Gott Zitate (Seite 91)
Ewigkeiten
Es spielen blonde Kinder an dem Meer,
die blauen Blicke leise zu mir gleiten,
die blauen Wogen schenken Muscheln her,
wenn sie zurück vom Meeresstrande schreiten.
Es schenkt das Kind – was eine Unschuld gibt:
den Dankesblick, der Gott und Erde liebt.
Ich sehe Gott im Kinderaugenglanz,
ich höre ihn in stetem Wogenrauschen,
und jetzt erst fasse ich sein Wunder ganz:
Ich sehe Ewigkeiten Schätze tauschen!
und jene Frage ist für mich vorbei,
in welcher Ewigkeit er größer sei.
Anton Renk
Ich höre leis' den Baum mich fragen:
"Was ist dein Herz so gramverstimmt?
Ich will ja auch darum nicht klagen,
Daß mir der Herbst die Blätter nimmt.
Denn wie mir Gott zur rechten Stunde
Die Blätter nimmt und wieder leiht,
So schlägt und heilt des Herzens Wunde
Auch dir dein Gott zur rechten Zeit!"
Oskar Freiherr von Redwitz
Siehst du wie die Blumen sprießen,
siehst du wie die Bächlein fließen
oder sich der Baum dort wiegt
in des Windes zartem Hauch?
Spürst du ihn, den Lebenshauch?
Nenn' ihn Freiheit,
nenn' ihn Leben
nenn' ihn Gottes reichen Segen.
Namen können nicht beschreiben
dieses wundersame Treiben,
das den Mensch zum Menschen macht.
Und es kommt ganz unbedacht!
Du kannst all dieses auch erfühlen,
mußt nur wenden dich von kühlen –
zu dem warmen, off'nen Leben,
dann wird Gott auch dir dies geben.
Irina Rauthmann
Fülle
Siehst du wie die Blumen sprießen,
wie die klaren Bächlein fließen,
wie die Vögel munter singen
und die Bäume sanft sich schwingen
in des Windes zartem Hauch,
spürst du all dies heute auch?
Sei bewußt dir der Geschenke,
und dabei an Gott stets denke.
Danke ihm für all die Gaben
und laß daran die Seel sich laben.
Alles was sein Herz begehrt,
fließt dem zu,
der Gott stets ehrt.
Irina Rauthmann
Seelenkampf
Zwei Stimmen kommen nie zur Ruh',
Der Seelenkampf währt unergründet:
Es gibt Vernunft den Gott nicht zu,
Den Liebe träumt und laut verkündet.
Du hast dem Zwist dein Ohr gegeben.
Es ist mein traurig' Los, wie deins,
Mit diesem Widerstreit zu leben.
"Kein Vater leitet diese Welt",
Sagt der Verstand, der urteilsschroffe,
"Hier, wo das Böse recht behält",
Da spricht das Herz: "Ich glaub' und hoffe."
Mit etwas Liebe kommt man weit.
Hoff' auch und glaub' ihn, den ich preise,
Ich spüre...
Sully Prudhomme
Als Gott den Mann erschuf, hat Finsternis
Umnachtet seiner Stirne Falten.
Ich weiß es nicht, warum? Die Finsternis
Ward zu des Himmels donnernden Gewalten.
Als Gott das Weib erschuf, da flossen sacht
Vom Auge ihm gerührte Zähren –
Du siehst sie glänzen noch jedwede Nacht,
Als Sterne hold das Firmament verklären.
Sándor Petöfi
Leid
Naht dein Lebensende?
Dies liegt in Gottes Hände.
Du bist so schmal und schwach,
behutsam und bedacht
streichle ich dein Gesicht und deine Hände.
Deine traurigen Augen sprechen Bände.
Ich kann es nicht fassen –
willst du mich wirklich verlassen?
Dein Leiden erdrückt mein Herz,
es ist ein grausamer Schmerz.
Ich kann und darf dich nicht halten
und lasse Gott walten!
Karin Obendorfer
Zum Muttertag
Kostbarer als alle Edelsteine auf Erden,
bist du mir mein treues Mutterherz.
Dir allein verdanke ich mein Sein und Werden,
heilst mir mit Herzensgüte meinen Schmerz.
Gemeinsame Stunden voller Freud und Leid -
stets gingen wir zusammen durch all diese Zeit.
Wertvoller als alle Diamanten auf dieser Welt,
bist du mir, weil du immer zu mir hältst.
Du bist mir wie ein strahlender Stern am Himmelszelt,
der stets meine Seele mit großer Hoffnung erhellt.
So möge dich Gott beschützen auf...
Natunika
Und manchmal wissen wir's:
's klopft jemand an,
Der Brüder einer, müder Wandersmann.
Wir wissen, jemand steht in Nacht und Graus,
Und seines Klopfens Hallen ist im Haus.
Sein zagend Flehen dringt zu uns herein:
Im Namen Gottes, Brüder laßt mich ein!
Und hören stumm sein Klopfen, seine Bitte.
Zu Tür und Riegel braucht's nur dreier Schritte,
Nur dreier Worte braucht's: Komm Bruder, du!
Sie bleiben ungesprochen und die Tür bleibt zu.
Und jener Wandrer geht, wie er gekommen. –
Dann horchen wir,...
Conrad Ferdinand Meyer
Merkur und Amor
Zu dem Merkur sprach einst der Gott der Liebe:
"Du bist der Gott der Krämer und der Diebe
Und der Beredsamkeit. Mein Freund,
Wie hast du alles das vereint?
In so verschiedenen Revieren
Mit Glück und Ehre zu regieren,
Dazu gehört Geschicklichkeit,
Dazu gehören seltne Gaben."
"Ja", sprach Merkur, "und sie zu haben
Braucht es Erfahrung, Müh' und Zeit.
Erst war ich nur der Handelschaft zu dienen
Vom Vater Jupiter ernannt.
Die Diebe fand ich unter ihnen,
Und sie vertrauten...
Johann Heinrich Merck
"Grüß Gott!" So sagt dir mancher Schuft,
Der sonst im Leben Gott nie ruft;
"Leb wohl!" mußt du von manchen hören,
Die um dein Wohl sich gar nicht scheren.
Verdammt, daß in so schönem Gruß
So viel Falschheit wohnen muß
Und viele dann am meisten lügen,
Wenn's Gegenteil in ihren Zügen!
Max Maurenbrecher
Hochgepriesen ist er,
Fromme Bücher liest er,
Hinaus in's Freie geht er,
Doch nichts von Gott versteht er,
Als Heuchler stets gefällt er,
Ehr' und Titel hält er,
Geheimen Luxus führt er.
Manch' sanftes Herz verführt er,
Von Gottes Gnaden spricht er,
Die höchsten Schwüre bricht er.
Wo er geht, da schleicht er.
Den frommen Schein bewacht er,
Das dumme Volk verlacht er.
Heinrich Martin
Es bringt euch alle Seligkeit
die Gott der Vater hat bereit’
daß ihr mit uns im Himmelreich
sollt leben nun und ewiglich.
So merket nun das Zeichen recht:
die Krippen, Windelein so schlecht.
Da findet ihr das Kind gelegt,
das alle Welt erhält und trägt.
Des laßt uns alle fröhlich sein
und mit den Hirten gehn hinein,
zu sehen, was Gott uns hat beschert,
mit seinem lieben Sohn verehrt.
Martin Luther