Haus Zitate (Seite 9)
Die heilige Nacht
So ward der Herr Jesus geboren
Im Stall bei der kalten Nacht.
Die Armen, die haben gefroren,
Den Reichen ward's warm gemacht.
Sein Vater ist Schreiner gewesen,
Die Mutter war eine Magd.
Sie haben kein Geld nicht besessen,
Sie haben sich wohl geplagt.
Kein Wirt hat ins Haus sie genommen:
Sie waren von Herzen froh,
Daß sie noch in Stall sind gekommen.
Sie legten das Kind auf Stroh.
Die Engel, die haben gesungen,
daß wohl ein Wunder gescheh'n.
Da kamen die Hirten gesprungen
Und...
Ludwig Thoma
Begräbnis
Im Hinterhaus starb ein armes Weib;
Nun kommt man zu bergen den welken Leib,
Der Leichenwagen fährt vor.
Zwei Kinder bleiben voll Neugier stehn,
Das neue, erste Schauspiel zu sehn,
Am zugigen, offenen Tor.
Noch mancher kommt. Eine Menschenschar
Drängt vor dem Haus sich, das Jahr für Jahr
Der Alten Elend barg …
Im Leben ging alles an ihr vorbei!
Nun warten geduldig in dichter Reih'
So viele auf ihren – Sarg.
Gisa Tacchi
Wenn es draußen kälter wird
Wenn es draußen
kälter wird
und das Dunkel
früh dein Haus erreicht,
brauchst du etwas,
das dir Licht schenkt,
das dein Herz erfreut
und wärmt:
Den Schimmer einer flackernden Kerze,
ein gutes Glas Wein,
ein tröstendes Wort
oder – ganz einfach –
ein Lächeln aus Kinderaugen.
Ingrid Streicher
Ein Bettelkind
Zürnt mir nicht, verehrte Frau,
Daß auch ich Euch gratuliere!
Armut ist ein schlechter Gast,
Furchtsam tret ich in die Türe.
Draußen stand ich, und ich sah
Alle Fenster hell erleuchtet;
Und ich dachte, wie so oft
Ihr mir milde Gabe reichtet.
Gönnt nur einen Augenblick,
Mich an Eurem Glück zu weiden!
Schwester weint zu Haus nach Brot –
...
Theodor Storm
Sommermittag
Nun ist es still um Hof und Scheuer,
Und in der Mühle ruht der Stein;
Der Birnenbaum mit blanken Blättern
Steht regungslos im Sonnenschein.
Die Bienen summen so verschlafen;
Und in der offnen Bodenluk',
Benebelt von dem Duft des Heues,
Im grauen Röcklein nickt der Puk.
Der Müller schnarcht und das Gesinde,
Und nur die Tochter wacht im Haus;
Die lachet still und zieht sich heimlich
Fürsichtig die Pantoffeln aus.
Sie geht und weckt den Müllerburschen,
Der kaum den schweren Augen...
Theodor Storm
An die Freunde
Wieder einmal ausgeflogen,
Wieder einmal heimgekehrt;
Fand ich doch die alten Freunde
Und die Herzen unversehrt.
Wird uns wieder wohl vereinen
Frischer Ost und frischer West?
Auch die losesten der Vögel
Tragen allgemach zu Nest.
Immer schwerer wird das Päckchen,
Kaum noch trägt es sich allein;
Und in immer engre Fesseln
Schlinget uns die Heimat eln.
Und an seines Hauses Schwelle
Wird ein jeder festgebannt;
Aber Liebesfäden spinnen
Heimlich sich von Land zu Land.
Theodor Storm
Im bunten Zug zum Walde ging's hinaus.
Du bei den Kindern bliebst allein zu Haus.
Und draußen haben wir getanzt, gelacht,
und kaum, so war mir, hatt' ich dein geacht.
Nun kommt der Abend, und die Zeit beginnt,
wo sich selbst die Seele besinnt;
nun weiß ich auch, was mich so froh ließ sein,
du warst es doch und du nur ganz allein.
Theodor Storm
Natur und Krieg
Hier, wo Gottes Sonne scheint,
Welch ein emsig Weben!
Eine tiefe Leitung eint
Jedes Widerstreben.
Und dem Krieg erklärt den Krieg
Alles was empfindet,
Treu dem Geiste, der den Sieg
Jedem Krieg entwindet.
Herrsche bald in Haus und Feld,
Freundliches Jahrhundert,
Wo sein Roß der Waffenheld
Schwenket unbewundert;
Wo zu mildgeführtem Streit
Tönt des Krieges Plage,
Wie aus der Vergangenheit
Eine grause Sage!
Johann Fercher von Steinwand
Du liebe Erde
Du liebe Erde,
geschmückte Wiege, bekränztes Grab,
ach, wie lieb, wie lieb ich dich hab.
Kann denn der Himmel viel schöner sein?
Sieh doch, die Wunder, die vielen,
Engel mit deinen Blumen spielen.
Sonne, du hast sie freudig geweckt,
hast sie mit roten Rosen besteckt,
sie breitet die güldenen Tücher aus.
O Freude – noch bin bei dir ich zu Haus.
Wilhelm August Theodor Steinhausen
Reinigung
Lösche alle deine Tag' und Nächte aus!
Räume alle fremden Bilder fort aus deinem Haus!
Laß Regendunkel über deine Schollen niedergehn!
Lausche: dein Blut will klingend in dir auferstehn! –
Fühlst du:
schon schwemmt die starke Flut dich neu und rein,
Schon bist du selig in dir selbst allein
Und wie mit Auferstehungslicht umhangen –
Hörst du: schon ist die Erde um dich leer und weit
Und deine Seele atemlose Trunkenheit,
Die Morgenstimme deines Gottes zu umfangen.
Ernst Maria Richard Stadler