wieder ein.
Rainer Maria Rilke
Die Irren
Und sie schweigen, weil die Scheidewände
weggenommen sind aus ihrem Sinn,
und die Stunden, da man sie verstände,
heben an und gehen hin.
Nächtens oft, wenn sie ans Fenster treten:
plötzlich ist alles gut.
Ihre Hände liegen im Konkreten,
und das Herz ist hoch und könnte beten,
und die Augen schauen ausgeruht
auf den unverhofften, oftenstellten
Garten im beruhigten Geviert,
der im Widerschein der fremden Welten
weiterwächst und niemals sich verliert.
Rainer Maria Rilke
Natur ist glücklich…
Natur ist glücklich. Doch in uns begegnen
sich zuviel Kräfte, die sich wirr bestreiten:
wer hat ein Frühjahr innen zu bereiten?
Wer weiß zu scheinen? Wer vermag zu regnen?
Wem geht ein Wind durchs Herz, unwidersprechlich?
Wer faßt in sich der Vogelflüge Raum?
Wer ist zugleich so biegsam und gebrechlich
wie jeder Zweig an einem jeden Baum?
Wer stürzt wie Wasser über seine Neigung
ins unbekannte Glück so rein, so reg?
Und wer nimmt still und ohne Stolz die Steigung
und hält...
Rainer Maria Rilke
er wollte nie
er wollte sich nie
in die herzen graben
ein flacher, klarer abdruck
war ihm tief genug
er wollte sich nie
in die herzen wühlen
in seinen augen
off'ner selbstbetrug
er wollte nie, daß
and're mit ihm fühlen
um die gefahr zu wissen
war er klug genug
nie konnte er
ein fremdes herz
zum feinde haben
sein eig'nes leben war es
das ihm kerben schlug
Wolfgang J. Reus
ad astra ?
die kinder der sterne
sind immer noch
auf der reise durchs nichts
die zeit der lyriden
ist längst vorbei
die draconiden
beherrschen den himmel
und schicken uns
ihre silbrigen grüße
vergiß nicht
dir etwas zu wünschen
ganz fest und heiß
damit dir
in der zeit der quadrantiden
das herz nicht gefriert
und die nornen
sitzen zu gericht
unter der weltesche yggdrasil
seit undenklicher zeit
Wolfgang J. Reus
Aufenthalt
Rauschender Strom,
Brausender Wald,
Starrender Fels
Mein Aufenthalt.
Wie sich Welle
An Welle reiht,
Fließen die Tränen
Mir ewig erneut.
Hoch in den Kronen
Wogend sich's regt,
So unaufhörlich
Mein Herze schlägt.
Und wie des Felsen
Uraltes Erz,
Ewig derselbe
Bleibet mein Schmerz.
Ludwig Rellstab
Leise flehen meine Lieder
Durch die Nacht zu dir;
In den stillen Hain hernieder,
Liebchen, komm zu mir!
Flüsternd schlanke Wipfel rauschen
In des Mondes Licht,
Des Verräters feindlich Lauschen
Fürchte, Holde, nicht!
Hörst die Nachtigallen schlagen?
Ach, sie flehen dich,
Mit der Töne süßen Klagen
Flehen sie für mich.
Sie verstehn des Busens Sehnen,
Kennen Liebesschmerz,
Rühren mit den Silbertönen
Jedes weiche Herz.
Laß auch Dir die Brust bewegen,
Liebchen höre mich,
Bebend harr' ich dir...
Ludwig Rellstab
Frühlingsspaziergang
Der Tag ist frisch,
die Sonne treibt Kosmetik
und streichelt dir die blasse Haut.
Der Frühling deckt den Tisch,
die Lebenslust steigt stetig
und Kirschbaumknospen warten auf die Braut.
Noch hüllt ein zarter Dunst das Grün der Wiesen.
Der Bäume Kronen sind noch licht.
Und dennoch kannst du schon genießen
die Krokuspracht, die durch die Scholle bricht.
Die Sonne dominiert in ein paar Wochen,
du atmest wieder optimistisch auf.
Die Knospen sind dann alle aufgebrochen.
Die...
Klaus Reißig
Ach du klarblauer Himmel
und wie schön bist du heut
möcht ans Herz gleich dich drücken
vor Jubel und Freud
Aber's geht doch nicht an
denn du bist mir zu weit
und mit all meiner Freud'
was fang ich doch an?
Ach, du lichtgrüne Welt
und wie strahlst du vor Lust
und ich möcht mich gleich werfen
dir voll Lieb an die Brust
aber's geht doch nicht an
und das ist ja mein Leid
und mit all meiner Freud'
was fang ich doch an?
Und da sah ich mein Lieb
unterm Lindenbaum stehn
war so klar wie der Himmel
wie...
Robert Reinick