Glückliche Zitate (Seite 47)
Versöhnung
Tore der Freiheit auf! – Feinde von gestern,
nehmt unsre Hände hin, Brüder und Schwestern!
Arbeiter, Bauersmann, Bürger, Soldat –
eigenes Schicksal will eigenen Rat.
Glückliche Ernte will zeitige Saat.
Nieder die Grenzen, die uns geschieden!
Völkerfreiheit wirke das Band
ewiger Freundschaft von Land zu Land –
wirke der Völker ewigen Frieden.
Erich Mühsam
Ich war im Garten, wo sie all die Tiere
Gefangen halten; glücklich schienen viele,
in heitern Zwingern treibend muntre Spiele.
Doch andre hatten Augen, tote, stiere!
Ein Silberfuchs, ein wunderzierlich Wesen,
Besah mich unentwegt mit stillen Blicken;
Er schien so klug sich in sein Los zu schicken;
Doch konnte ich in seinem Innern lesen.
Und andre sah ich mit verwandten Mienen,
Und andre rastlos hinter starren …
Von wunder Liebe fühlt' ich mich erzittern,
Und meine Seele wurde eins mit ihnen.
Christian Morgenstern
Mit aller Kunst
Erhasch' die Gunst,
Die heute lacht;
Doch sei bedacht,
Daß alle Kunst
Nicht hält die Gunst,
Die über Nacht
Verliert die Pracht.
Drum üb' die Kunst
Wenn einst die Gunst
Eh' Du's gedacht,
Auf's Neu' erwacht;
Hält dann die Kunst
Dir fest die Gunst,
Die Ruhm und Macht
Dir hat gebracht, –
Dann ist die Kunst
Des Himmels Gunst,
Die, wohl bewacht,
Uns glücklich macht.
Heinrich Martin
Um Einfluß quält sich Stolz; der Geiz, daß Geld sich mehre;
Der Höfling im Palast dient schwer um Schein und Ehre!
Der Glückliche lebt sich; in seiner freien Brust,
Da ist sein Stolz, sein Ruhm, sein Reichtum, seine Lust!
Frei wollt ihr alle sein und fesselt euer Leben!
Kehrt zur Natur zurück, nur sie kann Frieden geben!
Siegfried August Mahlmann
Zu glücklich und zu heiter
Wär' unser Los auf Erden,
Wenn unsre Jugendzeit, wo doch noch Wonnen,
Wenn auch aus Leidensbronnen,
Erglühn, andauerte durchs ganze Leben.
Zu mild wär' der Beschluß auch
Der Götter, der zum Tod verdammt das Leben,
Wenn nicht auch noch des Lebens letzte Hälfte
Zuvor uns düstrer machte
Das Schicksal, als den Tod, vor dem wir beben.
Als würdige Erfindung
Unsterblich weiser Geister
Und letztes Übel gaben uns die Götter
Das Alter, wo die Sehnsucht
Noch währet, doch...
Giacomo Graf Leopardi
Großes Kind
Wann ich im Herzen glücklich war,
O Freunde, heute früh.
Ich schnitt mir ab ein Weidenpaar
Und nachher schält' ich sie.
Und warf stillachend Stab um Stab
Weit in den Rauschebach,
Und ging dem flinken Auf und Ab
Zerschäumter Wellen nach.
Und lief auch beinah so geschwind
Als wie mein Ästepaar,
Als wär' ich noch ein kleines Kind,
Nicht große dreißg Jahr.
Das, Freunde, will ich euch gesteh'n,
Gab Früh- und Frohgefühl.
Ich habe Menschen nicht geseh'n,
Drum ward ich Kind im Spiel.
Ludwig Jacobowski
Ich träumte
von einem schmetterling,
der flatterte
um mich herum.
er streichelt
mich sanft am kopf
und kitzelt
meine ohren.
seine flügel
streichen sacht
über meine wangen
und dann landet er
auf meiner nase.
ich erwache
neben dir
und bin glücklich,
daß du nicht
davongeflogen bist.
Alexandra Maria Huber
Zweifel
Lohnt es sich noch, den Baum zu pflanzen?
Werd ich sein Wachsen und sein Blühen seh'n?
Denn Tag für Tag verkürzt er sich, mein Lebensfaden,
und irgendwann wird er zu Ende geh'n.
Drum sorg ich mich: Wann wird mein Baum
zum ersten Male Früchte tragen,
und wer holt dann die Ernte ein?
Ich wünsche mir, es ist ein Mensch,
der diese Äpfel liebt wie ich –
dann würd' ich glücklich sein!
Egal was wird, ich pflanze ihn,
vielleicht hol ich ja selbst die Ernte ein.
Regina Hesse