Gott Zitate (Seite 149)
Du, mein künftiges Sein, wie jauchz' ich dir entgegen.
Wie fühl' ich's in mir, wie klein ich bin!
Aber wie fühl' ich es auch,
Wie groß ich werde sein!
O du, die steigt zu dem Himmel hinauf,
Hoffnung, gegeben von Gott!
Ein kurzer, schneller, geflügelter Augenblick,
Er heißet Tod, dann werd' ich es sein!
Friedrich Gottlieb Klopstock
Ewige Ostern
Als sie warfen Gott in Banden,
Als sie ihn ans Kreuz geschlagen,
Ist der Herr nach dreien Tagen
Auferstanden.
Felder dorren. Nebel feuchten.
Wie auch hart der Winter wüte:
Einst wird wieder Blüt' bei Blüte
Leuchten.
Ganz Europa brach in Trümmer,
Und an Deutschland frißt der Geier, –
Doch der Frigga heiliger Schleier
Weht noch immer.
Leben, Liebe, Lenz und Lieder:
Mit der Erde mag's vergehen.
Auf dem nächsten Sterne sehen
Wir uns wieder.
Klabund
Durch all die Jahre, die ich durchgelebt,
Hab eines Bruders Freundschaft ich erstrebt,
Der unsern Freundschaftsbund nicht jählings ende,
Sein Wort nicht bräche, noch sich von mir wende.
Bei wieviel Freunden mußt' ich dann erfahren,
Daß alles eher sie als Brüder waren!
Und ach, wie oft, wie oft ersetzte wieder
Ich solche Brüder dann durch neue Brüder!
Zuletzt, als Jahr für Jahr mir so vergangen,
Sprach ich zu mir: Umsonst ist dein Verlangen.
Bei Gott, so lang noch dauert hier mein Leben,
Will...
Omar Khayyâm
Motto: Der Weg zur neuen Bildung geht
Von Humanität
Durch Nationalität
Zur Bestialität.
Zanket nicht, hetzet nicht.
Friedlich scheint das Sonnenlicht,
Laßt die Juden und die Christen
Ungekränkt ihr Leben fristen.
Zanket nicht, hetzet nicht,
Jedem schein das Sonnenlicht,
Lasst die Christen und die Juden,
Muselmänner, Botokuden;
Lasset alle ungestört,
Jede Feindlichkeit zerstört
Harmonien nah und fern!
Lobet alle Gott, den Herrn,
Dessen güt'ge Vorsicht hört
Solch Gezänke gar nicht gern!
Friederike Kempner
Die entlaufene Mutter
Kathinka aus Eurich lief davon
Dem Ehemann, dem Saufpatron.
Sie lief bis Malschwitz in toller Hast,
Dort machte sie müde am Hügel Rast.
Mit trübe geweinten Äugelein
Sah sie in Gottes Sonne hinein.
O Hanzo, Hanzo, mein lieber Sohn,
Hast du wohl jetzt dein Frühstück schon?
O Maja, Maja, du Blümlein rot,
Wer kocht dir heute dein Mittagbrot?
Und du, mein Merten, du Kleinster mein,
Wer singt dich heut in den Schlummer ein?
Da weinte sie laut, da stand sie auf
Und nahm gen...
Paul Keller
Wunsch
Was drinnen tief im Herzen jugendlichen Herzen
Von Gottes Hand geschrieben steht,
All' meine Freuden, alle Schmerzen,
Die ganze Liebe und mein gut Gebet,
Hab' ich in meine Bücher hingesungen,
Und ist der Sang, der so dem Mund entweicht,
Lebendig in ein ander Herz gedrungen,
So habe ich mein Ziel erreicht.
Paul Keller
Frühlingsglaube
Es wandert eine schöne Sage
Wie Veilchenduft auf Erden um,
Wie sehnend eine Liebesklage
Geht sie bei Tag und Nacht herum.
Das ist das Lied vom Völkerfrieden
Und von der Menschheit letztem Glück,
Von goldner Zeit, die einst hienieden,
Der Traum als Wahrheit, kehrt zurück.
Wo einig alle Völker beten
Zum Einen König, Gott und Hirt:
Von jenem Tag, wo den Propheten
Ihr leuchtend Recht gesprochen wird.
Dann wird's nur eine Schmach noch geben,
Nur eine Sünde in der Welt:
Des...
Gottfried Keller
O Diener, wo suchst du mich?
Sieh doch! Ich stehe neben dir.
Weder in Tempeln noch in Moscheen wohne ich.
Weder in der Kaaba noch in der Kâilas:
Weder in Riten noch Zeremonien,
noch in Yoga oder Entsagung.
Wenn du mich wahrhaftig suchst,
wirst du mich dort erblicken:
wirst du mich treffen im Nu.
Kabir sagt, o Sadhu!
Gott ist der Atem in allem Atem.
Kabir
Gebt! Auf daß Gott an eure Lieben denke,
Den Söhnen Kraft, den Töchtern Anmut schenke;
Daß euer Weinberg früchtebringend sei;
Daß Fülle herrsch' in euer Speicher Räumen;
Daß ihr euch bessert; daß in nächt'gen Träumen
Die Engel zieh'n an euch vorbei!
Gebt! Daß der Gottmensch hold sich zu euch neige,
Der Böse selber sich vor eurem Namen beuge,
Und euren Herd so Ruh' als Lieb' umfließt;
Daß in der letzten Stund' ihr habet gegen
All' eure Sünden den Gebetessegen
Des Armen, der im Himmel mächtig ist.
Victor Marie Hugo
Hat reich beschenkt dich dein Los,
Halt offen dem Guten dein Herz!
Sei einfach, gütig, bedacht!
Erschuf dich die Allmacht zu groß,
Mach kleiner dich selber zum Dank.
Und wisse, daß Gott sich dem
Erhebt, der selbst sich beugt.
Sei Diener dem, der dir dient!
Erkennst du je seinen Wert?
Denk, daß ihm Rechte verliehen,
Wie dir gegeben die Pflicht.
Geringe und Schwächlinge schone,
Sei ihnen ein Mensch,
Wie du ihn wünschest dir selbst.
Victor Marie Hugo