Gott Zitate (Seite 92)
Der Sämann streut die reiche Saat
Still hoffend in die lockre Erde;
Sein ist der Wille, sein die That,
Gott weiß, ob sie entkeimen werde.
Ja, hoffe still und streue fort,
Streu aus nimmermüden Händen,
Ob sie verweht, ob sie verdorrt,
Du darfst dein Säen drum nicht enden,
Und frag' nicht, wann ein Frühlingsblick
Die Saat dir reift mit lindem Lichte,
Denn Gott vollendet dein Geschick;
Dein ist die Saat, sein sind die Früchte!
Hermann Kletke
Der höhere Friede
Wenn sich auf des Krieges Donnerwagen
Menschen waffnen, auf der Zwietracht Ruf,
Menschen, die im Busen Herzen tragen,
Herzen, die der Gott der Liebe schuf:
Denk' ich, können sie doch mir nichts rauben,
Nicht den Frieden, der sich selbst bewährt,
Nicht die Unschuld, nicht an Gott den Glauben,
Der dem Hasse wie dem Schrecken wehrt;
Nicht des Ahorns dunkelm Schatten wehren,
Daß er mich im Weizenfeld erquickt,
Und das Lied der Nachtigall nicht stören,
Die den stillen Busen mir...
Heinrich von Kleist
Maylied
Der Schnee zerrinnt,
Der May beginnt,
Die Blüthen keimen
Den Gartenbäumen,
Und Vogelschall
Tönt überall.
Pflückt einen Kranz,
Und haltet Tanz
Auf grünen Auen,
Ihr schönen Frauen,
Pflückt einen Kranz,
Und haltet Tanz.
Wer weiß, wie bald
Die Glocke schallt,
Da wir des Mayen
Uns nicht mehr freuen,
Wer weiß, wie bald
Sie, leider, schallt.
Drum werdet froh,
Gott will es so,
Der uns das Leben
Zur Lust gegeben,
Genießt der Zeit,
Die Gott verleyht.
Ludwig Heinrich Christoph Hölty
O Welt, ich muß dich lassen,
Ich fahr dahin mein Straßen
Ins ewig Vaterland;
Mein Geist will ich aufgeben,
Dazu mein Leib und Leben
Setzen in Gottes Hand.
Mein Zeit ist nun vollendet,
Der Tod das Leben schändet,
Sterben ist mein Gewinn:
Kein Bleiben ist auf Erden
Das Ewig muß mir werden,
Mit Fried fahr ich dahin.
Ob mich gleich hat betrogen
Die Welt, von Gott abgezogen
Durch Schand und Büberei:
Will ich doch nit verzagen,
Sondern mit Glauben sagen,
Daß mir vergeben sei.
Johann Hesse
So schlage fröhlich, denn, mein Herz, du schlägst
Im Quell der Lieb', und dieser schlägt in dir!
Auf, atme frei, mein Geist, du atmest nicht
Im Erdendunst, du atmest Äther - Gott!
Und schiffe froh, mein Schiff des Lebens! Sturm
Und Welle machen dir nichts; dein Hafen ist,
Dein Anker, selbst dein Schiffbruch ist in Gott!
Johann Gottfried von Herder
Müde bin ich, geh' zur Ruh',
Schließe beide Äuglein zu.
Vater laß die Augen dein
Über meinem Bette sein.
Hab ich Unrecht heut getan!
Sieh' es lieber Gott, nicht an!
Deine Gnad' und Jesu Blut
Macht ja allen Schaden gut.
Alle, die mir sind verwandt,
Gott laß ruhn in deiner Hand.
Alle Menschen groß und klein,
Sollen dir befohlen sein.
Kranken Herzen sende Ruh,
Nasse Augen schließe zu,
Laß den Mond am Himmel steh'n
Und die stille Welt beseh'n.
Louise Hensel
Während ich nach andrer Leute,
Andrer Leute Schätze spähe,
Und vor fremden Liebestüren
Schmachtend auf- und niedergehe:
Treibts vielleicht die andren Leute
Hin und her an andrem Platze,
Und vor meinen eignen Fenstern
Äugeln sie mit meinem Schatze.
Das ist menschlich! Gott im Himmel
Schütze uns auf allen Wegen!
Gott im Himmel geb uns Allen,
Geb uns Allen Glück und Segen!
Heinrich Heine
Solidität
Liebe sprach zum Gott der Lieder,
Sie verlange Sicherheiten,
Ehe sie sich ganz ergebe,
Denn es wären schlechte Zeiten.
Lachend gab der Gott zur Antwort:
Ja, die Zeiten sich verändern,
Und du sprichst jetzt wie ein alter
Wuchrer, welcher leiht auf Pfändern.
Ach, ich hab nur eine Leier,
Doch sie ist von gutem Golde.
Wieviel Küsse willst du borgen
Mir darauf, o meine Holde?
Heinrich Heine
Vor Freude will ich singen
Vor Freude will ich singen,
Weil's mir jetzt tut gelingen.
Denn die ich hab begehrt,
Die hat mir Gott beschehrt.
Der ich mich hab ergeben,
Mit ihr in Freud zu leben.
Sie hat mein Herz besessen,
Kann ihrer nicht vergessen.
Ich hab oft großes Leiden,
Jetzt ist's verkehrt in Freuden.
Was lang ich hab begehrt,
Das ist mir jetzt gewährt.
All's Trauren will ich meiden,
Ob mich gleich viel drum neiden,
Was Gott ein'm tut bescheren,
Kann ihm kein Mensch verwehren.
Hans Leo Haßler von Roseneck
Nur Eines kann ich!
Gedenk' ich dein, kann ich nichts And'res thun,
Nun will mein Herz, daß dein ich stets gedenke!
Die Seel' ist thätig, mag die Hand d'rum ruhn,
Gedank' an dich hat himmlische Geschenke.
Wenn Gott die Liljen, die nicht sä'n, nicht erndten,
Die nichts gelernt, in seiner Huld ernährt,
Wird Denen, die von Sehnsucht leben lernten,
Des Heilands Spruch gewißlich auch bewährt;
D'rum denk' ich dein, und ewig denk' ich dein,
Das And're all mag Gott empfohlen seyn!
Friedrich Wilhelm Gubitz
Der Mensch fiel von Gott ab, die Sterne nicht,
Drum ist in Sternen Wahrheit, im Gestein,
In Pflanze, Tier und Baum, im Menschen nicht.
Und wer's verstünde still zu sein wie sie,
Gelehrig fromm, den eignen Willen meisternd,
Ein aufgespannhtes, demutsvolles Ohr,
Ihm würde leicht ein Wort der Wahrheit kund,
Das durch die Welten geht aus Gottes Mund.
Franz Grillparzer
Mein Gebet
Herr Gott, deß Werde
Rief diese Erde!
Vater im Himmel;
In jeder Menschenbrust,
Im blumigen Gewimmel
Der Frühlingslust,
Auf der Berge Gipfel,
In der Bäume Wipfel,
Droben im Sternenheer,
Unten im Weltenmeer,
Überall lebst du,
Überall webst du!
Im Waldes Rauschen,
Beim Liebetauschen,
Aus des Donners Schall,
Aus dem Liede der Nachtigall,
Am stillen Grabe dort,
Aus freien Mannes Wort,
In der stummen Nacht
Und wo man herzt und lacht
Sprichst Du mich an und tröstest mich!
Herr Gott, ich...
Adolf Glaßbrenner