Heimat Zitate (Seite 6)
In der Fremde
Schon bin ich müd zu reisen,
Wär's doch damit am Rand,
Vor Hören und vor Sehen
Vergeht mir der Verstand.
So willst Du denn nach Hause?
O nein! Nur nicht nach Haus!
Dort stirbt des Lebens Leben
Im Einerlei mir aus.
Wo also willst Du weilen?
Wo findest Du die Statt?
O Mensch, der nur zwei Fremden
Und keine Heimat hat.
Franz Grillparzer
Denk' an den Tod!
Denk' an den Tod
Mit seinen Schauern und mit seinen Schrecken!
Erschütternd tönt sein Wort, dich aufzuwecken,
Eh deinen Staub des Grabes Dunkel decken –
Denk' an den Tod!
Denk' an den Tod
Mit seinen Freuden und mit seinen Wonnen!
Beseligend, wenn Gram und Leid zerronnen,
Enthüllt er dir der ew'gen Heimat Sonnen –
Denk' an den Tod!
Johann Peter Glöckner
Ich will in die Sonne sehn
Ich will in die Sonne sehn, wenn ich sterbe,
wie sie in brennenden Wolken verloht…
ich will mit der Sonne gehn, wenn ich sterbe,
in sommerflammendem Abendrot.
Die Fenster auf! dort drüben ist meine
Heimat und nicht in eurer Nacht und Not!
Ich will in die Sonne sehn, wenn ich sterbe,
und sinken gleich ihr in strahlendem Tod.
Cäsar Otto Hugo Flaischlen
Bis an die Grenzen
Ich möchte
bis an meine Grenzen gehen,
um meine Liebe zu dir
auszuloten.
Ich möchte
bis an deine Grenzen gehen,
um deiner Liebe zu mir
in die Augen schauen zu können.
Ich möchte mit dir
bis an unsere Grenzen gehen,
um einander
besser verstehen zu können
und füreinander
Heimat zu werden.
Ernst Ferstl
Sehnsucht im Herbst
O welch ein Lied mit süßen Heimatsklängen,
Welch ein Akkord voll Glück und Schmerz,
Als ob die Nachtigallen alle sängen,
Erregt aufs Neue mir das Herz!
Ihr Nachtigallen, könnt ich mit euch ziehn!
Mich zieht es hin zu jenen linden Lüften,
Wie es den Vogel nach dem Maimond zieht,
Zu Lorbeerhainen, ach zu Sonnentriften!
Mein Vaterland ist, wo der Frühling blüht,
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht!
Mein Sinn, mein – Trübsinn nach der Heimat steht!
O lockend Lied, wer ist...
Ludwig Eichrodt
Der Pilot
Glaube stehet still erhoben
Überm mächt'gen Wellenklan,
Lieset in den Sternen droben
Fromm des Schiffleins sichern Gang.
Liebe schwellet sanft die Segel,
Dämmernd zwischen Tag und Nacht
Schweifen Paradieses Vögel,
Ob der Morgen bald erwacht?
Morgen will sich kühn entzünden,
Nun wird's mir auf einmal kund;
Hoffnung wird die Heimat finden
Und den stillen Ankergrund.
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Aus der Heimat hinter den Blitzen rot,
Da kommen die Wolken her,
Aber Vater und Mutter sind lange tot,
Es kennt mich dort keiner mehr.
Wie bald, wie bald kommt die stille Zeit,
Da ruhe ich auch und über mir
Rauschet die schöne Waldeinsamkeit,
Und keiner mehr kennt mich auch hier.
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Auf der Reise
Nach Li-tai-po
Vor meinem Lager liegt der helle
Mondschein auf der Diele;
mir war, als fiele
auf die Schwelle
das Frühlicht schon,
mein Auge zweifelt noch.
Und ich hebe mein Haupt und sehe,
sehe den hellen Mond
in seiner Höhe
glänzen. Und ich senke,
senke mein Haupt – und denke
an meine Heimat …
Richard Fedor Leopold Dehmel
Den Griechen
Das Inselmeer zertrümmert eine Sonne,
In zärtlicher Umblauung, jeden Tag,
Beschenkt mir ihren Splittern Wald und Hag,
Beschert auch uns Verwundertheit und Wonne.
Der Mann durchgoldet froh die kühle Tonne
Mit Saft, der Plage mundendem Ertrag:
Er stärke ihn vom Palikaren-Schlag,
Die Söhne auch, als kommende Kolonne!
Reicht heitre Griechensonne mir im Becher!
Der Trank ist stark: ihr Gastlichen habt Dank!
Zu euch gehört der Fremdling bald als Zecher.
Des Weines Heimat feiern wir mit...
Theodor Däubler
Ich bin der Herr, der allmächtige Gott,
Ruft's aus der Wolke, säuselt's im Thal;
Wandle vor mir, so ist mein Gebot,
Fromm und demütig in Lust und Qual;
Von meiner Sonne erglänzet dein Pfad,m
Dir leuchtet mein Sternenheer;
Die grünet der Wald und die wogende Saat,
Dir braust mein unendliches Meer.
Dich hab' ich zum Hüter und Herrscher bestellt,
In meiner grünenden prangenden Welt,
Und all' ihre Wunder predigen dir:
"Ich bin der Allmächtige, wandle vor mir!"
Fromm in der heiligen Nacht;
Fromm,...
Karoline von Dankelmann
Was fragst du den Mann
Was fragst du den Mann
Nach Heimat und Haus?
Er hat sie nicht –
Du horchest nach Vater
Und Mutter ihn aus,
Er kennt sie nicht.
Was fragst du den Mann
Nach Kind und Weib?
Er klagt doch nicht,
Daß sie ihn verließ
Mit Seele und Leib
Um einen Wicht …
Was fragst du den Mann
Nach seinem Gott?
Er suchte Licht! –
Warum blieb es dunkel
In Elend und Spott?
Er weiß es nicht.
Ada Christen
Heimkehret fernher, aus den fremden Landen,
In seiner Seele tief beweget der Wanderer;
Er legt von sich den Stab und knieet nieder,
Und feuchtet deinen Schoß mit stillen Tränen,
O deutsche Heimat! – Woll' ihm nicht versagen
Für viele Liebe nur die eine Bitte:
Wann müd' am Abend seine Augen sinken,
Auf deinem Grunde laß den Stein ihn finden,
Darunter er zum Schlaf sein Haupt verberge.
Adelbert von Chamisso